Die regionale Verwertung von Bioabfällen und Gülle zu Strom und Wärme ist eine sinnvolle Sache. Die entsprechende Anlage im Kanderspitz soll aufgerüstet werden, um effizienter und ökologischer zu produzieren.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Einen ...
Die regionale Verwertung von Bioabfällen und Gülle zu Strom und Wärme ist eine sinnvolle Sache. Die entsprechende Anlage im Kanderspitz soll aufgerüstet werden, um effizienter und ökologischer zu produzieren.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Einen Architekturpreis wird sie wohl nie erlangen, die Biogasanlage im Kanderspitz Frutigen. Eingequetscht stehen die Gebäude und die Tanks zwischen der Kläranlage und der Baustelle der AVAG für das neue Entsorgungszentrum. Niklaus Hari, Miteigentümer der Biogas Frutigland GmbH, bestätigt, dass man selbst aber auch Baupläne hat. Diese sind nicht für eine Kapazitätserweiterung gedacht, sondern «vor allem für eine Verbesserung der täglichen Arbeit». Diese bezeichnet er derzeit aus mehreren Gründen als nicht optimal.
Aufräumen und aufbauen
Vorgesehen ist, die bestehende Biogasanlage übersichtlicher und aufgeräumter zu gestalten, was auch die Effizienz des Betriebes verbessern würde. Der vorhandene Platz soll besser genutzt werden, und zum Beispiel sollen die diversen Materialmulden überdeckte Plätze erhalten. Weiter besteht ein Problem mit der Entwässerung, die heute bei kalten Temperaturen für einige rutschige Stellen auf dem Betriebsgelände sorgt. Der Aufbau einer zweiten Etage auf dem bestehenden Gebäude gehört ebenfalls zum Verbesserungsvorhaben. Dort soll unter anderem eine sogenannte Stripping-Anlage eingebaut werden, was eine kostspielige Sache ist.
Die Tanks der Stripping-Anlage sind Filter, die das aus dem Schlamm der Vergärungssilos gepresste Wasser von Ammonium reinigen. «So wollen wir die Belastung der gemeindeeigenen Kläranlage verringern, in die dieses Wasser abgeleitet wird. Für uns würde dies zudem eine spürbare finanzielle Entlastung bringen», erklärt der Miteigentümer. Das Filterkonzentrat besteht aus Stickstoff, der lokal zu Flüssigdünger für die Landwirtschaft verarbeitet werden kann. «Ich finde es sinnvoll, dass diese Wertschöpfung hier im Tal bleibt. Zusätzlich leisten wir damit einen Beitrag zum Klimaschutz.»
Neuartige Filteranlage einbauen
Insbesondere das Bundesamt für Landwirtschaft sowie der Verband Biomasse Suisse würden in der ganzen Schweiz geeignete Projekte suchen, um solche neuen Stripping-Pilotanlagen zu testen, so Niklaus Hari. In Frutigen erhofft man sich auch Fördermittel, denn allein dieser technische Teil des vorgesehenen Umbaus wird auf gegen 300 000 Franken Investitionskosten geschätzt – ohne Gebäude.
Das Baugesuch ist im aktuellen «Frutiger Anzeiger» publiziert. Zudem sollen Interessierte die Gelegenheit haben, an einem Informationsanlass Fragen stellen und die Anlage besichtigen zu können – dieser findet am Donnerstag, 10. Juli, von 17 bis 20 Uhr statt. Man wolle aktiv informieren und so vor allem allfälligen Befürchtungen begegnen, die der Ausbau schüren könnte, sagt Hari. Die Biogasanlage gehört seit 2016 der lokalen Betreibergesellschaft. Sie liefert Strom und Wärme aus Klärschlamm und Gastroabfällen für die benachbarten Anlagen und Gebäude der Gemeinde sowie der Biogasanlage selbst in einem sogenannten Zusammenschluss für Eigengebrauch (ZEV). Das Gas wird auch für die Biogas-Tankstelle gebraucht. «Es geht bei diesem Projekt um eine deutliche und spürbare Verbesserung der ursprünglichen Anlage», betont Niklaus Hari. Eine Ästhetikauszeichnung wird damit nicht angestrebt.