Die Zeit der gefährlichen Blutsauger
05.08.2025 GesundheitSommerzeit ist Zeckenzeit. Diese Tierchen haben nicht nur einen aggressiven Namen, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen: die Lyme-Borreliose, die durch ein Bakterium übertragen wird, und eine bestimmte Form der Hirn(haut)entzündung, die von einem Virus ausgelöst wird.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zu den wichtigsten Fragen rund um den Blutsauger und das Verhalten bei einem Stich etliche nützliche Informationen zusammengestellt.
Wo kommen Zecken vor?
Die wichtigste Zeckenart in der Schweiz ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Er lebt in Wäldern des Schweizer Mittellandes im dichten Unterholz, an Waldrändern, auf Waldlichtungen, weiter auch in der Nähe von Flüssen und in waldnahen Parkanlagen bis zu einer Höhe von etwa 1500 Metern über Meer. Entgegen der weit verbreiteten Meinung fallen Zecken nicht von Bäumen, sondern sie leben auf der niedrigen Vegetation am Boden. Zecken warten auf einem Grashalm oder Busch auf einen Wirt, an den sie sich beim Vorbeigehen anklammern.
Zu welcher Jahreszeit gibt es am meisten Zecken?
Zur Entwicklung der Schweizer Zeckenpopulation existieren keine systematisch erhobenen Zahlen. Bekannt ist, dass die Aktivität der Zecken im Frühling und Frühsommer einen ersten Höhepunkt erreicht und im Herbst einen zweiten, weil dann Temperaturen und Luftfeuchtigkeit für die Zecken günstiger sind als in hochsommerlichen Hitze- und Trockenheitsphasen.
Ein durchschnittlicher Winter hat auf die Zeckenpopulation in der Schweiz keinen bedeutenden Einfluss, weil Zecken sehr kältebeständig sind. Bedeutender für die Anzahl von Zeckenstichen in der Bevölkerung ist die Art und Weise, wie der Frühling ins Land zieht. Steigen die Temperaturen rasch an, erwachen die Zecken aus der Winterstarre und sind bereit für die nächste Blutmahlzeit. Einen grossen Einfluss auf die Zahl registrierter Zeckenstiche und Erkrankungen hat das Freizeitverhalten der Bevölkerung: Herrscht an den Wochenenden freundliches Wetter, halten sich viele Menschen im Freien auf – also steigt das Risiko eines Zeckenstichs.
Wie schützt man sich vor Zeckenstichen?
Den besten Schutz vor Zeckenkontakt bietet Kleidung, die die Haut abdeckt, und geschlossenes Schuhwerk – insbesondere beim Gang durch Unterholz oder hohes Gras. Es wird empfohlen, Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen zu tragen und die Socken über die Hosenstösse zu ziehen. Nach einem Ausflug sollte zu Hause der Körper auf Zecken abgesucht und diese möglichst rasch und ohne jegliche Vorbehandlung entfernt werden. Nach Entfernen der Zecken ist die Stichstelle zu desinfizieren.
Welche Zeckensprays sind zu empfehlen?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Repellentien zum Fernhalten und Akariziden zum Abtöten von Zecken. Für die Anwendung auf der Haut bzw. das Einwaschen / Auftragen auf die Kleidung sind nur Repellentien sinnvoll; Akarizide können bei direktem Hautkontakt gesundheitsschädlich sein. Bei den zugelassenen Wirkstoffen in Repellentien gibt es Unterschiede bei der Hautverträglichkeit und Eignung für die Anwendung bei Kleinkindern. Produkte mit dem Wirkstoff DEET können bei empfindlichen Hauttypen und Kindern unter zwei Jahren allergische Reaktionen auslösen. Die Wirkstoffe Icaridin und Citriodiol sind hautverträglicher und in ihrer Wirkung mit DEET vergleichbar. Einzelne Produkte mit diesen Wirkstoffen sind für die Anwendung bei Kleinkindern ab einem Jahr zugelassen. Ein weiterer zugelassener Wirkstoff ist EBAAP. Die Wirkung aller Produkte ist zeitlich auf einige Stunden beschränkt und es besteht keine Garantie, nicht trotzdem gestochen zu werden. Man kann sich in Apotheken oder Drogerien beraten lassen.
Muss jemand, der häufig von Zecken gestochen wird, da er oder sie mit Haustieren wie Hund oder Katze im Bett schläft, besondere Massnahmen ergreifen?
Bei Haustieren wird das Anlegen eines Zeckenhalsbandes als Zeckenstich-Prophylaxe empfohlen. Aus Sicht der Zeckenstich-Prophylaxe wird davon abgeraten, mit Haustieren im gleichen Bett zu schlafen.
Kann es sein, dass jemand, der öfter von Mücken gestochen wird, auch eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, von einer Zecke gestochen zu werden?
Einige Personen werden vermehrt von Mücken gestochen; die Häufigkeit des Gestochenwerdens konnte unter anderem mit der Dicke der Haut, weiblichem Geschlecht oder einer Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden. Ob diese Faktoren auch für Zeckenstiche gelten, wurde bisher nicht erforscht.
Wie lange bleibt eine Zecke am Körper haften?
Dies hängt vom Entwicklungsstadium der Zecke ab. Beim Holzbock unterscheidet man das Larven-, das Nymphen- und das adulte Stadium. Die Larve bleibt zwei bis fünf Tage, die Nymphe zwei bis sieben und das adulte Zeckenweibchen sechs bis elf Tage haften, sofern sie nicht entfernt werden. Adulte Männchen begatten auf dem Wirt das Weibchen und sterben danach ohne Blutmahlzeit.
Wie und mit welchen Werkzeugen entfernt man Zecken?
Es gibt eine Reihe spezieller Werkzeuge wie zum Beispiel Zeckenpinzetten, Zeckenhaken oder Zeckenentfernungskarten. Für welches Werkzeug man sich entscheidet, hängt von der individuellen Handlichkeit in der Anwendung ab. Eine Splitterpinzette beziehungsweise eine spitz zulaufende Chromstahlpinzette ist ideal; von der Verwendung einer breitbackigen Pinzette wird abgeraten, weil damit bei der Entfernung der Hinterleib der Zecke gequetscht wird und so zusätzliche Krankheitserreger in den Körper gelangen können. Unabhängig vom Werkzeug sollte die Zecke langsam und gleichmässig senkrecht herausgezogen werden. Ein zu abruptes Ziehen kann dazu führen, dass der Zeckenkopf in der Haut stecken bleibt. Grundsätzlich gilt: Zecken sollten so schnell wie möglich entfernt werden, denn je länger die Zecke Blut saugt, umso grösser ist das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern (FSME nach wenigen Minuten, Borrelien jedoch erst nach rund 16 Stunden). Steht kein Werkzeug zur Verfügung, kann die Zecke notfalls mit den Fingernägeln entfernt werden.
Gibt es Anlass zur Sorge, wenn beim Entfernen der Zecke der Kopf in der Haut stecken bleibt?
Nein. Ein stecken gebliebener Zeckenkopf ist kein grösserer Grund zur Sorge als ein Holzsplitter; beide werden in der Regel von der Haut als Fremdkörper herausgearbeitet. Trotzdem sollte man versuchen, die Zecke ganz zu entfernen.
Ist es sinnvoll, beim Entfernen eine Salbe, Öl oder Butter als Hilfsmittel benützen?
Nein, man sollte die Zecke ohne weitere Hilfsmittel ausser den Entfernungswerkzeugen entfernen.
Soll man nach einem Zeckenstich sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen?
Ein Arztbesuch für die Entfernung einer Zecke ist nicht notwendig. Als wichtigste Massnahme sollte die Zecke so rasch wie möglich entfernt werden. Anschliessend sollte die Stichstelle mit einem Wunddesinfektionsmittel desinfiziert und die Stelle des Einstichs beobachtet werden. Zudem sollte man notieren, wo und wann man von einer Zecke gestochen worden ist. Tritt an der Stichstelle eine Hautrötung auf oder zeigen sich Kopf-, Gelenk- oder grippeartige Beschwerden, ist ein Arzt aufzusuchen.
HSF / BUNDESAMT FÜR GESUNDHEIT
Versicherungsschutz
Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, in dem die Unfallversicherung für zeckenübertragene Krankheiten zuständig ist. Die SUVA empfiehlt bei Zeckenstichen dieses Vorgehen:
• Wenn nach einem Zeckenstich Anzeichen auftreten, die an eine Borreliose oder eine FSME denken lassen, Arzt aufsuchen.
• Ein Zeckenstich entspricht gemäss Rechtssprechung einem Unfallereignis.
• Besteht eine Unfallversicherung, ist der Zeckenstich der Versicherung zu melden, falls der Arzt aufgesucht wird.
SUVA