Die Sanierung schreitet voran
15.08.2025 FrutigenEs geht vorwärts mit den Sanierungsarbeiten an den historischen Gemäuern der Tellenburg. Die Mitarbeiter des archäologischen Dienstes stossen immer wieder auf neue Überraschungen und Kenntnisse.
«Es freut mich ausserordentlich, dass sich so viele ...
Es geht vorwärts mit den Sanierungsarbeiten an den historischen Gemäuern der Tellenburg. Die Mitarbeiter des archäologischen Dienstes stossen immer wieder auf neue Überraschungen und Kenntnisse.
«Es freut mich ausserordentlich, dass sich so viele dafür interessieren, was hinter den Gerüsten, welche die Tellenburg verdecken, vor sich geht», sagte Thomas Egger, Präsident des Vereins Burgfreunde Tellenburg, bei der Begrüssung am Freitagabend.
Mit über 50 Interessierten wurden seine Erwartungen zumindest erfüllt, wenn nicht gar übertroffen. Unter der Führung von Marco Amstutz und Martin Portmann durften die Anwesenden einen Blick hinter die verhüllten Gerüste werfen und erfuhren viel Wissenswertes von den beiden Archäologen.
So wurde betont, dass die Tellenburg am Anfang vor allem durch ihre strategisch günstige Lage der Kontrolle der Talschaft diente. Beim Turm handle es sich um einen Wehrturm, einen sogenannten Bergfried, und es gebe keine Anzeichen auf Wohnlichkeit. Ganz im Gegensatz zur Kandergrunder Felsenburg, wo verbliebene Kamine und Latrinen davon zeugen, dass der Turm vor langer Zeit mal bewohnt war.
Wie alle historischen Burgen hat auch die Tellenburg einen Wandel von der wehrhaften Burg hin zum repräsentativeren Schloss durchgemacht. Dieser Wandel intensivierte sich um 1400 mit dem Ausbau zur Landvogtei.
Die Turmmauer vor Regenwasser schützen
Bei der aktuellen Sanierung gehe es vor allem darum, die Bausubstanz vor weiterem Zerfall zu bewahren, dabei aber den Ruinencharakter zu belassen. Bei den Sanierungsarbeiten in den 1930erund 1960er-Jahren sei sehr viel mit Zement gearbeitet worden.
Dies lasse dem alten Mauerwerk keine Möglichkeit «zu atmen»; Regenwasser könne eindringen und im Winter gefrieren. Das führe zu neuen Rissen und Schäden in der Mauer. Da habe man heute bessere Erkenntnisse, mit welchen Materialien und Bindemitteln dies zu geschehen habe, betonte Martin Portmann.
Beim Turm wurde darum die oberste betonierte Schicht, welche begehbar ist, gänzlich abgetragen und mit Kalkmörtel neu gegossen. Der Boden werde zudem mit Dachpappe bedeckt und erhalte ein leichtes Gefälle nach innen, sodass das Regenwasser kontrolliert abgeleitet werden kann. Damit werde die Turmmauer vor eindringender Feuchtigkeit geschützt und es können weitere Schäden verhindert werden. Bei der Sanierung der Mauer des Hauptturms reparierte man schadhafte Stellen, indem der Zement aus früheren Renovationsarbeiten entfernt und mit atmungsaktivem Mörtel ausgebessert wurde.
Die Ringmauer erzählt spannende Geschichten
Aktuell werden Arbeiten an der Ringmauer an der Ostseite ausgeführt. Hier stossen die Arbeiter immer wieder auf interessante Erkenntnisse aus früheren Zeiten. Mauerteile deuten klar darauf hin, dass Öffnungen wie Türen oder Fenster in früheren Jahren zugemauert wurden. Auf der anderen Seite gibt es auch ein Fenster, das im Originalzustand der Burg nie existiert haben kann, aber vermutlich bei einer Renovation eingebaut wurde. «Es ist für uns darum wichtig, dass wir vom archäologischen Dienst bei jedem Schritt vor Ort sind, um Erkenntnisse darüber zu sammeln, was bei vorangegangenen Sanierungen am Original verändert wurde», betonte Martin Portmann. Jeder einzelne Schritt werde exakt dokumentiert, damit die Nachwelt genau wisse, was in der Gegenwart unternommen wird.
Diese Dokumentation von früheren Renovationen fehlen grösstenteils. Jedes Gebäude habe eine Geschichte und es sei im allgemeinen Interesse, diese der Nachwelt aufzuzeigen. Darum müssen die Archäologen immer wieder beurteilen, ob der Originalzustand oder der Zustand nach früheren Sanierungsarbeiten erhalten werden soll, so Portmann weiter.
Wer die Führung vom letzten Freitag verpasst hat, kann sich den 3. Oktober vormerken. Um 16.00 Uhr gibt es noch einmal Gelegenheit, sich vor Ort über den aktuellen Stand der Dinge informieren zu lassen.
MARCEL MARMET