Der Winter nähert sich – aber nur langsam
25.11.2022 TourismusDiese Woche fiel Niederschlag, die Schneekanonen laufen. In den nächsten Tagen dürfte die Skisaison beginnen, die Vorverkaufszahlen stimmen die Betreiber optimistisch. Die mäandernden Energiepreise machen das Geschäft aber zur Lotterie.
JULIAN ...
Diese Woche fiel Niederschlag, die Schneekanonen laufen. In den nächsten Tagen dürfte die Skisaison beginnen, die Vorverkaufszahlen stimmen die Betreiber optimistisch. Die mäandernden Energiepreise machen das Geschäft aber zur Lotterie.
JULIAN ZAHND
Rund 20 Zentimeter Schnee liegen seit Dienstag im Skigebiet Elsigen-Metsch, es ist die erste nennenswerte Schneemenge der Saison. «Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit stimmen zurzeit, sodass wir gut beschneien können», sagte Geschäftsführer Christian Zenger am Mittwochmorgen. Vier bis fünf Tage mit guten Bedingungen für die Kanonen und Lanzen reichen aus, damit genügend Schnee für den Betrieb produziert werden kann. Wann genau der Startschuss zur Saison fällt, kann Zenger jedoch nicht sagen. Der ursprüngliche Plan, bereits am Wochenende zu eröffnen, ist vorerst geplatzt, da es in den nächsten Tagen wieder milder wird.
«Golfräseli» ermöglicht frühe Eröffnung
Elsigen-Metsch gehört traditionellerweise zu den schnellsten Saisonstartern. Zenger spricht von einem «Golfräseli», das die Pistenunterlage bilde. Weil das Terrain so eben sei, brauche es auch weniger Schnee, um zu fahren. Genau genommen braucht es praktisch keinen, wie die Bilder der letztjährigen Saisoneröffnung zeigten. Damals fuhren die Lifte ab Mitte November, die Pisten waren weisse Bänder inmitten grüner Landschaft. Die Szenerie mutete skurril an, und führte zu einiger Kritik – zu Unrecht, wie Zenger findet. «Praktisch alle Skigebiete haben im Laufe des Novembers 2021 technisch beschneit, bevor der Wärmeeinbruch kam. Dass wir das produzierte Weiss dann auch nutzten, ist uns doch nicht vorzuwerfen.» Zengers Ziel ist aber klar: «Wenn wir eröffnen, möchten wir den Betrieb durchgehend aufrecht erhalten.»
Kein Kaffeesatzlesen, keine Illusionen
Obwohl sich der Saisonstart noch um einige Tage verzögern dürfte: Mit Blick auf die kommenden Monate hat der Geschäftsführer ein gutes Bauchgefühl. Die Vorverkaufszahlen würden sich auf Vorjahresniveau bewegen, die Konsumlust in der Bevölkerung sei trotz Inflation spürbar.
Und die Energiemangellage? Zenger ist kein Kaffeesatzleser, lieber hält er sich an die Fakten. «Sollte der Strom wirklich knapp werden, verfügen die Behörden Sparmassnahmen, die wir dann umsetzen müssen.» Zurzeit sieht der Bundesrat bei einer Mangellage vier Eskalationsstufen vor. Erst bei der letzten geraten die Schneesportanlagen und Schneekanonen ins Visier. Auf freiwilliger Basis sei man betriebsintern zwar durchaus daran, den Stromverbrauch zu optimieren. Jedoch macht sich der Geschäftsführer keine Illusionen. Das Sparpotenzial sei minim.
Mit dem Thema Strom-Eigenproduktion habe man sich zwar befasst. Beispielsweise stand die Idee im Raum, ein Bächlein zu turbinieren, doch Ertrag und Aufwand standen in einem schlechten Verhältnis. Für Solaranlagen auf Dächern würden die grossen Flächen fehlen. Und freistehende Panels oder eine Windturbine? Aus Erfahrung wisse man, wie viel Widerstand solche Projekte hervorriefen. «Bis wir so etwas installiert hätten, wäre wohl der letzte Gletscher geschmolzen», meint Christian Zenger nur.
«Bis Ende 2023 werden wir von den steigenden Preisen nichts merken»
Die elektrische Energie wird somit zu 100 Prozent von der BKW eingekauft. Die grossen Stromverbraucher schliessen mit ihren Lieferanten jeweils Mehrjahresverträge ab, für diese Saison hat Elsigen-Metsch noch Glück: «Unser Vertrag mit der BKW läuft erst Ende 2023 aus. Bis dahin werden wir von den steigenden Strompreisen nichts merken.» Danach aber sehr wohl. Zurzeit betragen die angebotenen Preise fürs Jahr 2024 das Achtfache von heute. Das entspräche einem Ausgabenzuwachs von aktuell rund 120 000 auf fast eine Million Franken. Für einen Betrieb mit 2,3 Millionen Franken Jahresumsatz wäre das durchaus existenzbedrohend. Zenger sagt, dass ein solches Szenario politische Massnahmen erfordern würde. Doch noch sei es nicht so weit: «Die Preise sind sehr sprunghaft und wir müssen versuchen, im nächsten Jahr den richtigen Zeitpunkt für die Vertragsunterzeichnung abzuwarten.»
Zurzeit beschäftigt Christian Zenger aber das Wetter der nächsten Tage. «In den USA hat es kürzlich teils kräftig geschneit und die Tiefs erreichen Europa normalerweise rund zwei Wochen später. Hoffen wir, dass für uns auch noch etwas übrig bleibt!»
Eine Million Mehrausgaben für die Bergbahnen Adelboden
Das grösste Skigebiet im Tal will den Betrieb am 3. Dezember aufnehmen. Man sei auf Kurs, sagt Stefanie Inniger, Kommunikationsverantwortliche der Bergbahnen Adelboden AG. Der Saisonabo-Vorverkauf sei zudem zufriedenstellend, er bewege sich auf Vorjahresniveau. In Bezug auf die steigenden Energiepreise hatte die BAAG Pech: Just in diesem Jahr musste sie den Liefervertrag mit dem Stromlieferanten erneuern. «Wir rechnen für diese Saison mit Mehrausgaben von einer Million», so Inniger. Das entspreche ungefähr einer Verdoppelung der Stromkosten. Es erstaunt daher nicht, dass der Betrieb Strom sparen will. 10 Prozent weniger Verbrauch, lautet das erklärte Ziel. Man werde beispielsweise das Warmwasser auf Toiletten und die Sitzheizungen auf den Liften abstellen. Die Temperatur von Innenräumen wird entsprechend der Empfehlungen der Behörden angepasst. Zudem läuft betriebsintern ein Wettbewerb, wie noch mehr Energie gespart werden kann.
JUZ
Die Engstligenalp plant ihren Saisonstart Mitte Dezember. Kurz vor Weihnachten soll es dann auf der Tschentenalp und an Oeschinen losgehen.