Afrika erhält Hilfe aus Aeschi
03.11.2023 GesundheitDank Michèle Fuhrer aus Aeschi verfügt ein Spital in Marokko nun über ein Diagnosegerät für zystische Fibrose. Die Medizinstudentin hat es selbst überbracht – und plant jetzt einen Einsatz in Ghana.
PETER ROTHACHER
Erst als ...
Dank Michèle Fuhrer aus Aeschi verfügt ein Spital in Marokko nun über ein Diagnosegerät für zystische Fibrose. Die Medizinstudentin hat es selbst überbracht – und plant jetzt einen Einsatz in Ghana.
PETER ROTHACHER
Erst als gelernte Drogistin hat sich Michèle Fuhrer fürs Medizinstudium entschieden und steht mittlerweile im neunten Semester. Ihre Doktorarbeit ist dem Thema «Zystische Fibrose in Afrika» gewidmet. Dabei wird sie von Professor Abriel Hugues betreut. Der Leiter des Instituts für Biochemie und Molekulare Medizin (IBMM) in Bern hatte seinerseits einen Sabbatical-Aufenthalt in Kongo und Marokko auf das genannte Thema ausgerichtet. «Zystische Fibrose, eine auch als Mukoviszidose bekannte, genbedingte Stoffwechselerkrankung, wird in der Schweiz in aller Regel schon beim Neugeborenen-Screening erkannt», erklärt Michèle Fuhrer. Dank einer entsprechenden Behandlung habe ein diagnostiziertes Kind hierzulande eine Lebenserwartung von 50 bis 60 Jahren. «Ganz anders beispielsweise in afrikanischen Ländern: Wenn dort einem Kind die entsprechende Therapie fehlt, sinkt die Lebenserwartung auf gegen 20 Jahre.»
Erfolgreiches Crowdfunding
Aufgrund dieser Erkenntnis lancierte die angehende Ärztin zusammen mit ihrer Mitstudentin Nada El Makhzen aus Marokko ein Crowdfunding-Projekt zur Finanzierung von Diagnosegeräten für Afrika. Und es hat funktioniert: Mit dem Geld konnten drei Geräte erworben werden. «Eines hat eine Kinderärztin für den Kongo abgeholt, das zweite Diagnosegerät habe ich nach Marokko gebracht und das dritte ist für Kenia vorgesehen», sagt Michèle Fuhrer.
Vor rund einem Monat sind die beiden Studentinnen zusammen mit Abriel Hugues und Patricia Teixidor, einer PR-Freelancerin aus Spanien, für vier Tage nach Marokko gereist. Die Aeschinerin berichtet: «Wir sind nach Casablanca geflogen und haben von dort nach dreistündiger Autofahrt Fès erreicht. Ziel war das dortige Spital, für das unser Diagnosegerät bestimmt war.» Das Team überbrachte nicht nur das Gerät, sondern schulte auch das Personal im Umgang damit.
Ein Schritt in die richtige Richtung
In der Folge wurde das Gerät sogleich bei einem vierjährigen Buben mit entsprechenden Symptomen angewandt. Und tatsächlich sei dieser erste Test gleich positiv ausgefallen, so Fuhrer. «Während der dortige Arzt und die Mutter des Kindes die Diagnose akzeptierend zur Kenntnis genommen haben, bin ich erschrocken», räumt sie ein. «Wie geht es jetzt für den Jungen unter den afrikanischen Verhältnissen weiter? Was bringt ihm die Diagnose persönlich? Und wie verbreitet ist wohl die zystische Fibrose auf dem gesamten Kontinent?»
Irgendwo müsse man jedoch anfangen – und schon die Möglichkeit des Diagnostizierens als Erfolg betrachten, hält die 27-Jährige heute fest. Zusammen mit Nada El Makhzen hofft sie, mit dem Forschungsprojekt etwas zur Verbesserung der Situation beizutragen: «Vielleicht ist man in ein paar Jahren auch in den afrikanischen Staaten bezüglich des Gesundheitswesens weiter. Falls sich für die Pharmaindustrie und Medizintechnikfirmen ein entsprechender Markt eröffnet, könnten Geräte und Therapien möglicherweise günstiger werden.»
Einblick in eine andere Kultur
Der Aufenthalt in Marokko sei so oder so ein positives Erlebnis gewesen, erklärt Michèle Fuhrer. «Die nördlich gelegene Stadt Fès ist vom Erdbeben Anfang September verschont geblieben. Mit der aus diesem Land stammenden Nada El Makhzen habe ich viele überaus freundliche Leute – darunter auch Ärztinnen und Ärzte – getroffen. Dort herrscht eine ganz andere Kultur als in der Schweiz, und an einem der vier Aufenthaltstage haben wir auch eine touristische Tour unternommen.»
Unabhängig vom geschilderten Projekt plant die Aeschinerin nun ab Mitte November einen vierwöchigen Einsatz in einem Spital in Ghana. «Danach werde ich nach Kenia weiterreisen und dort noch etwas Ferien geniessen.»
Eher selten, aber teuer
In der Schweiz leiden rund 1000 Personen an zystischer Fibrose. Die Fehlfunktion eines Gens führt zu wiederkehrenden Lungeninfektionen und Problemen mit der Bauchspeicheldrüse. Wegen der verminderten Aufnahme von Nährstoffen kommt es bei betroffenen Kindern zu Wachstumsverzögerungen. Mittels Diagnosegerät – es kostet um die 10 000 Franken – wird ein auf einem schmerzlosen Stromimpuls basierender Schweisstest durchgeführt. Ein zu hoher Chloridwert deutet dann auf die Krankheit hin. Laut Michèle Fuhrer wurden in den letzten fünf Jahren neue erfolgversprechende Medikamente entwickelt. Eine entsprechende Therapie könne allerdings um die 250 000 Franken pro Jahr kosten.
PRR