(Br)enzlig und humorvoll

  09.02.2024 Frutigen

Am Sonntag unterhielt der Komiker Simon Enzler das Publikum in der voll besetzten Badi Lounge aufs Köstlichste.

MARTIN WENGER
«Proscht!» Simon Enzler zeigt auf die Gläser der Gäste der vordersten Reihe, die auf der Bühne stehen, und begrüsst in seinem unverwechselbaren Appenzeller Dialekt das Publikum. Die Einrichtung der Bühne ist denkbar einfach: Ein Tischchen mit einem Glas. «Ou, habt ihr in Frutigen grosse Kirschgläser», kommentiert er und nimmt einen kräftigen Schluck – natürlich begleitet von einer passenden Mimik, die er im Laufe des Abends in beeindruckender Weise den entsprechenden Szenen anpasst.

«Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Was für die Partnerwahl im Kanton Innerrhoden gilt, stimmt im Prinzip auch im Journalismus», findet der Komiker. Deshalb entnehme er seine Informationen dem Gemeindeblatt, meist genüge ihm die Lektüre des Titelblatts und davon die Meldungen aus dem Inland (Gemeinde) und allenfalls noch aus dem Ausland (sprich: Rest des Kantons).

«Verstehen Sie das?»
In «brenzlig» regt sich Enzler auf – eigentlich über alles: Das Weltgeschehen und die Energiepreise, die so sehr gestiegen seien, dass ein voller Benzintank bereits der Erbschaft angerechnet werden müsse. Auch die unsäglich nervtötenden Laubbläser kommen an die Reihe, die Klimajugend, die Planung und der Bau seines Privatbunkers und die veränderten Berufswünsche von heute. Und wenn mindestens zwei Personen an einem Tisch sitzen und Social Media betreiben, einfach ohne Media, dann nenne man das «Stammtisch». Gekonnt springt Enzler im Laufe des Abends immer wieder vom einen Thema zum anderen und zurück. Ab und zu wendet sich der Comedian an das Publikum: «Verstehen Sie das? Gmeen …Gemeinde …» Eine Übersetzung ins Hochdeutsche ist des Öfteren hilfreich, da einige seiner Ausdrücke durchaus einer Erklärung bedürfen.

Eine Zugabe gegen Zugaben
Die einzigartige Atmosphäre der Badi Lounge eignete sich perfekt für den Auftritt von Simon Enzler. Man wähnte sich daheim in der guten Stube, und dem Comedian ging es sichtlich ebenso.

Eine Zugabe gab es trotzdem nicht – oder in gewisser Weise doch: Den Wunsch eines Zuschauers nach einem typischen Appenzellerwitz fand Enzler völlig daneben. Er meinte, einer Kassierin, die gerade ihren Job gemacht habe, sage man auch nicht: «Tippen Sie doch noch ein bisschen weiter!» Und den Zahnarzt fordere man auch nicht nach dem erfolgreichen Ziehen eines Zahnes auf: «Komm, zieh noch einen mehr!» Wenn etwas fertig sei, dann sei es fertig: «Es het, solang’s het» – und damit ging der Abend mit grossem Applaus zu Ende.


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