Blutauffrischung und mahnende Worte
25.02.2025 FrutigenEin jugendlicher Neuzugang und drei Rücktritte im Vorstand, eine defizitäre Festivalrechnung 2024 und ein nicht nur optimistischer Blick in die Zukunft: Diese Themen prägten die Hauptversammlung des Vereins Swiss Chamber Music Festival am Samstag in der Badi Lounge. ...
Ein jugendlicher Neuzugang und drei Rücktritte im Vorstand, eine defizitäre Festivalrechnung 2024 und ein nicht nur optimistischer Blick in die Zukunft: Diese Themen prägten die Hauptversammlung des Vereins Swiss Chamber Music Festival am Samstag in der Badi Lounge.
RETO KOLLER
Nach einer stimmungsvollen Videoproduktion zum Festival 2024 mit dem fulminanten Auftritt der Formation Sarahbanda mit der Weltklasse-Hornistin Sarah Willis stellten Yannick Brunner und Tino Wand!uh die Aktivitäten und die kommenden Projekte des Vereins Kander Kultur vor. Dieser war Gastgeber der Hauptversammlung des Vereins Swiss Chamber Music Festival.
In dessen Vorstand kommt es zu diversen Veränderungen. Drei Mitglieder, namentlich Magdalena Schatzmann, Martin Indermühle und Reto Koller, verlassen den Vorstand. Präsident Peter Wüthrich bedauerte insbesondere den Rücktritt des Einheimischen Martin Indermühle, der das Gremium nach nur zweijähriger intensiver Mitarbeit aus persönlichen Gründen wieder verlässt. Umso mehr freute sich der Präsident über den Einzug des erst 20-jährigen Adelbodners Lukas Büschlen. «Er wird einen jugendlichen Wind in den Vorstand tragen und uns helfen, neues Publikum für unsere Konzerte zu gewinnen», meinte Wüthrich. Büschlen besuchte als Neunjähriger sein erstes Konzert und war begeistert vom Gebotenen. «Die Leidenschaft für die klassische Musik hat mich schon damals gepackt und nie mehr losgelassen», liess er wissen.
Trotz roter Zahlen gesunde Bilanz
Vorstandsmitglied Anke Lock und die Geschäftsführerin Christine Lüthi erläuterten die Rechnung 2024 und das Budget für das neue Festivaljahr. Die Aufwände für das Eröffnungskonzert mit der weltweit auftretenden kubanischen Formation Sarahbanda unter der Leitung der ersten Hornistin der Berliner Philharmoniker, Sarah Willis, zeigten die Grenzen der Finanzierungsmöglichkeiten auf. Dies betrifft nicht etwa nur die Gage für das 13-köpfige Orchester, sondern auch die teuren Installationen in der Bushalle der AFA. Sie musste für den Auftritt mit Bühne, Ton- und Lichtinstallationen, Dekomaterial sowie Sitz- und Konsumationsgelegenheiten für 300 Personen ausgestattet werden. Trotz des Fehlbetrages von rund 17 000 Franken verfügt der Verein dank einer grosszügigen Spende und dem Gewinn des grossen Kulturpreises des Kantons Bern 2023 noch über genügend Eigenkapital, um das Festival zumindest finanziell nicht einknicken zu lassen. Die Ausgabe 2025 wird wieder auf etwas bescheidenerem Feuer gekocht und sollte mit einem ausgeglichenen Ergebnis abschliessen.
«Adelboden muss sich zum Festival bekennen»
In seinem Ausblick auf die Zukunft fand Vereinspräsident Peter Wüthrich unmissverständliche Worte: «Es braucht ein klares Bekenntnis von Adelboden zu unserem Anlass. Wollt ihr uns, oder wollt ihr uns nicht?» Der Bieler anerkannte zwar die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde und die Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg (TALK) AG. Er vernehme jedoch aus wichtigen Institutionen im Lohnerdorf immer wieder Äusserungen über das Festival, die der Vorstand als demotivierend empfinde. Er und seine KollegInnen verspürten eher eine wohlwollende Gleichgültigkeit als ein «Feu sacré» für die mittlerweile 14-jährige Veranstaltung, kritisierte Wüthrich. Der Vorstand hat in den vergangenen Monaten intensiv über die Zukunft des SCMF diskutiert und sich dabei ernsthaft mit der Frage auseinandergesetzt, ob Adelboden der richtige Platz für das in der klassischen Musikszene zunehmend anerkannte Festival sei. Wüthrich liess wissen, dass er auf die Mitgliederversammlung 2026 zurücktreten werde. «Nun braucht es zwingend Persönlichkeiten aus Adelboden, die den Verein noch besser im Kandertal verankern können», rief er ins Publikum.Trotz aller Skepsis blieb der Präsident zuversichtlich: «Es lebe das Swiss Chamber Music Festival!», lautete sein letzter Ruf, bevor er die Versammlung schloss. Der Ausspruch mag ganz im Sinne des neuen Vorstandsmitglieds Lukas Büschlen gewesen sein.

