Berner Seilbahnen beraten über Zukunft – «Bahnbrechende» Entwicklungen in Sicht?
22.08.2025 WirtschaftDie Delegationen der Berner Bergbahnen trafen sich am 13. August auf dem Sillerenbühl zur diesjährigen Delegiertenversammlung. Zuvor konnten Medienvertreter mit den Verantwortlichen im persönlichen Gespräch wichtige Fragen erörtern.
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Die Delegationen der Berner Bergbahnen trafen sich am 13. August auf dem Sillerenbühl zur diesjährigen Delegiertenversammlung. Zuvor konnten Medienvertreter mit den Verantwortlichen im persönlichen Gespräch wichtige Fragen erörtern.
Die Bedeutung der Berner Bergbahnen für das Berner Oberland ist sehr gross: Die Berner Bergbahnen (BBB) sind der Dachverband der Berner Seilbahnbranche und vertreten 73 Seilbahnunternehmen im Kanton Bern; darunter alle grossen und mittelgrossen Unternehmen aus den Berner Tourismusregionen. Die Seilbahnen im Kanton Bern beschäftigen insgesamt rund 3300 Mitarbeitende und erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 400 Mllionen CHF pro Jahr. Seilbahnunternehmungen (SBU) sind aber noch mehr als «nur» Arbeitgeber: Sie sind das volkswirtschaftliche Rückgrat der Berner Tourismusdestinationen und zentral für die touristische Wertschöpfung.
Weitgehend solide Geschäfte und «Good News»
Nach einem herausfordernden Sommer 2024, erfreute der Winter 24/25 mit der besten Saison der letzten Dekade, über alle Bergbahnen des Berner Verbandes gerechnet. Im aktuellen Sommer 2025 beobachtet man eine stabile Entwicklung, ja in vielen Bereichen sogsr eine Steigerung.
Die diesjährigen Steigerungen stellen schweizweit Höchstwerte dar, und die Branche blickt daher zuversichtlich in die zweite Saisonhälfte 2025.
Gute Neuigkeiten kann der Verband bezüglich seiner Ausbildungsaktivitäten vermelden: Standort Meiringen wird als Ausbildungszentrum ausgebaut.
Stellt man das in den bestehenden Rahmen, so muss man festhalten, dass ein Angebot von Aus- und Weiterbildung ist seit jeher eine Kernaufgabe des Verbandes Berner Bergbahnen ist.
Denn seit Jahren besteht ein attraktives und vielseitiges Angebot an Kursen im nationalen Ausbildungszentrum in Meiringen.
Am 30. Juli 2025 konnte jetzt Seilbahnen Schweiz, der Dachverband der Schweizer Seilbahnbranche, mit der Einwohnergemeinde Meiringen einen neuen Mietvertrag über 25 Jahre unterzeichnen. In den kommenden Jahren wird daher die dort bestehende Ausbildungsstätte zu einem innovativen und zukunftsgerichteten Ausbildungs-Campus umgestaltet. Die Ausbildung dort findet auf Deutsch statt, die französische Ausbildung dagegen in Sion.
Nachwuchskampagne: «Call of Heroes»
Um dem allseits vorherrschenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, lancierten die Berner Bergbahnen unter der Leitung des Dachverbandes Seilbahnen Schweiz eine breit angelegte Nachwuchsförderungskampagne. Dies begann mit der Kampagne «Alpine Tech Heroes», und mit den Schnuppertagen «Call of Heroes» wurde dann 2024 erstmals eine nationale Nachwuchskampagne durchgeführt, von der viele Jugendliche begeistert waren.
Nun geht die Kampagne mit zwei Schnuppertagen am 23. und 27. März 2026 in die nächste Runde. Die Seilbahnunternehmungen öffnen an diesen beiden Tagen Türen und Tore, um künftigen Berufsleuten die Berufe der Seilbahnbranche näher zu bringen.
Sorge: Klimawandel schneller als Raumplanung
Sorge bereitet der Branche die zunehmend verschärften raumplanerischen Rahmenbedingungen und die lange und kostenintensive Verfahrensdauer im Kanton Bern.
Diese hindern oder verunmöglichen gar die Umsetzung der notwendigen Transformationsprozesse der Mitgliedsunternehmungen, bedingt durch die klimatischen Veränderungen.
Die Sorge ist klar formuliert: Die gesamten Planungsprozesse hinken zeitlich der hohen Geschwindigkeit des Klimawandels und der übrigen Rahmenbedingungen (zum Beispiel der touristischen Entwicklung) hinterher. Dies führt zu einer Abkoppelung der Finanzierungsund Planungs-Fristen von den Genehmigungszeiträumen und birgt damit das Risiko des Verpassens wichtiger Marktentwicklungen. Mittels eines vom Kanton Bern unterstützten Projekts werden daher die Rahmenbedingungen und die Anpassung der Geschäftsmodelle analysiert. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, und gerade ab de 19. August wurde eine neue Daten-Erhebungsrunde bei den Berner Bergbahnen eingeläutet. Nach ersten Einblicken wird das Projekt aber auch aufzeigen, dass die Geschäftsentwicklung gerade von kleineren Bergbahnen im vergangenen Jahrzehnt deutlich kritischer geworden ist. – Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse ist erst in einigen Monaten zu rechnen.
Beispiel «Direttissima»: Projekt der Sillerenbahn
Dies ist – und man hatte sich ja auf dem Sillerenbühl getroffen – gerade bei dem sich schon seit Langem in Planung befindlichen Projekt «Direttissima» der Sillerenbahn zu beobachten. Es soll die Talstation Oey direkt (daher der Name) mit dem Sillerenbühl verbinden.
Nach ersten Vorplanungen und Begehungen in 2017/18 wurde das Projekt 2021 eingereicht. Im Juli 2023 waren noch sieben Einsprachen anhängig, von denen bis September 2023 die meisten erledigt waren. Im November 2023 genehmigte die Gemeindeversammlung Adelboden das Projekt. Im März 2025 erfolgte dann die Genehmigung des «UeO Nr. 29a» (amtliche Bezeichnung durch das AGR, das Berner Amt für Gemeinden und Raumordnung). Dagegen erhoben drei Parteien Einsprachen, und zum jetzigen Zeitpunkt wird weiter an dem Dossier gearbeitet. Wann mit einem Baustart zu rechnen ist, ist zum momentanen Zeitpunkt noch offen. Zum Abschluss der Delegiertenversammlung zeigten sich sowohl der Verband als auch viele der anwesenden Bergbahnen-Vertreter zuversichtlich, dass mittelfristig für sehr viele hängige oder anvisierte Projekte gute Perspektiven gefunden werden können.
MARTIN NATTERER