Kolumne - DIE WELT UND ICH
07.11.2025 KolumneDIE WELT UND ICH
Person 1: «Digga, dieser Talahon da drüben hat mir gerade ein bodenloses Sideeye gegeben. Denkst du, er schiebt Crush auf mich?»
Person 2: «Wenn er ein Macher ist und kein goofy NPC, dann ...
DIE WELT UND ICH
Person 1: «Digga, dieser Talahon da drüben hat mir gerade ein bodenloses Sideeye gegeben. Denkst du, er schiebt Crush auf mich?»
Person 2: «Wenn er ein Macher ist und kein goofy NPC, dann wird er schon genügend Aura haben, um dich zu klären.»
Haben Sie gerade irgendetwas von dieser Konversation verstanden? Klingt fast wie eine neue Sprache, oder? Wir haben es hier mit Jugendwörtern zu tun. Eine Ausdruckweise, die meine Generation ziemlich gut beschreibt.
Da dies eines der Themen ist, bei denen ich als 17-jährige Journalistin ausnahmsweise mal besser informiert bin als meine geschätzten Arbeitskolleginnen und -kollegen beim «Frutigländer», dachte ich mir: Zeit für ein bisschen Aufklärung!
In der folgenden Liste finden Sie die Worterklärungen, damit Sie den obigen Dialog zwischen den zwei Jugendlichen entziffern können.
Digga: Kumpel, Freund;
Talahon: ein Typ, der sich durch auffälliges, selbstbewusstes Verhalten wie ein Macho aufführt;
Bodenlos: etwas Extremes oder Unglaubliches; meist negativ, kann aber auch ironisch oder überrascht verwendet werden;
Sideeye: bedeutet «Seitenblick». Wenn man jemanden misstrauisch oder abschätzend anschaut; manchmal auch, um Interesse oder Neugier auszudrücken.
Crush: Schwarm; jemand, in den man verliebt ist;
Macher: jemand, der nicht zögert, sondern Dinge anpackt und umsetzt;
Goofy: tollpatschig, komisch oder lustig; oft auf eine süsse oder peinliche Art;
NPC: kurz für «Non-Player Character»; eine Figur, die in einem Videospiel nicht vom Spieler, sondern vom Computer gesteuert wird; bezeichnet jemanden, der langweilig, unauffällig oder ohne eigene Persönlichkeit wirkt;
Aura: besondere Ausstrahlung oder Charisma;
Jemanden klären: jemanden für sich gewinnen oder im romantischen Sinn erobern;
Übrigens: Viele dieser Wörter tauchen jedes Jahr im Wettbewerb um das «Jugendwort des Jahres» auf. Seit 2008 kürt der Langenscheidt-Verlag den beliebtesten Ausdruck unter Jugendlichen.
Dieser wird nicht von Erwachsenen bestimmt, sondern durch eine öffentliche Online-Abstimmung, die jedes Jahr im Herbst ausgewertet wird. 2025 hat der Ausdruck «Das crazy» den ersten Platz belegt. Es ist ein Synonym für verrückt, krass oder unglaublich. In der Jugendsprache kann es sowohl im positiven als auch im negativen, neutralen, überraschten und ironischen Kontext gebraucht werden.
Zu meinen absoluten Favoriten gehören diese zehn Begriffe:
Swaggy: cool, stylisch, selbstbewusst; jemand mit gutem Modegeschmack oder Auftreten;
Rizzler: jemand mit viel Charme und Flirtgeschick; Jemand, der gut bei anderen ankommt;
Fr: Abkürzung für «for real»; das heisst so viel wie ehrlich oder kein Witz.
Delulu: hergeleitet von delusional; jemand, der in seiner eigenen Fantasiewelt lebt;
Cap: Lüge, Übertreibung;
Lowkey: heimlich, unauffällig, ein bisschen;
Highkey: deutlich, offen, stark ausgeprägt; Gegenteil von lowkey;
Sus: Kurzform von suspicious; verdächtig, komisch, nicht ganz vertrauenswürdig;
Bro: Kurzform von «brother»; Freund, Kumpel, Bruder; kann für Jungs wie auch für Mädchen benutzt werden;
Skibidi: wird als Audruck für völligen Quatsch oder Chaos benutzt;
Zum Abschluss eine Phrase voller Jugendwörter zum Erraten, worum es wohl geht. Wenn sie beim Entziffern nicht weiterkommen, fragen Sie doch einfach ihre Kinder, Grosskinder, Lehrlinge, Schülerinnen oder Schüler. Die helfen Ihnen bestimmt gerne weiter.
«Bro, dieser Sigma hat mit seinem Drip beim Schulball richtig geslayt. Kein Cap, das war peak! Alle so: «W move!», und ich stand da komplett lost, lowkey impressed, aber auch ein bisschen gecringed, weil der Typ literally aussah wie der Main Character straight outta Ohio.»
SARAH WNUK
SARAHWNUK@GMX.CH

