Wenn der Morgennebel zwischen den Bergen über den Wiesen hängt, die Sonne langsam über die Hügel steigt und das Licht durch die Bäume fällt, scheint es, als würde die Zeit stillstehen. Man hört das Zwitschern eines Vogels, das ferne Bimmeln einer Kuhglocke ...
Wenn der Morgennebel zwischen den Bergen über den Wiesen hängt, die Sonne langsam über die Hügel steigt und das Licht durch die Bäume fällt, scheint es, als würde die Zeit stillstehen. Man hört das Zwitschern eines Vogels, das ferne Bimmeln einer Kuhglocke – und für einen Augenblick wirkt alles im Gleichgewicht.
In solchen Momenten scheint die Welt perfekt zu sein, die Menschen anständig und räsoniert und alles wohl geordnet. Wir schauen für saubere Luft, tragen Sorge zur Natur, halten Türen auf, sagen «Danke» und «Bitte», stehen im Laden geduldig in der Schlange und nicken einander zu, wenn wir uns auf dem Spazierweg begegnen. Die Zivilisation funktioniert – ein feines, stilles Miteinander, getragen von Rücksicht und Respekt.
Man macht sich zuhause gemütlich dran, Schuhe und Jacke anzuziehen, geht aus der Tür und setzt sich ins Auto. Den Sonnenaufgang durch die Bäume bewundernd, biegt man in die Kurve auf die Hauptstrasse und überlegt sich, ob noch getankt werden muss oder es noch genug hat. Alles in Ordnung; selbst ist man erstaunlicherweise verlässlich.
Fährt man dann die Autobahneinfahrt hoch, glänzen die Autos in ihrer Perfektion und man bewundert das eine oder andere, wie es in der Grau-metallic-Lackierung schick aussieht, die Rücklichter auf das Design des Autos abgestimmt, und die Blinker langsam gleitend aufblinken und zurück auf null stehen – irgendwie cool!
Doch wehe, es droht ein Ausbremsen durch den vorderen Lastwagen oder ein fehlender Parkplatz! Da suchte ich doch tatsächlich mal nach einer solchen Lücke, fand die vermutlich letzte, da bog ein schicker weisser Karren um die Ecke, gab Gas und schnappte sich diese auf Teufel komm raus, damit rechnend, selbst ja doch lieber keine Kratzer und Schrammen am Auto zu wollen. Wer gewinnt? Wohl einfach der Stärkere, der, der überlebt, nach Darwin.
Zurück zum Anfang: Wäre die Welt nicht wunderbar, würde die schützende Haube aus glitzerndem Metall zuhause gelassen werden? Freundlicher für die Umwelt und die Menschen, aber leider nicht so bequem.
JACQUELIINE RÜESCH
J.RUEESCH@FRUTIGLÄNDER.CH