Blick in Wohlstandsglut
12.11.2024 FrutigenGemäss dem Bundesamt für Umwelt rezyklieren Schweizerinnen 80 Prozent des Altpapiers, 83 Prozent der PET-Flaschen, 91 Prozent der Alu- und Weissblechdosen und 97 Prozent des anfallenden Altglases. Das ist rekordverdächtig viel – aber doch nur gut die Häfte des ...
Gemäss dem Bundesamt für Umwelt rezyklieren Schweizerinnen 80 Prozent des Altpapiers, 83 Prozent der PET-Flaschen, 91 Prozent der Alu- und Weissblechdosen und 97 Prozent des anfallenden Altglases. Das ist rekordverdächtig viel – aber doch nur gut die Häfte des gesamten Abfalls. Der Rest, immerhin rund 330 Kilogramm pro Person, landet in Kehrichtverbrennungsanlagen, ein Grossteil davon als Plastikmüll. Thermische Verwertung nennt sich diese Entsorgung etwas beschönigend. Doch interessant ist auch dieser Prozess, wie Schulklassen aus Frutigen erfahren konnten. Im Rahmen einer Projektwoche zum Thema Abfall besuchten sie unter anderem die Kehrichtverbrennungsanlage in Thun.
In der vergangenen Woche beschäftigten sich alle fünften und sechsten Klassen der Schule Widi mit den Themen Abfall und Entsorgung. Vor allem die Sammlung in der Gemeinde und die Exkursionen hinterliessen bleibende Eindrücke.
MARTIN WENGER
In den Sommerferien hatten die Lehrkräfte der fünften und sechsten Klassen der Schule Widi beschlossen, eine besondere Projektwoche zum Thema Abfall zu gestalten. Angesichts der wachsenden Bedeutung eines nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen und der Vorgabe des Lehrplans, sich damit auseinanderzusetzen, wollten sie den Schüler-Innen ein praxisorientiertes und tiefgehendes Verständnis für Abfallvermeidung vermitteln. Das Resultat war eine abwechslungs- und lehrreiche Woche, die aus verschiedenen Workshops und Unterrichtseinheiten bestand. In Mathematik berechneten die Klassen die Menge des anfallenden Abfalls, im Sprachunterricht setzten sie sich mit dem Thema in Form von Geschichten auseinander. Im Fach Musik wurden aus alten Plastikflaschen improvisierte Instrumente gebaut, und im Werkunterricht entstanden aus recycelten Materialien praktische Gegenstände wie Portemonnaies und Handyhalter.
Die Ausmasse des Litterings
Höhepunkte der Woche waren die Exkursionen zur ARA Uetendorf und zur AVAG in Thun, bei denen die Kinder vor Ort die Prozesse der Abfallverwertung und -entsorgung kennenlernten. Diese Ausflüge vermittelten ihnen auf eindrucksvolle Weise die Zusammenhänge in der Abfallwirtschaft sowie deren Bedeutung. Auch ganz praktisch befassten sich die Schülerinnen mit dem Thema: In Zusammenarbeit mit der Gemeinde gingen sie gruppenweise auf Kehrichtsammlung in Frutigen. Was sie dabei alles fanden, versetzte sie in Staunen und machte ihnen die Dimension des sogenannten Litterings (also des Liegenlassens oder Wegwerfens von Abfall) und die Notwendigkeit eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Müll deutlich.
Motiviert, Verantwortung zu übernehmen
Die Rückmeldungen der Fünft- und Sechstklässerinnen waren durchwegs positiv. Vielen war unter anderem die Problematik des Kunststoffabfalls (Mikroplastik) zuvor nicht bewusst gewesen. Alle Ausflüge hinterliessen einen bleibenden Eindruck. Diese intensive Woche bot den Schülerinnen und Schülern nicht nur wertvolle Einblicke in die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, sondern motivierte sie auch dazu, selbst aktiv zu werden und Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen.