Das Abenteuer vom Niesenfuchs und dem Lichtzauber
09.09.2025 Mülenen, EmdthalAm Mittwoch erzählten Heidi Isler und Susanne Wäfler in der Niesenbahn die spannende Geschichte des Niesenfuchs. Dazu ging es zuerst mit der Bahn bis zur Mittelstation Schwandegg, später bis zum Niesengipfel. Im Anschluss bastelte jedes Kind seine eigene Laterne, welche bei ...
Am Mittwoch erzählten Heidi Isler und Susanne Wäfler in der Niesenbahn die spannende Geschichte des Niesenfuchs. Dazu ging es zuerst mit der Bahn bis zur Mittelstation Schwandegg, später bis zum Niesengipfel. Im Anschluss bastelte jedes Kind seine eigene Laterne, welche bei der Talfahrt im dunklen Tunnel angezündet wurde. Dazu sangen die Kinder gemeinsam.
Nach dem Mittag versammelten sich zwanzig aufgeregte Kinder am Fuss des Niesens. Bereit für die Geschichtenfahrt – eine ganz besonderen Reise, bei der nicht nur die Niesenbahn, sondern auch die Fantasie der Kinder in Fahrt kam. Kaum hatten sich die Türen der Bahn geschlossen, begann das Abenteuer. Zuerst galt es, die Kulisse und die Fahrt zu geniessen. Erster Halt: Schwandegg. Die kleinen AbenteurerInnen liefen von dort gemeinsam bis zum Tristhubel. Hier gab es einen Tisch mit Bänken, um den sich die Kinder versammelten.
«Das ist die Geschichte vom Niesenfuchs. Er hat lange weisse Schnurrhaare und einen buschigen Schwanz. Er wohnt in einer Höhle unter einer knorrigen alten Föhre hoch oben auf einem Berg in den Berner Alpen. Der Berg heisst Niesen und sieht aus wie eine grosse Pyramide», begann Heidi Isler. Die Kinder lauschten gespannt, als die Erzählerin mit leiser Stimme aus dem beliebten Kinderbuch von Judith Josi vorlas und von diesem geheimnisvollen, tierischen Bewohner des Berges berichtete.
Judith Josis Geschichte erwacht zum Leben
«An schönen Tagen sieht man die Niesenspitze schon von ganz weit her, vom anderen Seeufer aus, von den umliegenden Hügeln und Tälern – und dank des Niesenfuchs sogar in der Nacht», führte Isler weiter aus. «Er hat nämlich eine ganz wichtige Aufgabe. Jeden Abend muss er zuoberst auf dem Gipfel das Niesenlicht einschalten, damit der Berg auch in der Nacht, von hoch oben, aber auch von den Dörfern und Städten unten im Tal, in voller Pracht zu sehen ist. Und der Niesenfuchs vergisst seine Aufgabe nie», erzählte Isler sanft und wandte sich zu den Kindern, die gebannt an ihren Lippen hingen. Mucksmäuschenstill lauschten sie ihren Worten.
Isler wurde beim Anlass tatkräftig von Susanne Wäfler unterstützt, welche die Kinderschar mitbetreute. «Jeden Abend, im Sommer wie im Winter, macht sich der Niesenfuchs mit seinem alten Lederrucksack auf den Weg. Fern von Bahn und Pfaden geht er über Stock und Stein. Vorsichtig schleicht er sich durch dichtes Gebüsch, versteckt sich hinter Haselnusssträuchern und klettert lautlos über steile Felsen. Immer weiter den Weg hinauf. An diesem Abend hat der Niesenfuchs grossen Hunger und Durst», las Isler weiter vor und zog damit die Kinder weiter in die Geschichte: «Ihr habt doch sicher auch Durst. Nehmt doch etwas und dann fahren wir weiter zum Gipfel hoch», so Isler.
Die kleinen Gäste kamen von nah und fern
Oben im Niesendörfli versammelten sich die Kinder wieder um Isler. Diese schmunzelte über die aufmerksamen Kinder, die teilweise von weit her angereist waren. Sie erzählte, wie der Fuchs nach dem Einschalten des Niesenlichts und getaner Arbeit die Murmeltiermutter Mia trifft und ihr Tannenzapfen für ihre Kinder schenkt. «Dabei verliert er unbemerkt seinen wichtigsten Schatz: den Schlüssel fürs Licht», so die Geschichtenerzählerin, die einen grossen Schlüsselbund in die Runde zeigte. «Erst spät bemerkt er den Verlust und kann im Dunkeln nicht mehr zurück zum Gipfel. Am nächsten Morgen bittet er die Adlerdame Adele um Hilfe», las Isler weiter. Dabei zeigte sie auf eine Brille, welche Adele braucht, um noch besser sehen zu können. Und so findet die Geschichte ein gutes Ende, als die Adlerdame die Schlüsseldiebe ausfindig macht: Der Niesenfuchs konfrontiert die diebischen Dohlen und schafft es, den Schlüssel aus ihrem Nest zurückzuholen. «Dann kehrt der Fuchs erschöpft in seine Höhle zurück – erleichtert, dass das Niesenlicht weiter leuchten kann. Doch wer weiss, wenn es eines Tages nicht scheinen sollte, dann haben die Dohlen dem Fuchs wohl wieder einen Streich gespielt», schloss Isler die Geschichte. Und mit dem grossen Schlüsselbund ging es nun ganz hinauf bis zum Gipfel. Genau an die Stelle, wo der Fuchs jeden Abend das Licht einschaltet.
Nicht nur die Laternen leuchten
Anschliessend durften alle Kinder im Niesen Berghaus eine Laterne basteln. Fleissig wurde verziert und gemalt. «Es ist unglaublich: Wir haben in letzter Zeit sehr viele ausgebuchte Fahrten. Für mich ist es sehr schön, etwas mit Kindern zu machen», dabei schaute Isler in die begeisterte Kinderschar. Auf der Rückfahrt, im ersten Tunnel, wurden die Laternen angezündet. Und aus voller Kehle fingen die Kinder an zu singen: «Ich gaa mit miner Laterne und mini Laterne mit mir. Am Himmel lüchted d’Sterne, da unde lüchted miir.» Spätestens in diesem Moment drehten sich die Köpfe aller anderen Bahn-Gäste in Richtung der kleinen AbenteurerInnen. Sogar der Fahrer schaute hin und musste lächeln ob der leuchtenden Laternen und der leuchtenden Kinderaugen. «Es war prima und ich komme gerne wieder», waren sich die Kinder nach der Rückkehr einig. Seit zehn Jahren gibt es die Geschichtenfahrten, seit vier Jahren sind Isler und Wäfler dabei. Die letzte Geschichtenfahrt findet am Mittwoch, 22. Oktober, statt.
MICHAEL SCHINNERLING