Das Wochenende der Sanierungsprojekte
28.11.2023 FrutigenZu mehreren Geschäften mit erheblichen finanziellen Auswirkungen durften die FrutigerInnen am Sonntag ihre Meinung kundtun: zur Sanierung und Aufstockung des Gemeindehauses, zur Mauersanierung an der Tellenburg und zur Zukunft des örtlichen Freibads. Alle Abstimmungen wurden im ...
Zu mehreren Geschäften mit erheblichen finanziellen Auswirkungen durften die FrutigerInnen am Sonntag ihre Meinung kundtun: zur Sanierung und Aufstockung des Gemeindehauses, zur Mauersanierung an der Tellenburg und zur Zukunft des örtlichen Freibads. Alle Abstimmungen wurden im Sinne des Gemeinderats entschieden.
MARK POLLMEIER
Zum Freibad lagen zwei Abstimmungsvarianten vor, deren Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen sehr unterschiedlich gewesen wären. Eine Gemeindeinitiative des Liberalen Frutigen forderte, dass die Gemeinde die Badi unverzüglich saniert. Dafür wäre ein Verpflichtungskredit von fast 2,7 Millionen Franken erforderlich gewesen. Deutlich günstiger dagegen präsentierte sich der Gegenvorschlag des Gemeinderats. Dieser sieht vor, das Freibadareal für einen symbolischen Franken an die Brügger HTB GmbH zu verkaufen, verbunden mit der Pflicht, dass die Firma die notwendigen Sanierungen vornimmt. Die Gemeinde könnte den Freibadbetrieb auch nach 2026 weiter mit Betriebsbeiträgen unterstützen, allerdings müsste darüber zunächst abgestimmt werden.
«Wir haben unser Ziel erreicht»
Angesichts der übrigen Abstimmungen, in denen es um weitere Millionenkredite ging, war absehbar, für welche Badi-Lösung sich die StimmbürgerInnen entscheiden würden. Und so fiel das Ergebnis denn auch deutlich aus. Die Variante «Gegenvorschlag» (Verkauf an die Brügger HTB) wurde mit 1795 Ja- (76,7 Prozent) zu 546 Nein-Stimmen (23,3 Prozent) angenommen. Der Vorschlag «Gemeindeinitiative» erhielt 1008 Ja- (47,3 Prozent) bzw. 1125 Nein-Stimmen (52,7 Prozent). Somit war die Stichfrage nicht mehr von Bedeutung.
«Wir haben unser Ziel erreicht: Die Badi wird saniert», kommentiert Nik Liechti, Präsident des Liberalen Frutigen und Sprecher des Initiativkomitees, den Ausgang der Abstimmung. «Ohne unsere Initiative wäre höchstwahrscheinlich länger nichts passiert, bis das Freibad irgendwann hätte schliessen müssen.» Man sei natürlich etwas enttäuscht, dass sich der eigene Vorschlag nicht durchgesetzt habe. «Aber der Gegenvorschlag der Gemeinde ist ja nicht schlecht gewesen – wir haben ihn nur als etwas zu weitgehend empfunden», so Liechti. «Nach unserer Meinung sollte eine Gemeinde nicht zu viel Land aus der Hand geben.» Liechti findet es deshalb schade, dass die Initianten nicht früher ins Boot geholt wurden, um an der «Feinjustierung» des Gegenentwurfs mitzuwirken. «Aber wie gesagt: Wir sind grundsätzlich zufrieden, dass nun etwas geht. Und wir freuen uns, dass unser Aufruf für das doppelte Ja zu den Abstimmungsvarianten so erfolgreich war. Diese Zustimmung hätten wir so nicht erwartet!»
Die Sanierung muss laut Vertrag von der Brügger HTB spätestens innerhalb der nächsten vier Jahre umgesetzt werden. Sollte dies nicht passieren, hat die Gemeinde ein Rückkaufsrecht bis 30. April 2028. Darüber hinaus besteht ein Vorkaufsrecht bis zum Jahr 2048. Gemeinderatspräsident Hans Schmid rechnet jedoch nicht damit, dass dieser Fall eintreten wird: «Man investiert ja nicht Millionen von Franken, um das Freibad dann nicht zu betreiben.»
«Wir wollen noch etwas mehr machen»
Die Brügger HTB GmbH werde nun umgehend mit dem Sanierungsprojekt beginnen, teilte das Unternehmen nach der Abstimmung mit. Zwei Jahre sind dafür veranschlagt, die Investitionssumme liegt bei etwa 2,5 Millionen Franken – «mindestens», wie Beat Brügger auf Nachfrage präzisiert. «2,5 Millionen hatte das Vorprojekt für die von der Gemeinde geforderte Sanierung umfasst – aber wir werden noch etwas mehr machen.» Geplant ist etwa, auch die Umgebung des eigentlichen Beckens zu überarbeiten und zu modernisieren. «Dort ist ja seit den Anfängen des Freibads nichts mehr gemacht worden», sagt Brügger dazu. Um zu einem stimmigen Konzept zu gelangen, wird die Brügger HTB GmbH verschiedene Experten aus den Bereichen Landschafts- und Bäderarchitektur sowie Raumplanung zurate ziehen. Schon länger hatte das Unternehmen geplant, zwischen das frühere «Frutighus» und das Hallenbad einen Zwischenbau als Durchgang zu platzieren. Schon dafür waren verschiedene Fachleute angefragt worden – «jetzt werden wir den Kreis der Experten eben noch erweitern», so Beat Brügger. «Unser Ziel ist es, ein aufeinander abgestimmtes, attraktives Gesamtpaket zu realisieren.»
Platz für die Regionale Bauverwaltung
Realisiert werden kann auch die Aufstockung und energetische Sanierung des Frutiger Gemeindehauses an der Badgasse – für die Gemeindefinanzen ein schwerer Brocken. Ein Verpflichtungskredit von 2,3 Millionen Franken ist dafür veranschlagt. Trotz der grossen Summe wurde die Vorlage mit 1421 Ja- (60,3 Prozent) zu 934 Nein-Stimmen (39,7 Prozent) gutgeheissen.
Offenbar liess sich die Mehrheit der StimmbürgerInnen von der Notwendigkeit des Ausbaus überzeugen. Dabei mag auch die geplante Regionale Bauverwaltung (BV) eine Rolle gespielt haben, die ab 2026 in dem erweiterten Gebäude Platz finden soll.
Was wäre gewesen, hätten die FrutigerInnen das Projekt abgelehnt? Wäre die gemeinsame Bauverwaltung mehrerer Gemeinden dann gefährdet gewesen? «Nein», so die Antwort von Gemeindeschreiber Peter Grossen. Der Beschluss, eine Regionale BV aufzubauen, wäre davon nicht berührt gewesen. «Aber wir hätten uns dann auf die Suche nach externen Räumlichkeiten begeben müssen», so Grossen.
Das wird mit dem Ja zur Gemeindehaus-Sanierung nun nicht nötig sein. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Frühling / Sommer 2025 ausgeführt werden. Die letzten grösseren Sanierungsarbeiten am Gemeindehaus liegen über 30 Jahre zurück.
Die Burg wird leuchten
Um eine Sanierung ging es auch bei der dritten Abstimmung. Die Umfassungsmauern und die Turmmauern der Tellenburg müssen ausgebessert werden, sodass das Gebäude wieder besser vor Feuchtigkeit geschützt ist. Auch aus Sicherheitsgründen ist eine Sanierung unumgänglich. Die Bruttokosten der nötigen Massnahmen werden mit 1,844 Millionen Franken veranschlagt. Dank Subventionen und anderer Beiträge sollen die Restkosten für die Gemeinde jedoch deutlich darunter liegen; derzeit geht man von 600 000 bis 800 000 Franken aus. Trotzdem stand der Verpflichtungskredit von über 1,8 Millionen im Raum, was zu einer vergleichsweise knappen Annahme des Projekts geführt haben dürfte. 1383 Ja- (58,6 Prozent) standen 976 Nein-Stimmen (41,4 Prozent) gegenüber.
Die Gemeinde Frutigen ist Eigentümerin der Burg, und der Gemeinderat hatte die Abstimmungsvorlage denn auch zur Annahme empfohlen. Dass es hier mehr Nein-Stimmen geben werde, habe man so erwartet, sagt Obmann Hans Schmid. Es habe im Vorfeld schon entsprechende Signale gegeben. «Wenn man dann im Gespräch die Alternative aufgezeigt hat, nämlich die Absperrung des Areals, wurde den meisten jedoch klar, dass die Sanierung wichtig ist – damit dieser wunderbare Platz für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.»
Erfreut über die Zustimmung zeigte sich auch der Verein Burgfreunde Tellenburg, dessen Mitglieder ehrenamtlich zum Erhalt der Anlage beitragen. «Passend zum erfreulichen Abstimmungsresultat wird dieses Jahr in Absprache mit der Gemeinde die Tellenburg wieder leuchten», teilte der Verein mit. Das Frutiger Wahrzeichen wird demnach vom 1. Dezember bis zum 6. Januar 2024 adventlich erstrahlen.
Die Stimmbeteiligung an allen Abstimmungen betrug 46,8 Prozent.