Beziehungen knüpfen, pflegen und ausbauen
21.11.2023 AdelbodenNach sieben Jahren war es wieder so weit: Das Parkhaus verwandelte sich in einen ebenso geschäftigen wie gemütlichen Treffpunkt für AusstellerInnen und BesucherInnen. Das Volk strömte in Scharen an die sympathisch gestaltete Gewerbeschau.
YVONNE ...
Nach sieben Jahren war es wieder so weit: Das Parkhaus verwandelte sich in einen ebenso geschäftigen wie gemütlichen Treffpunkt für AusstellerInnen und BesucherInnen. Das Volk strömte in Scharen an die sympathisch gestaltete Gewerbeschau.
YVONNE BALDININI
An diesem frühen Samstagabend wandelt man besser mit dem Strom. Sonst droht der Stau. Die Erwachsenen – unter ihnen auch viele Stammgäste – tingeln von einem Stand zum anderen, verweilen plaudernd oder informieren sich, nippen an einem Glas von diesem und jenem und füllen Wettbewerbstalons aus. Kinder drehen am Glücksrad, spielen Feuerwehrmann und -frau oder verpassen beim Stand der Bäckerei Michel den «Chue-Güetzi» mit einem «Schoggiguss» Augen. Auf die Frage, ob er es bedauert, dass er seine Backwaren hier nicht veräussern darf, antwortet Geschäftsführer Markus Michel: «Nein, ich finde es gut, dass der Verkauf nicht im Vordergrund steht. Das erzeugt weniger Druck und eine schönere Atmosphäre.» Fürs Verzieren der «Chue-Güetzi» und für den Schätzwettbewerb hätte er sonst keine Zeit. Er nutze die Gelegenheit, seine Spezialitätenkörbe zu präsentieren oder seine neuen, mit Mandelgianduja gefüllten «Schoggi-Wappen» zum «Schnouse» anzubieten. Die Phase der Ausstellung erleben er und seine MitarbeiterInnen als sehr intensiv, da der Laden im Dorf am Freitag und Samstag geöffnet ist. «Dass das Gewerbe hier vertreten ist, ist wichtig für unsere Gäste, Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer», sagt Michel und spricht allen anderen Ausstellern aus dem Herzen. Berufskollege Ueli Oester – sein Geschäft liegt im Ortsteil Boden – lässt die PassantInnen sein neues Ur-Bärnerbrot probieren und erklärt ihnen die alte, beinahe ausgestorbene Getreidesorte.
Der Aufwand lohnt sich
Am Stand der Künzi + Knutti AG wird die grosse Angebotspalette des Bauunternehmens sichtbar: vom Mauerwerk und von den Aussenplatten über Fenster bis hin zum Innenausbau mit Parkettboden und Küche. Rund 14 Manntage benötigt die Firma allein für den Auf- und Abbau. Die Verantwortlichen scheuen den Einsatz nicht. «Wir wollen in Adelboden produzieren, also stehen wir zur Gewerbeausstellung», betont Verwaltungsratspräsident Oliver Künzi. Der Erfolg sei nicht messbar, aber umso grösser die Genugtuung, dass viele Einheimische, Heimweh-Adelbodner und ZweitwohnungsbesitzerInnen am Stand vorbeischauen. Peter Künzi, Abteilungsleiter Planung, doppelt in bester Laune nach: «Es sind wunderbare Tage und Abende. Wir treffen so viele bekannte Gesichter.»
Auch Manfred Schmid vom gleichnamigen Käsespezialitätengeschäft schätzt die Gewerbeschau – trotz des Aufwandes: «Es ist ein Ort der Begegnung. In meinem Laden bewege ich mich oft hinter den Kulissen. Hier ergibt sich die Chance, entspannt mit meinen KundInnen zu ‹dorfe›.» Nur wer zuerst säe, könne anschliessend ernten.
Am Stand von Crazy Sports ist die Saat aufgegangen. Ein farbiger Skidress sticht hier ins Auge. «Eine Kundin hat ihn am Freitag entdeckt und heute im Laden erworben», erzählt Inhaber Bruno Mathys.
Nostalgie beim Apotheker
Auch wenn laut Andreas Kallen, dem Agenturleiter der Spar-und Leihkasse Frutigen, banktechnisch nicht allzu viel laufe, habe sich die Teilnahme «mehr als gelohnt»: «Wir knüpfen, pflegen und bauen Beziehungen aus.»
Beim Regal des Apothekers Beat Inniger kommt Nostalgie auf. Ältere BesucherInnnen erinnern sich wohl noch an die Zeiten, in denen man kleinere Verletzungen mit Merfen Orange bepinselte und Schnittwunden mit Sparablanc zupflasterte.
Ein Einheimischer erkundigt sich beim Platz der Schneiderei Buch & Tuch Couture Schwarz, ob sich der Riss in seiner Daunenjacke flicken lasse. Mitarbeiterin Isabelle Schneider klärt ihn auf und erwähnt beiläufig weitere Dienstleistungen der Firma. Dazu gehört die Massanfertigung von Kleidern, die gleich an der Modenschau vielfältige Beachtung finden wird. Kurz vor 19.30 Uhr lichtet sich der Besucherstrom an den Ständen. Die Bühne in der oberen Etage wird zum Laufsteg von Couture Schwarz. Gleich nebenan stillt man seinen Appetit mit Schweinshaxe, «Güggeli», Älplermagronen und anderem.
Das Fazit des OK-Chefs
OK-Präsident Fritz Künzi ist am Sonntagabend rundum zufrieden. «Das Engagement der Aussteller hat mich genauso überwältigt wie die Masse an zufriedenen und interessierten BesucherInnen», meint er. Künzi verhehlt nicht, dass zu seiner Enttäuschung etliche Gewerbetreibende der Ausstellung fernblieben, was dafür aber mehr Freiraum schuf. Der OK-Chef fühlte den Puls der Mitglieder. Er stellte fest: Ein Siebenjahres-Rhythmus wäre durchaus gewünscht.
Der überzeugte Gewerbler hat den Grossanlass zum letzten Mal organisiert. «Ich höre nach diesem Erfolg mit schwerem Herzen auf», lässt er wissen, atmet tief durch und gönnt sich ein wohlverdientes Bier.