Botanisches in Öl und Figürliches in Eisen
12.09.2025 AdelbodenWie jedes Jahr organisierte das Ehepaar Bleisch anlässlich des Swiss Chamber Music Festivals in seiner Galerie am Fichtenweg eine Ausstellung. Diesmal stellen Susanne Jungen und Peter Wüthrich ihre Arbeiten aus. Ergänzt werden die Kunstwerke mit Panoramabildern von Walter ...
Wie jedes Jahr organisierte das Ehepaar Bleisch anlässlich des Swiss Chamber Music Festivals in seiner Galerie am Fichtenweg eine Ausstellung. Diesmal stellen Susanne Jungen und Peter Wüthrich ihre Arbeiten aus. Ergänzt werden die Kunstwerke mit Panoramabildern von Walter Bleisch.
Kurz vor 17 Uhr stiegen am letzten Montag zahlreiche kunstinteressierte BesucherInnen die steile Treppe zur Galerie Fichtenweg hoch. Wie bei jeder dortigen Ausstellung zeigte Walter Bleisch den Anwesenden an der Vernissage kurze Filmporträts über die ausstellenden Kunstschaffenden, dies anstelle einer Rede. Die filmische Einführung gibt jeweils einen spannenden Einblick über die Entstehung der ausgestellten Werke.
Blumen, Früchte und Gemüse naturalistisch und abstrakt gemalt
Schon beim Betreten der Galerie fallen die grossflächigen Ölgemälde von Susanne Jungen ins Auge. Für ihre präzis gemalten Bilder liess sie sich von der amerikanischen Künstlerin Georgia O`Keeffe inspirieren. Stillleben mit Obst oder Trauben und eine übergrosse Pfingstrose sind sehr naturalistisch, fast fotografisch genau, gemalt. Daneben hat es Darstellungen von Querschnitten durch Gemüse, zum Beispiel einem Fenchel, der wie durch die Lupe betrachtet abgebildet ist.
Die Gemälde wirken durch diese Sichtweise sehr abstrakt. Bei allen ihren Bildern legt Susanne Jungen grossen Wert auf harmonische Farbverläufe.Dazu meint sie: «Ich feile oft stundenlang mit Pinsel und Tuch an den Übergängen, bis sie mich zufriedenstellen.» Ihr kunstmalerisches Können hat sie weitgehend autodidaktisch erworben. Zusätzlich zu den Ölbildern sind Arbeiten aus ihrer Zeit als Töpferin zu sehen.
Kindheitserinnerung führt zu künstlerischer Tätigkeit
Zwischen Susanne Jungens grossen Bildern stehen verschiedene Eisenskulpturen von Peter Wüthrich. Sein Schulweg führte ihn an einer Schmiedewerkstatt vorbei, er verweilte dort jeweils gerne und schaute beim Beschlagen der Pferde zu. Die Arbeit unter Einbezug der vier Elemente Erde, Feuer, Luft und Wasser faszinierte ihn. Jahre später erfüllte er sich den Kindheitstraum und besuchte einen Schmiedekurs auf dem Ballenberg. Danach erhielt er die Gelegenheit, in zwei verschiedenen Schmieden in Wattenwil und Leuzingen seine abstrakt gehaltenen Werke herzustellen. «Wenn man das Eisen aus dem Feuer nimmt, muss schnell gearbeitet werden», sagt Peter Wüthrich. Darum macht er vorgängig Zeichnungen und Notizen, damit er beim Herstellen einer Plastik nicht mehr lange überlegen muss. Seine Skulpturen, wie die ausgestellten Zypressen, bestechen durch ihre sachlichen und schlichten Formen. Für seine vielfach eher kleinen Eisenplastiken sucht er gerne aussagekräftige Titel, die die Leute ebenso ansprechen wie die Kunstwerke selbst.
CORINA SCHRANZ-LINDT
Infos: Galerie Fichtenweg, Fichtenweg 3A, Adelboden. Die Ausstellung dauert bis am 10. Oktober 2025. Öffnungszeiten: Ab 17 Uhr / nach Vereinbarung, Tel. 079 245 20 26, wbleisch@mac.com.
ZU DEN PERSONEN
Susanne Jungen: Sie wuchs in Forch (Zürcher Oberland) auf und absolvierte eine Lehre als Baumalerin, da sie schon damals gerne mit Farben arbeitete. In jungen Jahren gönnte sie sich eine Auszeit und kam als Sennerin nach Adelboden. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen und half ihm einige Jahre in seinem Malbetrieb. Später sattelte sie um und führte eine Töpferei im Boden. So begann ihre künstlerische Tätigkeit. Wegen Rückenproblemen musste sie diese nach etlichen Jahren aufgeben. Ab 2014 begann sie mit der Malerei. Zuerst arbeitete Susanne Jungen mit Pastellkreiden und stellte anschliessend auf Ölfarben um. Ihre Bilder zeigt sie zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.
Peter Wüthrich: Er wuchs im Seeland auf und wohnt heute in Biel. Wü, wie er sich nennt, arbeitete 32 Jahre als Sportlehrer in Magglingen. Daneben engagiert er sich als Vorstandsmitglied beim Swiss Chamber Music Festival. Bei einem Gespräch unter Kollegen erwähnte er den Wunsch, schmieden zu können. Kurz darauf besuchte er den ersten Kurs und diese Tätigkeit liess ihn nicht mehr los. 2010 und 2011/12 nahm er an Gruppenausstellungen teil und 2015 machte Peter Wüthrich die erste Einzelausstellung. Vor drei Jahren folgte in einer Industriehalle in Nidau eine grosse Werkschau.
CS