Der Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental weist 2023 gegenüber dem Vorjahr als einziger keine sinkenden Arbeitslosenzahlen aus. Weshalb das nicht tragisch ist und warum die Bevölkerungspyramide für einmal Positives bewirkt, erfährt man im kantonalen Bericht zur ...
Der Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental weist 2023 gegenüber dem Vorjahr als einziger keine sinkenden Arbeitslosenzahlen aus. Weshalb das nicht tragisch ist und warum die Bevölkerungspyramide für einmal Positives bewirkt, erfährt man im kantonalen Bericht zur Arbeitsmarktlage im Jahr 2023.
JULIAN ZAHND
Durchschnittlich lag die Arbeitslosenquote im Kanton Bern letztes Jahr bei 1,4 Prozent. Der Wert ist für die Behörden erfreulich im doppelten Sinne: Erstens ist er so tief wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Zweitens liegt er deutlich unter dem Landesschnitt von 2 Prozent. «Der Berner Arbeitsmarkt zeigte sich 2023 bemerkenswert resilient», steht denn auch im kantonalen Bericht, der die Lage im letzten Jahr analysiert.
Zwar wuchs die Schweizer Wirtschaft unterdurchschnittlich. Dennoch profitierte die Schweiz zu Beginn des Vorjahres «von einer starken inländischen Konsumnachfrage und einer robusten Nachfrage aus dem Ausland». Diese verebbte allerdings bereits nach dem ersten Quartal. Der Effekt auf die Arbeitslosigkeit kam zeitverzögert: Erst gegen Ende des Jahres stiegen die Zahlen leicht an.
Das Oberland profitierte vom Tourismus
In neun von zehn Verwaltungskreisen des Kantons Bern waren 2023 weniger Menschen arbeitslos als 2022. Die einzige Ausnahme ist Frutigen-Niedersimmental, wo die Werte stagnierten. Viel Luft nach unten gibt es allerdings auch nicht: Die Arbeitslosenquote beträgt hier 0,6 Prozent und ist damit kantonsweit die tiefste. Insgesamt führt das Berner Oberland die Tabelle an: Alle drei Verwaltungskreise wiesen 2023 eine Quote von unter einem Prozent und damit die besten Werte aus. Ein wichtiger Grund dafür ist der Tourismus: Die Rückkehr der internationalen Gäste und die grosse Nachfrage bei SchweizerInnen bescherte der Branche einen Rekordsommer. Dadurch stieg der Bedarf an Arbeitskräften, insbesondere in der Hotellerie und Gastronomie. Möglicherweise trägt aber auch ein anderer Umstand zu den grundsätzlich tiefen Zahlen bei: die Zurückhaltung der ländlichen Bevölkerung, mit den Behörden in Kontakt zu treten. Denn wer ohne Arbeit ist, sich aber nicht beim Amt meldet, taucht auch nicht in der Statistik auf. Der Arbeitsmarktbericht geht auf diesen Aspekt allerdings nicht ein.
Die demografische Entwicklung macht der Schweiz in diversen Bereichen zu schaffen, Stichworte dazu sind etwa die Altersvorsorge oder der Fachkräftemangel. Auf die Quote der Arbeitslosen allerdings hatte die sinkende Geburtenrate einen positiven Einfluss: Da weniger junge Personen den Arbeitsmarkt betraten, gab es weniger Konkurrenz. Davon profitierten alle Altersgruppen.