Daniela Schneiter Bichsel: Theaterfrau mit Herz und persönlicher Handschrift
05.09.2025 KulturWenn Daniela Schneiter Bichsel Regie führt, entstehen keine lauten Inszenierungen, sondern feine, berührende Momente, die das Publikum auf eine Gedankenreise mitnehmen. Seit über vierzig Jahren ist das Theater ihre Leidenschaft – und seit 2017 auch ihre Bühne als ...
Wenn Daniela Schneiter Bichsel Regie führt, entstehen keine lauten Inszenierungen, sondern feine, berührende Momente, die das Publikum auf eine Gedankenreise mitnehmen. Seit über vierzig Jahren ist das Theater ihre Leidenschaft – und seit 2017 auch ihre Bühne als Regisseurin. Damals inszenierte sie erstmals allein das Stück «Stiller Tod» im Schloss Thun, im Rahmen von «Theater am Tatort».
Die gebürtige Bernerin ist Mitglied der ersten Stunde bei der Theatergruppe Uetendorf (TGU), die später zur MundArt-Bühne Uetendorf wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Autor und Theatermacher Ueli Bichsel, hat sie acht Produktionen als Co-Regisseurin oder Regisseurin begleitet, allesamt Uraufführungen. Alte, verstaubte Stücke interessieren sie nicht. Daniela Schneiter Bichsel liebt das Neue, das Unverbrauchte, das Überraschende. «Ich liebe, was ich mache – in jedem Moment». Dabei bringt sie nicht nur künstlerische Erfahrung mit, sondern auch eine beeindruckende Lebensgeschichte: Nach ihrer Lehre als Friseurin und der Ausbildung zur Maskenbildnerin führte sie über 32 Jahre ein kleines Coiffuregeschäft – 15 Jahre im Lerchenfeld und 17 Jahre in Hünibach.
Während eines achtjährigen Unterbruchs bildete sie sich zur Spielgruppenleiterin weiter und leitete sechs Jahre lang eine Spielgruppe in Sigriswil. Parallel dazu arbeitete sie im Ticketing bei «In Szene Ticket», das eng mit den Thunerseespielen verbunden war. Bei den Tellspielen Interlaken war sie ebenfalls aktiv. Von 2016 bis 2018 war sie hier für die Maske verantwortlich und kümmerte sich um die kleineren Szenen, während ihr Mann die Massenszenen inszenierte.
Seit dem 1. Mai 2025 befindet sich Daniela im Frühruhestand – doch von Ruhe kann keine Rede sein. Theater bleibt ihr kreativer Lebensraum. Der «Frutigländer» hat sich mit Daniela Schneiter Bichsel unterhalten.
Daniela Schneiter Bichsel, was verbindet Sie mit dem Frutigland?
Meine Wurzeln liegen dort. Meine Mutter, Gertrud Rieder – genannt Trudi – wurde 1930 als jüngstes von neun Kindern in Adelboden geboren. Mein Vater, Peter Schneiter, kam 1936 in Frutigen zur Welt. Als er elf war, verlor er seine Mutter aufgrund einer Lungenentzündung. Wir drei Töchter – Manuela, Daniela und Brigitte – verbrachten viele Sonntage in Adelboden, besuchten die Familie meiner Tante. Dort lernte ich im Freibad schwimmen und auf dem Hahnenmoos bei Skilehrer Toni das Skifahren. Das Frutigland ist für mich ein Stück Heimat.
Haben Sie schon im Frutigland Regie geführt oder Theater gespielt?
Nein, bisher nicht. Aber wer weiss, was noch kommt.
Was zeichnet Ihre Regiehandschrift aus?
Ich denke, es sind die feinen, emotionalen Momente, die das Publikum berühren und auf eine Gedankenreise mitnehmen. Ich liebe es, wenn ein Stück nicht nur unterhält, sondern auch beim Publikum nachhallt.
Was ist Ihnen bei der Inszenierung besonders wichtig – Tonalität, Stil, Rhythmus, visuelle Gestaltung?
Alles. Das Publikum von heute muss auf allen Ebenen angesprochen werden. Es soll ein homogenes Ganzes entstehen. Ich arbeite mit einem grossartigen Team zusammen: Bühnenbildner Dany Rhyner, Licht- und Tontechniker Beat Jörg, Kostümbildnerin Tina Fassbind, Autor Ueli Bichsel, einer engagierten Projektleitung und einem tollen Ensemble. Gemeinsam schaffen wir etwas Besonderes.
Wie holen Sie das Beste aus Ihren Darstellerinnen und Darstellern heraus?
Ich versuche, mit Worten und Erklärungen die Charaktere der Figuren greifbar zu machen. So entsteht ein möglichst natürliches Spiel. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen und gemeinsam in die Tiefe zu gehen.
Wie viele Stücke haben Sie bereits inszeniert?
In acht Produktionen war ich als Co-Regisseurin oder Regisseurin aktiv. Jedes Stück war eine neue Reise.
Was bereitet Ihnen bei der Regie am meisten Freude?
Das Miteinander, etwas gemeinsam zu kreieren. Das Kopfkino, das beim Lesen eines Stücks entsteht, und dann alles Schritt für Schritt mit dem Ensemble umzusetzen – das ist für mich pure Magie.
Gibt es ein Stück, das Sie unbedingt noch aufführen möchten?
Alle, die noch geschrieben werden. Ich mag keine alten, verstaubten Stücke. Ich hatte bisher das Privileg, alle Stücke meines Mannes, Ueli Bichsel, als Uraufführungen inszenieren zu dürfen. Das ist ein Geschenk.
Erzählen Sie uns noch etwas über Sie persönlich. Wir wissen, Sie sind in Thun geboren und in Uetendorf gross geworden.
Ich wurde am 26. Juli 1964 geboren und bin seit 25 Jahren mit Ueli verheiratet. Aus meiner ersten Ehe habe ich drei Töchter – Andrea, Linda und Silja – alle verheiratet. Ich bin stolze Grossmutter von vier Buben zwischen zweieinhalb und sieben Jahren. Die Zeit mit ihnen ist für mich kostbar.»
Träume hat sie noch viele
Lesen, Reisen und das Theater sind Daniela Schneiter Bichsels liebsten Hobbys. Ihre Wünsche und Ziele sind es, gesund zu bleiben und das Leben gemeinsam geniessen zu können. Denn wenn der Partner 15 Jahre älter ist, verschiebt sich der Blickwinkel. Träume hat sie viele, ob daraus Ziele werden, wird sich zeigen. Eines ist sicher: Daniela Schneiter Bichsel lebt das, was sie liebt – in jedem Moment.
Aktuelles Stück: «Marie Curie auf der Bühne»
Ab dem 31. Oktober 2025 bringt das Theater am Tatort eine neue Uraufführung auf die Bühne: Marie Curie, ein biografisches Schauspiel von Ueli Bichsel, inszeniert von Daniela Schneiter Bichsel. Die Produktion widmet sich nicht der Wissenschaftlerin mit Nobelpreisen, sondern der Frau hinter dem Namen, mit all ihren Emotionen, Gedanken und Lebensstationen. «Theater soll uns mitnehmen auf eine Reise», schreibt der Autor Ueli Bichsel.
Wer war Marie Curie als Mensch?
Es zeigt Marie Curie nicht als Ikone, sondern als Mensch. In kurzweiligen Szenen berichtet die Frau aus ihrem Leben – von ihrer Studienzeit in Paris bis zu den Höhen und Tiefen ihrer Forschung. Die Bühne bleibt bewusst schlicht, fast karg, und spiegelt damit die Bescheidenheit ihres Daseins. Umso reicher sind die emotionalen Bilder, die entstehen. Die künstlerische Leitung des neuen Stücks hat die Regisseurin Daniela Schneiter Bichsel, Regieassistenzen sind Ruth Gisel und Babs Schweizer, das Bühnenbild macht Dany Rhyner, für die Kostüme ist Tina Fassbind zuständig und für die Technik Beat Jörg. Ueli Bichsel hat die Finanzen und das Administrative unter sich.
Die Premiere findet am Freitag, 31. Oktober 2025 statt. Insgesamt sind 20 Vorstellungen bis zur Derniere am Samstag, 29. November 2025 geplant. Karten sind ab sofort erhältlich.
MICHAEL SCHINNERLING