«Die Zeit wollen wir nutzen»
09.04.2024 KanderstegSPITZER STEIN Ein geologischer Rück- und Ausblick, kleinere Änderungen in der Notfallplanung, die Verlängerung der Planungszone sowie eine Ankündigung der Schwellenkorporation – einige Infos rund um die Kandersteger «Problemzone» reichen bis weit in ...
SPITZER STEIN Ein geologischer Rück- und Ausblick, kleinere Änderungen in der Notfallplanung, die Verlängerung der Planungszone sowie eine Ankündigung der Schwellenkorporation – einige Infos rund um die Kandersteger «Problemzone» reichen bis weit in die Zukunft.
MARK POLLMEIER
Die wegen des Spitzen Steins eingerichtete Planungszone war befristet und konnte einmalig verlängert werden. Dies sei mit der Verfügung des Kantons vom 15. Februar 2024 geschehen, wie Gemeinderätin Franziska Ryter informierte.
Die Planungszone bleibt nun weitere drei Jahre in Kraft. «Diese Zeit wollen wir nutzen», so Ryter – eine weitere Verlängerung ist nämlich nicht möglich. Nach Ablauf der drei Jahre werden die Eckwerte der Planungszone also zu einer dauerhaften Angelegenheit.
Wie weitreichend der Zuschnitt der Planungszone ist, erläuterte Ryter an einem Beispiel. Auf dem Grundstück der früheren Militärapotheke soll BürgerInnen aus Mitholz Bauland zur Verfügung gestellt werden (der «Frutigländer» berichtete). Stand heute wäre das nicht möglich, weil das Grundstück im Perimeter, wenn auch nur am Rand der Planungszone, liegt. Solange das der Fall ist, darf dort keine Umzonung erfolgen – also gäbe es auch kein Bauland. Der Perimeter der Planungszone wurde im gesamten Bereich überprüft und, wo möglich, angepasst und verkleinert.
Wie viel Sicherheit ist nötig – und gewünscht?
Die Schwellenkorporation Kandersteg hat in den vergangenen vier Jahren einiges getan, um die Sicherheit im Dorf zu erhöhen. Für verschiedene grössere Schutzbauten habe man rund 8 Millionen Franken investiert, berichtete «Schwellenpräsident» Simon Hari. Die letzten Arbeiten – im Oeschiwald Richtung Biberg – sollen in diesem Jahr vollendet werden, je nach anfallendem Geschiebematerial. Für kleinere bis mittlere Ereignisse sei der Schutz nun im Grossen und Ganzen gewährleistet, so Hari. Aber: «Gewisse Szenarien sind damit nicht abgedeckt.»
Die Frage sei also, ob und was man gegen dieses Schutzdefizit noch tun solle. «Was will das Dorf, wie viel Geld soll man noch ausgeben?»
Bevor man weitere Massnahmen in Angriff nehme, wolle man der Bevölkerung den Puls fühlen, so Hari. Dies soll in Workshops und mittels einer Online-Umfrage geschehen. Entsprechende Infos werden der Bevölkerung in dieser Woche in die Haushalte verteilt.
Workshop 1: Montag, 22. April, jeweils um 18 und um 19.30 Uhr im Gemeindesaal. (Pro Abend werden zwei gleiche Blöcke angeboten.)
Workshop 2: Donnerstag, 16. Mai, jeweils um 18 und um 19.30 Uhr im Gemeindesaal. (Pro Abend werden 2 gleiche Blöcke angeboten.)
Über die Auswertung der Workshops und der Online-Umfrage wird am Mittwoch, 19. Juni, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal werden.
Bisher angenommene Szenarien bleiben gültig
Christian Kienholz von der Firma Geotest gab einen Rückblick auf die Bewegungen im Rutschgebiet und wagte einen Ausblick auf die kommenden Monate. Wie stets, wenn es um den Spitzen Stein geht, sind die Dimensionen gewaltig. Allein im Frontbereich der Rutschungszone waren im vergangenen Jahr 60 000 Kubikmeter Gestein in Bewegung. Allein 40 000 Kubikmeter kamen bei einem Ereignis am 19. Juni innerhalb weniger Minuten ins Rutschen. Das entsprechende Material erreichte weiter unten fast den unteren Rand der Skibrücke, wie der Geophysiker Kienholz anhand eindrucksvoller Bilder zeigte.
Trotzdem waren die Bewegungsraten – mit einigen Ausnahmen – im vergangenen Jahr langsamer als auch schon. Kienholz führte das auf die Wetterbedingungen zurück: Der schneearme Winter und ein regenarmer Sommer mit wenigen schweren Einzelniederschlägen hätten dazu geführt, dass das instabile Material sich weniger schnell bewegte. Weil sich aber insbesondere die Niederschlagsmenge auch wieder ändern könne, würden die bisher angenommenen Szenarien weiter gültig bleiben, so Kienholz’ Fazit.
Notfallplanung angepasst
Einige Änderungen gab es bei der Einschätzung der sogenannten Tertiärprozesse, also jener Vorgänge, die bei einem grösseren Ereignis als Letztes eintreten würden (z. B. Überflutungen durch Materialeintrag in die Kander). Die entsprechende Notfallplanung (z. B. Evakuationszonen) sei deshalb angepasst, worden, wie Gemeinderätin Sara Loretan erläuterte. Die von den Änderungen betroffenen Bürgerinnen und Bürger erhalten in den kommenden Tagen die entsprechenden Infos per Post.