Wie so oft bei Ensembles oder Bands, die im Alpentheater Kiental auftreten, lassen sich auch die fünf ProfimusikerInnen von Friya – berndeutsch für die nordische Fruchtbarkeitsgöttin Freya – in keine musikalische Schublade stecken. Mit ihrem aktuellen Programm ...
Wie so oft bei Ensembles oder Bands, die im Alpentheater Kiental auftreten, lassen sich auch die fünf ProfimusikerInnen von Friya – berndeutsch für die nordische Fruchtbarkeitsgöttin Freya – in keine musikalische Schublade stecken. Mit ihrem aktuellen Programm «Niene geits» zogen sie vergangenen Samstag das Publikum in ihren Bann.
KATHARINA WITTWER
Friya, das sind vor allem Hannes Boss (Hackbrett), Daniela Mathieu (Geige) und Anna Katharina Hewer (Bassgeige). Zu ihrer Grossformation gehören zusätzlich Benedikt Utzinger (Schlagzeug, diverse Taktinstrumente) sowie die Sängerin Martina Lory. Sein Schlagzeug Marke Eigenbau hat Utzinger unter anderem mit einem Waschbrett, einem rostigen Sensenblatt und einem Dengelhammer, einem blechernen Regenwasserablaufrohr sowie mit an Schnüren aufgehängten Schneckenhäusern und einem Salatbesteck aus Plastik bestückt.
«Bruuchtum isch zum Bruuche da!»
Ungeschminkt und «grediuse» im urchigsten Berndeutsch kamen die Lieder und Tänze aus dem Emmental daher. Das Repertoire reichte dabei von etwa 1600 bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Friya spielt in der traditionellen Streichmusikbesetzung und scheut sich nicht, alte Weisen modern zu interpretieren und zu arrangieren. «Dr Trueberbueb» oder die «Lüdere-Polka» kamen mit einem Moll-Einschlag daher, und einige Liedtexte hatten sie in künstlerischer Freiheit umgestellt. Melancholisches und Trauriges – wie beispielsweise ein vertontes Gedicht von C. A. Loosli über arme Leute – wechselte sich ab mit Humorvollem, das zum Schmunzeln anregte, sowie mit «Gspässigem» und Kuriosem. In rasantem Tempo brachten Martina Lory und Hannes Boss als Duett mit Schnabelwetzer-Eigenkompositionen über Flurnamen und über Geissen das Publikum zum Lachen. Angeblich soll Jakob Ummel (1895 bis 1992) auf die Frage, ob man seine Jodellieder auch modern interpretieren dürfe, Folgendes geantwortet haben: «Losit, Bruuchtum isch zum Bruuche da!» Genau dies ist das Motto von Friya. Mit den Worten «Das isch itz cool gsy» drückte eine Zuhörerin wahrscheinlich nicht bloss ihre eigene Begeisterung aus.