Das Tropenhaus sorgt für seine Fische vor
05.03.2024 FrutigenDie Wasserversorgung für die Fischzucht soll langfristig gesichert werden. Dafür sind zwei neue Grundwasserbrunnen vorgesehen. Das Bergwasser aus dem Neat-Tunnel bleibt aber die Hauptquelle.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Gebaut wurde das Tropenhaus Frutigen, ...
Die Wasserversorgung für die Fischzucht soll langfristig gesichert werden. Dafür sind zwei neue Grundwasserbrunnen vorgesehen. Das Bergwasser aus dem Neat-Tunnel bleibt aber die Hauptquelle.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Gebaut wurde das Tropenhaus Frutigen, damit man das warme Bergwasser aus dem Lötschberg-Basistunnel effizient abkühlen konnte. Die Einleitung in die Bäche darf zum Schutz von Pflanzen und Tieren nur minime Temperaturerhöhungen der Bäche zur Folge haben, die Energie musste also möglichst sinnvoll genutzt (oder «vernichtet») werden. Erlaubt sind für die Engstlige maximal + 1,5 Grad, die Kander darf sich nach dem Zusammenfluss mit der Engstlige im Kanderspitz um 0,5 Grad erwärmen.
Die Idee, diese Energie in einem Gewächshaus für tropische Früchte und eine Fischzucht zu nutzen, hat sich als erfolgreich erwiesen. Heute gehört der Betrieb zu 100 Prozent dem Coop-Konzern – und dieser steht hinter dem Tropenhaus, sonst würden keine Ausbauprojekte geplant. Der Erfolg ist aber unmittelbar abhängig von der Menge und der Qualität des Wassers. Eine Änderung der Konzessionen soll die Versorgung langfristig sichern. Die entsprechenden Unterlagen liegen derzeit bei der Bauverwaltung Frutigen auf.
Tunnelbaustelle als Risikofaktor
Aktuell wird der Betrieb aus drei Wasserquellen gespeist: aus Tunnelwasser, aus dem Überschuss der lokalen Wasserversorgung und über einen Grundwasserbrunnen. Letzterer sei vor allem im Sommer wichtig, da die Störe kaltes Wasser bevorzugen, sagt Geschäftsführer Nicolas Buchmann. Für die Zucht ist das Wasser entscheidend. Da in Kürze mit den ersten Bauarbeiten für den Ausbau des Lötschberg-Basistunnels begonnen wird, mussten vorsorglich verschiedene Überlegungen angestellt werden. Durch den Tunnelausbruch oder eine Havarie im Berg könnte nämlich die Hauptquelle des Tropenhauses verunreinigt werden, was für die Zucht schlimme Folgen hätte. Mit zwei zusätzlichen Grundwasserbrunnen soll die kontinuierliche Wassermenge für Notfälle sichergestellt werden. «Diese dienen in erster Linie als Reserve», erklärt der Geschäftsführer.
2100 Liter pro Minute
Längerfristig wird aber geprüft, das Bergwasser rein als Energiequelle zu nutzen und komplett von der Fischzucht abzukoppeln. Fakt ist, dass sich das Bergwasser seit der Inbetriebnahme Ende 2009 leicht abgekühlt hat. Aktuell fliessen rund 2100 Liter pro Minute mit 14 bis 18 Grad Temperatur aus dem Portal in Frutigen. Dieses Wasser wird heute sowohl für die Fischzucht als auch als Wärmequelle genutzt. Es wird anschliessend gereinigt und in die Engstlige abgeleitet. Eine Trennung der Zucht vom Bergwasser würde aber mehr Grundwasser erfordern.
Der bereits bestehende und die beiden geplanten zusätzlichen Brunnen sollen künftig pro Minute je rund 1100 Liter Wasser (10 Grad) liefern. «Mehrere kleine Brunnen sind günstiger und bieten zusätzliche Sicherheit, sollte einer ausfallen. Das entspricht unserem Betriebskonzept, das alle wichtigen Anlageteile mindestens doppelt vorsieht. Vorderhand wird aber nur Grundwasser hochgepumpt, wenn dies für den Betrieb notwendig ist. Es gibt keine Dauerentnahme. Wir bereiten uns aber lieber früher als später auf allfällige Veränderungen vor», meint der Geschäftsführer. Die Fische in der Zucht sind zwingend auf gutes Wasser angewiesen und sind das lebende Kapital der Firma. Pro Jahr werden gut 240 Tonnen Fische gezüchtet, vorwiegend Egli, aber auch Sibirischer und Russischer Stör.
Keine Übernutzung prognostiziert
Der hydrologische Fachbericht geht davon aus, dass sich die Auswirkungen auf das Grundwasser auch bei der maximal durch die Konzession erlaubten Entnahme von 3200 Litern / Minute in minimalem Rahmen bewegen. Leichte Absenkungen des Wasserspiegels bei benachbarten Brunnen seien aber nicht ganz auszuschliessen.
Konzessionen werden für eine Dauer von 40 Jahren ausgestellt. Der Fachbericht bilanziert, dass auch bei längerfristiger Entnahme der Maximalmenge keine Übernutzung des mächtigen Grundwasserstroms im Kandertal zu befürchten sei. Über die Engstlige und Kander werde nämlich ein grosser Teil des hochgepumpten Wassers wieder in den Untergrund versickern.
Die Unterlagen für die Konzessionsanpassungen liegen bis am 28. März 2024 in der Bauverwaltung Frutigen zur Einsicht auf. Einsprachen sind an das kantonale Amt für Wasser und Abfall in Bern zu richten.