Die BLS fährt auf der Erfolgsschiene
08.11.2024 TourismusDie direkten Züge von Bern über die Lötschberg-Bergstrecke und durch den Simplon nach Domodossola verzeichnen in beide Richtungen eine stark steigende Nachfrage. Eine neue Verbindung in Italien schafft auch für die BLS neue Perspektiven.
KURT METZ
Die direkten Züge von Bern über die Lötschberg-Bergstrecke und durch den Simplon nach Domodossola verzeichnen in beide Richtungen eine stark steigende Nachfrage. Eine neue Verbindung in Italien schafft auch für die BLS neue Perspektiven.
KURT METZ
Alle zwei Stunden fährt eine MIKA-Komposition der BLS als RE Regio-Express nach Domodossola – zu Pendlerzeiten sogar noch häufiger. Die Abteile sind gut besetzt. Zum Erfolg tragen einerseits die kürzere Fahrzeit mit der Bahn und andererseits die Wintersicherheit der Verbindung für die vielen italienischen ArbeitnehmerInnen im Wallis bei. Zudem steigt der touristische Verkehr rasant an, sodass der Stundentakt notwendig wird. Dies gilt, obwohl die Anschlüsse in Brig Richtung Goms und in Domodossola durchs Centovalli nach Locarno oder an den Fernverkehr Richtung Mailand noch nicht optimal sind.
Seit der Übernahme dieser grenzüberschreitenden Verbindung im Jahr 2017 durch die BLS hat sich die Verkehrsleistung ausgedrückt in Personenkilometer mehr als verdoppelt. Die Einführung des Zweistundentakts im Jahr 2018 bewirkte eine Nachfragesteigerung um 48 Prozent. Ab 2018 nahm diese bei gleichbleibender Angebotsstruktur nochmals um 41 Prozent zu. Ilona Ott, Key Account Manager Italien bei der BLS, erwartet im laufenden Jahr ein weiteres Wachstum von 25 Prozent. Die Bewältigung dieser Nachfrage, insbesondere im Pendlerverkehr, bedingt allerdings den Ausbau der Infrastruktur mit den bekannten Ganzsperren und langen Unterhaltsfenstern. Ersatzangebote mit Bus stellen zwar die Verbindung Brig–Domodossola sicher, aber die Fahrzeit verlängert sich und die Passagiere müssen umsteigen.
Gästeboom aus Italien
Mit dem Ziel, den Verkehrsertrag auf der ganzen Strecke von Italien bis Bern zu steigern, bewirbt die BLS den norditalienischen Freizeitmarkt unter dem Namen «Trenino Verde delle Alpi». Gäste sollen ins traditionelle Einzugsgebiet der BLS auf dieser Regio-Express-Route reisen. Deshalb hat sie für das bahnungewohnte italienische Publikum eine einfache Pauschaltageskarte entwickelt. Diese beinhaltet die freie Fahrt durch den Simplontunnel und den Lötschberg-Scheiteltunnel bis nach Bern und die Schifffahrt auf dem Thunersee, die auch zur BLS Gruppe gehört.
«Die Nachfrage entwickelt sich sehr positiv», erklärt Ott. Den Absatz und Umsatz haben wir im Jahr 2023 mehr als verdoppelt: Es sind rund 18 000 Personen mit dem Spezialangebot gereist. Und dies, obwohl ein Tagesausflug mit dem ÖV für die norditalienischen Gäste etwas Spezielles und auch Ungewöhnliches ist.» Der verhältnismässig hohe Aufwand für Information und Betreuung werde mit einer hohen Zufriedenheit der Reisenden belohnt.
Direkt an den Flughafen Malpensa?
Das Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen Ferrovienord baut seit Ende 2022 eine neue Verbindungslinie von Gallarate und von Casorate zum Terminal 2 des Mailänder Flughafens Malpensa. Ziel der rund sechs Kilometer langen, zum Teil unterirdischen Neubaustrecke ist eine bessere Anbindung des Flughafens an das Eisenbahnnetz Italiens und eine neue Verbindung Richtung Schweiz. Züge können direkt mit einer Schlaufe Richtung Norden zur Simplonlinie nach Domodossola und weiter nach Brig, ins Wallis und ins Berner Oberland gelangen. Die Fahrzeit Malpensa-Gallarate wird damit von zirka dreissig auf sieben Minuten reduziert.
Die neue Linie soll Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Ob es dereinst eine umsteigefreie Verbindung des grenzüberschreitenden regionalen Personenverkehrs Spiez – Kandersteg – Brig – Domodossola – Malpensa geben wird, bleibt abzuwarten. Denkbar wäre auch, die Züge über Spiez nach Interlaken und umgekehrt zu führen. Damit könnte der einst beliebte «Blaue Pfeil»-Tagesausflugszug der BLS von Interlaken nach Stresa wieder ein Thema werden.
Um solche Pläne umzusetzen, bräuchte die BLS allerdings noch fehlende Mehrsystemzüge für die Schweiz und Italien, wie sie bereits zwischen dem Tessin und Milano sowie dem Flughafen Malpensa direkt verkehren. Dazu Ilona Ott: «Aufgrund der neuen Verbindungsschlaufe der Simplonlinie nach Malpensa eröffnen sich auf diesem Korridor neue Perspektiven, welche die BLS im Auge behält.»
Das Auf und Ab beim Autoverlad Simplon
Ende 2017 übernahm die BLS von den SBB den Autoverlad am Simplon von Brig nach Iselle. Die Nachfrage stieg dabei – mit Ausnahme der beiden Pandemiejahre – kontinuierlich an und erreichte im letzten Jahr 223 516 Fahrzeuge, ein Plus von 34 Prozent gegenüber 2018. Die Prognose für 2024 liegt bei einer Viertelmillion oder 50 Prozet mehr Autos als im ersten Jahr unter BLS-Betrieb. Dabei profitierte der Autoverlad einerseits von der Einführung des Stundentakts von Freitagmittag bis Sonntag von Juli bis Oktober und anderseits wegen Sperrungen der Passstrasse durch Lawinenniedergängen und Steinschlag. Ab 2025 wird der Simplonbahntunnel saniert und damit der Autoverlad zwischen Februar bis Ende Juli nur noch im Zwei-Stunden-Takt (statt alle 90 Minuten) angeboten. Daher wird die Zahl der transportierten Fahrzeuge voraussichtlich bis ins Jahr 2030 abnehmen. Das Angebot Kandersteg–Iselle musste wegen der Baustelle im Lötschberg-Scheiteltunnel von 2018 bis 2024 auf rund 4000 Fahrzeuge pro Jahr stark reduziert werden. Aufgrund der neuen Baustelle im Simplontunnel wird es ab 2025 um zusätzliche 30 Prozent zurückgefahren. Die Normalisierung zwischen Kandersteg und Iselle ist erst für das Jahr 2031 geplant.
KM