Kolumne - Der Weg ins Klassenzimmer
26.08.2025 KolumneSechs Wochen Ferien. Kein Französisch, keine Mathematik und keine grossen Verpflichtungen. Einfach geniessen, spielen und sein. Und dann zack, ist es Montagmorgen und die Schule beginnt wieder. Die berühmten Lehrerferien, von denen alle reden, fühlen sich plötzlich ...
Sechs Wochen Ferien. Kein Französisch, keine Mathematik und keine grossen Verpflichtungen. Einfach geniessen, spielen und sein. Und dann zack, ist es Montagmorgen und die Schule beginnt wieder. Die berühmten Lehrerferien, von denen alle reden, fühlen sich plötzlich erschreckend kurz an, ausser man sitzt draussen am See und erzählt allen, wie hart man am Stoff für die nächste Klasse gefeilt hat. Früh aufstehen, einem strikten Plan folgen und weniger Freizeit. Nicht nur für die Kinder und Eltern heisst es nun, in den Schulalltag zurückzukehren, sondern auch für uns Lehrpersonen. Was ich hier über Lehrpersonen schreibe, wird natürlich nicht auf alle zutreffen. Ich kann es nur aus meiner eigenen Sicht schildern. Für mich bedeutet der Start, dass all mein Geplantes von der Theorie in die Praxis übergeht – und ich hoffe, dass es auch so funktioniert, wie ich es mir ausgemalt habe. In der Theorie sieht immer alles gut (perfekt möchte ich lieber nicht sagen) aus, doch dann merkt man schnell, dass man hier und da etwas übersehen hat oder ein spontaner Zwischenfall alles über den Haufen wirft. Und genau das macht es spannend.
Der besagte Tag
Nun aber zurück zum Montag nach den Ferien. Denn nicht nur für die Kinder ist dieser Tag aufregend, nein, auch ich als Lehrperson bin nervös. Wie wird wohl die neue Klasse sein? Stehen da lauter neugierige Kinder vor mir, die am liebsten gleich loslegen möchten? Oder ist die Stimmung zuerst eher vorsichtig und zurückhaltend? Nervös wie wahrscheinlich viele Kinder stehe ich im Klassenzimmer und warte, dass es klingelt. Und dann ist es so weit: Die Ersten rennen hinein, suchen sofort ihren neuen Sitzplatz. Andere lassen sich mehr Zeit, schauen zuerst vorsichtig hinein und verschaffen sich einen Überblick, bis auch sie ihren Namen am Stuhl suchen. Froh darüber, dass alle Kinder den Weg ins Zimmer gefunden haben, sehe ich die gespannten Blicke, alle warten darauf, dass etwas passiert. Einige von ihnen sind neu in dieser Klasse, andere sind schon seit zwei Jahren hier – nicht, weil sie die Klasse wiederholen mussten, sondern weil es eine 4. bis 6. Klasse ist. Am Anfang erzählen alle von ihren Ferien, jede und jeder hat einen kleinen Ferienschatz mitgebracht: eine Muschel, ein Foto, eine Zeichnung. So lernen sich alle gleich ein bisschen kennen. Danach folgt das Organisatorische: Hefte anschreiben, ins «Schublädli» versorgen und so weiter … Nachdem alles fertig aufgeräumt ist, geht es auf den Pausenplatz, wo alle neuen Kinder offiziell begrüsst werden und gleich noch ein Klassenfoto geschossen wird.
Fast das Wichtigste
Und dann, endlich, die grosse Pause. Für viele Kinder fast der wichtigste Moment der Schule. Wer spielt mit wem? Spielt man Fussball oder Tischtennis? Wer findet sofort Anschluss, wer muss noch ein wenig suchen? Es ist schön zu sehen, wie sich kleine Gruppen bilden und die ersten neuen Freundschaften entstehen. So vergeht der erste Schultag schneller, als man denkt. Am Abend bin ich genauso müde wie die Kinder, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Aber hoffentlich sind wir alle glücklich. Auch wenn der Kopf manchmal noch halb in den Ferien steckt, kommt man rasch zurück in den Alltagstrott. Und ganz ehrlich: Es ist schön, wieder im Klassenzimmer zu stehen, mitten in diesem lebendigen Durcheinander. Denn die nächsten Ferien kommen schon bald und bis dahin warten viele kleine Abenteuer auf uns.
RONJA DÄPP
REDAKTION@FRUTIGLAENDER.CH