Aus «hurti» wurden über vier Jahrzehnte
06.12.2022 KrattigenNach der Rekrutenschule wollte er vorübergehend im Akkord holzen, um schnelles Geld zu verdienen und dann weiterzuziehen. Doch der Plan des damals 20-jährigen Peter Rubin wurde nie Realität. Nach mehr als 43 Jahren als Gemeindeangestellter im Krattiger Werkhof ging er per ...
Nach der Rekrutenschule wollte er vorübergehend im Akkord holzen, um schnelles Geld zu verdienen und dann weiterzuziehen. Doch der Plan des damals 20-jährigen Peter Rubin wurde nie Realität. Nach mehr als 43 Jahren als Gemeindeangestellter im Krattiger Werkhof ging er per Ende November in Pension.
SONJA STEUDLER
Die Lehre als Forstwart absolvierte der aus Reudlen stammende Peter Rubin im damaligen Kreisforstamt Frutigen. Damals war er vor allem im Niesenwald tätig. Nach der Ausbildung arbeitete er für ein Jahr in Adelboden und absolvierte dann die Rekrutenschule.
Mehr als 20 Jahre verbrachte er im Wald
An seinen ersten Arbeitstag in Krattigen erinnert sich Rubin noch gut, der 11. Juni 1979 sei es gewesen. Und es ging gleich in den Wald zum Papierholz- «Byge». Es sei ein wirklich strenger Tag gewesen, meint Rubin, aber er habe sich gleich nach der RS auch ziemlich fit gefühlt.
Gut 20 Jahre – bis ins Jahr 1998 – war Rubin vorwiegend im Wald tätig. In dieser Zeit hat er 19 Lernende ausgebildet, merheitlich einheimische Burschen. Er tat dies gern und erachtet die Tätigkeit als sinnvoll: «Wenn du Junge ausbildest, musst du selbst immer auf dem neusten Stand sein», erklärt Rubin und betont, dass er noch zu allen ehemaligen Lehrlingen Kontakt pflege. Dies spricht für ihn als guten Lehrmeister. Peter Rubin ist bekannt für seine umgängliche und bescheidene Art. Einer seiner ehemaligen Lernenden war jetzt auch Rubins letzter oberster Chef – Gemeindepräsident Stephan Luginbühl.
Die Arbeit im Wald hat dem Naturliebhaber immer sehr viel Befriedigung gegeben. Dass die winzigen Bäumchen, die er im Rahmen von Wiederaufforstungen selbst gesetzt hat, inzwischen zu stattlichen Bäumen herangewachsen sind und schon in absehbarer Zeit schlagreif sein werden, erfüllt ihn mit Freude und auch ein wenig mit Stolz.
Funktion als Werkhofchef
Im Jahr 1998 übernahm Rubin die Funktion als Werkhofchef und seine Aufgaben veränderten sich. Unter anderem mussten Strassen gewischt, Strassenränder gepflegt, Brunnen geputzt, Müllsäcke eingesammelt und Container geleert werden. Auch ein grosser Teil des Unterhalts der Wanderwege auf Krattiger Gemeindegebiet gehörte fortan zu Rubins Tätigkeitsfeld und mitunter war auch sehr viel Organisatorisches zu erledigen. Im Winter nahm jeweils die Schneeräumung einen grossen Teil der Arbeitszeit in Anspruch. Die damit einhergehenden Pikettdienste bereiteten Rubin nie Mühe. Aber seine Ehefrau habe da schon manches Mal zurückstecken müssen, meint Rubin, und er sei sehr froh, dass sie ihn immer unterstützt habe.
Da Rubins Arbeit stärker in den Fokus der Einwohner rückte, erhöhte sich sein Pflichtbewusstsein zusätzlich. «Als Gemeindeangestellter musst du schon wissen, wer dir den Lohn bezahlt», sagt er, und meint damit, dass jeder Bürger auch Steuerzahler ist.
Wohnsitz hatte Rubin nie in Krattigen, ist er doch bereits in jungen Jahren der Liebe wegen auf einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb in Aris gezogen. Seine Dankbarkeit gegenüber allen Krattigern betont er mehrmals.
Der «Gmiinsmuni»
Kürzlich konnten seine Kollegen Peter Rubin noch einen wahren Schatz präsentieren. Beim Aufräumen kam im alten Forstfinel im Guppenholz der «Gmiinsmuni» wieder zum Vorschein – ein alter Halbschlitten zum Holztransport im steilen Gelände. Rubin erinnert sich noch bestens an dessen Einsätze in der Rüdelmooshalte. Jeweils einen halben Tag hätte man damit Holz schlitteln können und dann musste er wieder einen halben Tag lang geflickt werden. «Gmiinsmuni» wurde das Gefährt genannt, weil es der Einwohnergemeinde gehörte. Der Namensteil «Muni» stammt wohl von der nicht ganz einfachen Handhabung des Gefährts.
Heute möchte Rubin den Schlitten nicht mehr einsetzen. Die neuartigen Maschinen, die im Wald zur Verfügung stehen, seien schon eine Erleichterung für die schweren Arbeiten.
Natur den Enkelkindern näherbringen
Nun freut sich Hobbylandwirt Rubin vor allem darauf, mehr Zeit mit seinen beiden Enkeln zu verbringen und diesen den Umgang mit der Natur und den Tieren näherbringen zu können. Und auch seine Frau Irene wird sicher nicht traurig sein, wenn Peter gemütlich in der warmen Stube sitzen bleiben darf, statt zum Winterdienst zu eilen, sobald es zu schneien beginnt. Rubin selbst ist vor allem dankbar, dass er in den Ruhestand gehen «darf» und nicht aus gesundheitlichen Gründen «muss». «Es ist ein Glück und alles andere als selbstverständlich, wenn man auf ein Arbeitsleben zurückblicken darf, das ohne schweren Unfall verlief.» Abschliessend wünscht er seinem Nachfolger Beat Wanzenried viel Freude an seinen neuen Aufgaben als – wie die Funktion heute heisst – «Leiter Infrastruktur».
Wanzenried ist übrigens kein Neuling in Krattigen, ist er doch mittlerweile auch schon 20 Jahre bei der Einwohnergemeinde angestellt. Dass nun jemand aus den eigenen Reihen die Führungsposition übernehmen kann, hat auch Peter Rubin ausserordentlich gefreut.