«Der Aufwand wurde vergoldet»
15.09.2023 AdelbodenMit einer pompösen Schlussfeier inklusive Rangverkündigung gingen letzten Samstag in Polen die EuroSkills zu Ende. Nach einer intensiven Woche konnte auch der Experte Michael Schranz aus Adelboden aufatmen und wurde indirekt mit einer Goldmedaille belohnt.
...Mit einer pompösen Schlussfeier inklusive Rangverkündigung gingen letzten Samstag in Polen die EuroSkills zu Ende. Nach einer intensiven Woche konnte auch der Experte Michael Schranz aus Adelboden aufatmen und wurde indirekt mit einer Goldmedaille belohnt.
KATHARINA WITTWER
Als Anlagenelektriker hat der Adelbodner Michael Schranz schon einige berufliche Auszeichnungen gesammelt. An den SwissSkills 2018 wurde er – kurz nach Beenden der Ausbildung – Schweizermeister. Damit qualifizierte er sich für die Teilnahme an den WorldSkills im Folgejahr, wo er als fünftbester in seinem Beruf abschloss. Doch damit noch nicht genug: 2021 nahm er an den EuroSkills teil und durfte sich die Goldmedaille umhängen lassen.
«Der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen»
Vor eineinhalb Jahren wechselte er von seinem Lehrbetrieb – der Licht- und Wasserwerk Adelboden AG – zur Firma Leu Anlagebau AG in Uetendorf und hat sich inzwischen in Richtung Automatiker weitergebildet. Auch seine Rolle an den Berufsmeisterschaften hat sich geändert: «Als ich vor rund einem Jahr angefragt wurde, ob ich an den EuroSkills als Experte amten wolle, war für mich sofort klar, dass ich diese einmalige Chance ergreife, sofern es mir mein Arbeitgeber erlaubt. Der Zeitaufwand ist nämlich nicht zu unterschätzen», so der 24-Jährige. Die Aufgabe eines Experten beinhaltet auch, die TeilnehmerInnen aus dem eigenen Land zu trainieren. Hierzu weilte Schranz seit Januar monatlich ein bis zwei Tage im Trainingscamp von eit.swiss (Berufsverband der Elektrobranche) am Zürichsee. Zusätzlich wurden die 16 ExpertInnen ebenso vieler Berufe aus der Schweiz für ihre Aufgabe fit gemacht.
Lange Tage
Am 1. September bestiegen gegen 50 Personen – Teilnehmende, Expertinnen, Teamleader, Supporterinnen und Medienleute – das Flugzeug nach Warschau. Am gleichen Abend richtete die Schweizer Botschaft für ihre Landsleute einen Empfang aus. «Zwei Tage später reisten wir Experten per Zug nach Danzig, wo am Dienstagabend im Fussballstadion die eindrückliche Eröffnungsfeier über die Bühne ging. Bereits am Vortag richteten wir die Arbeitsplätze unserer Kandidaten ein, lernten die Aufgabestellung im Detail kennen und wurden punkto Bewertung geschult.»
Die Wettbewerbstage waren lang und streng, das Mitnehmen von Handys, Tablets oder Kameras an die Arbeitsplätze untersagt. «Um 8 Uhr ging es los, Feierabend hatte ich erst, nachdem die ausgeführten Zwischenschritte bewertet waren – das war so zwischen 20 und 21 Uhr. Mit ‹meinem› Kandidaten, Sven Fellmann, durfte ich bloss am Morgen und Abend kurz reden, und nur, um ihn beispielsweise zu informieren, wenn innerhalb der Aufgabenstellung kurzfristig Änderungen beschlossen worden waren.»
Ende gut – alles golden!
Mit dem Abschluss der Arbeiten am Freitagnachmittag fiel für die Kandidaten der Druck weg. «Das war auch für mich ein emotionaler Moment», so Schranz. Sven war ziemlich ‹am Boden›, denn seiner Meinung nach war ihm das Programmieren komplett misslungen. Ich versuchte ihn zu trösten, indem ich ihm sagte, dass ich sehr stolz auf seine Leistung sei und er seine Sache gut gemeistert habe.»
Mit viel Show fand am Samstag die Rangverkündigung statt. «Die Spannung stieg und ich war wahrscheinlich nervöser als Sven. Im Kopf rechnete ich hin und her und kam zum Schluss, dass vier Teilnehmer die Podestplätze mit kleinem Punkteunterschied untereinander ausmarchen würden. Als endlich die drei besten Anlagenelektriker auf die Bühne gerufen wurden, war auch unser Land dabei. Mit einem grossen Punktevorsprung gewann Sven Fellmann aus dem luzernischen Triengen Gold. Da flossen auch bei mir die Tränen», gesteht ein nach wie vor gerührter Michael Schranz.
Ein letzter Höhepunkt fürs ganze Team war der Empfang in Zürich, dazu eingeladen waren Angehörige, Arbeitgeber und Freunde. Von den 16 Teilnehmenden aus der Schweiz kehrten zwölf mit einer Gold- und drei mit einer Silbermedaille zurück.
Schranz’ Antwort auf die Frage nach seiner persönlichen Bilanz fällt positiv aus: «Der Aufwand hat sich gelohnt! Es war ein fairer Wettbewerb, ich konnte viele Kontakte knüpfen und das Tollste war natürlich unsere Goldmedaille. Erhalte ich nochmals diese Gelegenheit, werde ich sie bestimmt wahrnehmen!»