Man sollte sich ja eigentlich über die beruflichen Tätigkeiten, Hobbys und Vorlieben anderer Menschen nicht lustig machen, sondern höchstens ein bisschen schmunzeln. Dennoch ist die Frage nach dem Alkoholgehalt im Blut sicher mit eben diesem leichten Grinsen erlaubt, wenn man ...
Man sollte sich ja eigentlich über die beruflichen Tätigkeiten, Hobbys und Vorlieben anderer Menschen nicht lustig machen, sondern höchstens ein bisschen schmunzeln. Dennoch ist die Frage nach dem Alkoholgehalt im Blut sicher mit eben diesem leichten Grinsen erlaubt, wenn man liest, dass Forschende aus den Niederlanden und der Schweiz ernsthaft untersucht haben, wie sich der Schaum auf dem Bier bildet und wie stabil dieser ist. Ausgangspunkt war die Frage, wieso auf einigen der Gerstensäfte der Schaum länger bestehen bleibt, dieser hingegen bei anderen kaum nach dem Einfüllen ins Glas schon schwindet. Eine gängige Theorie erklärt die Stabilität hauptsächlich mit proteinreichen Schichten auf den einzelnen Schaumblasen. Das wurde relativiert. Die Resultate der Studie – gemacht unter anderem in den Labors der ETH Zürich (oder doch in den Kneipen?) – zeigt, dass im Vergleich verschiedener Sorten die sogenannte Marangoni-Konvektion eine Rolle spielt. Das hat mit Oberflächenspannungen und Strömungseffekten zu tun und mit dem Protein LPT1. Auf weitere wissenschaftliche oder physikalische Details verzichte ich, diese sind der Zeitschrift «Physics of Fluids» nachzulesen.
Die neuen Erkenntnisse könnten es bis in die Beiz schaffen, wenn Brauereien sie auswerten, um ihren Schaum zu verbessern. Vielleicht gibt es ja markante Unterschiede zwischen alkoholhaltigem und -freiem Bier und die Studie kann verlängert werden: Immerhin haben die Forscher jetzt sieben Jahre getrunken … äh … geforscht!
Für den Nutzer – also den Geniesser
– ist im Endeffekt wichtiger, ob er Schaum mag oder nicht und welche Sorten Bier er je nach Vorliebe bestellen soll. Und natürlich die ewige Frage: Wie viel Schaum gehört ins Glas oder wie schummelt der Wirt ein paar Milliliter gelbes Nass weniger in die Stange und ersetzt dieses durch luftiges Weiss.
Bei den Experimenten waren wohl auch keine Biere aus dem Frutigland mit in der Auswahl. Fakt ist, dass der Schaum eines mehrfach gegärten belgischen Klosterbieres am längsten hielt. Dennoch: Prost!
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH