Die alte Suld-Säge hat eine Zukunft
12.09.2025 Aeschi, AeschiriedDas Restaurationsprojekt nimmt Fahrt auf: Die Finanzierung der historischen Sägerei im Suldtal ist praktisch gesichert. Nun wird die wasserkraftbetriebene Säge aus dem 16. Jahrhundert wieder betriebsfähig gemacht. Die alte Technik fasziniert heute Jung und Alt.
...Das Restaurationsprojekt nimmt Fahrt auf: Die Finanzierung der historischen Sägerei im Suldtal ist praktisch gesichert. Nun wird die wasserkraftbetriebene Säge aus dem 16. Jahrhundert wieder betriebsfähig gemacht. Die alte Technik fasziniert heute Jung und Alt.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Während der Sommermonate wurde die Anlage demontiert, nun werden die einzelnen Teile der alten, durch Wasserkraft betriebenen Säge im Suld – gleich neben der Suld-Beiz – instandgestellt und schrittweise wieder zusammengebaut. Wie alt die Technik genau ist, ist nicht bekannt, aber die Nutzung der Wasserkraft für eine Sägerei ist bereits im 16. Jahrhundert belegt und fand bis 1963 statt (der «Frutigländer» berichtete).
Diese Woche wurde nun die massive Schwunggeschirrwelle restauriert, sandgestrahlt und mit Rostschutz versehen. Als «Mechaniker der alten Schule» ist der Frutiger Hans Gerber engagiert worden, um die Technik wieder in Gang zu bringen. «Ohne Privatpersonen und die grosszügige Unterstützung von Firmen und Institutionen wäre dieses Projekt gar nicht machbar», sagt Rolf Zurbrügg. Ihm, seiner Frau Silvia sowie Heidi und Adrian Bircher gehört die Restaurant Pochtenfall GmbH, die hinter der Sanierung steckt.
Finanzierung auf Kurs
Grosszügigkeit ist nicht nur beim Arbeitseinsatz ein Thema, auch bei der Finanzierung. Zurbrügg geht von Gesamtkosten von rund 210 000 Franken aus. Neben Eigenleistungen verbleiben rund 140 000 Franken, die gedeckt werden müssen. Teil der Finanzierung war eine Spendenaktion über die Crowdfunding-Lokalhelden-Plattform der Raiffeisenbank. Parallel dazu wurden Stiftungen angegangen, über den Berner Heimatschutz der Lotteriefonds um Unterstützung angefragt sowie Verhandlungen mit der Geschäftsstelle des Entwicklungsraumes Thun geführt.
Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik hat der Kanton Bern, Abteilung Tourismus und Regionalentwicklung, einen namhaften Beitrag zugesichert, welcher rund 25 Prozent des extern zu finanzierenden Restbetrages deckt. Der in Aeschiried wohnhafte Rolf Zurbrügg freut sich zudem über eine «grosszügige Unterstützungszusage der Freilichttheatergruppe Aeschiallmi. Diese richtet traditionell aus dem Ertrag der Aufführungen Beiträge aus, wovon wir im kommenden Jahr profitieren dürfen.» Berücksichtige man die Sympathie von Lieferanten und die Unterstützungen mit Kleinstbeträgen seitens der Gäste, werde das Spendenziel erreicht. «Das hat uns zum Umsetzungsentscheid bewogen.»
Arbeiten am «Herzstück»
Zurück auf die Baustelle: Die Schwunggeschirrwelle als «Herzstück» ist nach dem Sandstrahlen gemäss Hans Gerber in einem guten technischen Zustand. Die anstehenden Arbeiten sind die Restaurierung weiterer grosser Anlageteile wie des Gatter, in welches das Sägeblatt später eingespannt wird, und der Wagen, welcher leider zersägt wurde und somit mit Neubauteilen ergänzt werden muss. «Hierzu sind Holzbaubetriebe für fachliche Unterstützung gefragt. Interessierte Betriebe dürfen sich gerne melden», sagt Rolf Zurbrügg. Während des Winters sind weitere bauliche Arbeiten am Untergrund der ganzen Anlage sowie der Balkenlage vorgesehen. Der Einbau der restaurierten Anlageteile ist ab Frühjahr 2026 eingeplant, anschliessend erfolgt der Testbetrieb. Offenbar ist die Sägerei im Suld sogar älter als diejenige vom Ballenberg. Auch dass die Sägerei noch am Originalstandort im Suld und mit direkter Kraftübertragung vom Wasserrad – ohne zwischengeschaltete Unterstützung durch einen Elektromotor – betrieben werden wird, macht diese Anlage zu einem Bijou.
Gäste sind fasziniert
Die fortschreitenden Arbeiten sind auch ein Besuchermagnet geworden. «Ältere Gäste zeigen sich höchst erfreut über die geplante Wiederinbetriebnahme, da viele von ihnen noch einen direkten Bezug zu solch alter Technologie haben, oder wie das Beispiel eines grossen Gönners zeigt, der selber noch auf einer solchen Anlage als Sager gearbeitet hat.» Jüngere Gäste sind laut Zurbrügg erstaunt über die Technologie und überhaupt die Möglichkeit, mit reiner, direkt übertragener Wasserkraft ein Säge-Gatter anzutreiben. «Diese Gäste warten gespannt darauf, die Anlage im Betrieb zu sehen.» Ziel ist es, die Anlage betriebsfähig zu restaurieren und einen Sägereibetrieb in beschränktem Umfang und als Schausägerei mit zusätzlichen Ausstellungselementen zu betreiben.
Die Faszination ist jedenfalls bereits heute spürbar, wie Rolf Zurbrügg sagt: «Grossväter erklären ihren Enkeln, wie mit Wasserkraft Holz gesägt wird – die Faszination für die alte Technik ist heute schon spürbar.»
Weitere Informationen: www.alti-sagi-suld.ch