Diese Jäger treffen auch Töne
26.05.2023 AdelbodenDie Jagdhornbläser Gsür bewiesen an einer kantonalen Zusammenkunft in Reutigen ihr musikalisches Können. Als deren Obfrau engagiert sich der Neuzugang Cornelia Pieren-Widmer.
PETER ROTHACHER
Mit dem Stück «Auf Wiedersehen» haben ...
Die Jagdhornbläser Gsür bewiesen an einer kantonalen Zusammenkunft in Reutigen ihr musikalisches Können. Als deren Obfrau engagiert sich der Neuzugang Cornelia Pieren-Widmer.
PETER ROTHACHER
Mit dem Stück «Auf Wiedersehen» haben sich am letzten Wochenende 60 Jagdhornbläser als Gesamtchor auf der Wiese bei der Kirche in Reutigen verabschiedet. Es war der Schlusspunkt eines freundschaftlichen Treffens von sechs Bläsergruppen des Kantons Bern, bei dem auch die Jagdhornbläser Gsür aus Adelboden mitmachten. «Im Jahr 2018 hat das letzte kantonale Jagdhornbläsertreffen mit rund 20 Gruppen in Jegenstorf stattgefunden. Diverse Gruppen haben seither wegen der Pandemie aufgegeben oder sind nicht mehr spielfähig», erklärte Kurt Sommer. Er ist der musikalische Leiter der Parforcehornbläser Berner Oberland, die nun das Treffen in Reutigen organisierten. «Das Fest hier hatte zum Ziel, die Bläsergruppen der Vereinigung kantonalbernischer Jagdhornbläsergruppen nach der langen Pause wieder einmal kameradschaftlich zusammenzuführen.»
Auf dem Weg zur ersten Jägerin Adelbodens
Die Adelbodner präsentierten sich bei den Gruppenvorträgen in der Kirche jedenfalls in guter Verfassung. «Das ist nicht selbstverständlich», erklärt deren musikalischer Leiter Albin Pieren. «Corona hat auch uns zugesetzt, sodass wir beinahe nicht mehr hätten auftreten können. Doch dank drei neuer Mitglieder – die erst gut ein Jahr Jagdhorn spielen – konnten wir dieses Schicksal glücklicherweise abwenden.»
Zu den Neuen gehört Cornelia Pieren-Widmer. Und als Frau in der traditionellen Männerdomäne packt sie gleich richtig an: Sie ist mittlerweile Obfrau der Jagdhornbläser Gsür Adelboden, und seit Februar engagiert sie sich als Sekretärin der Vereinigung kantonalbernischer Jagdhornbläsergruppen (VkJ). Nun möchte sich die 54-Jährige ab dem kommenden Jahr auch an die Jägerausbildung heranwagen, «und hoffentlich 2026 als erste Frau in Adelboden die Jagdprüfung bestehen».
Senioren als motivierte Jungbläser
Gegründet wurde die Adelbodner Bläsergruppe 1979, und seit 2005 hat Albin Pieren als Nachfolger von Jakob Pieren deren musikalische Leitung inne. «Die Gruppe bestand meines Wissens immer aus acht Mitgliedern», erklärt der 59-Jährige. «Das Gründungsmitglied Erwino Hari ist mittlerweile 90-jährig. Er gehört weiterhin zur Gruppe und geht noch aktiv auf die Jagd, spielt aber seit letztem Winter nicht mehr Jagdhorn.» Nebst Cornelia Pieren-Widmer gehören auch Ruedi Gempeler mit 70 und Hansruedi Gempeler mit 72 Jahren zu den neuen Gsürer Jungbläsern.
«Wir hatten in unserer Gruppe schon immer Leute, denen das Vorwärtskommen wichtig war», freut sich Albin Pieren. «Die Kameradschaft steht im Zentrum, aber wir wollen auch das musikalische Niveau halten. Mit den drei Neumitgliedern sind wir auf dem besten Weg dahin.» Er selbst spielt parallel bei einer 16-köpfigen Alphorngruppe mit und tritt mit diesem dem Jagdhorn verwandten Instrument teilweise auch in Dreierformationen auf.
Als musikalischer Vereinsteil
«Wir Adelbodner sind stolz darauf, dass es noch möglich ist, in einem kleinen Bergdorf mit nur einem Jagdverein – in diesem integriert – eine Jagdhornbläsergruppe aufrechtzuerhalten», erklärt Obfrau Pieren-Widmer. Sie sei dank ihres Mannes zum Jagen gekommen. «Früher hatten wir im Dorf zwei Lokale, die sonntagmorgens als Treffpunkt der Jäger galten. Aus verschiedenen Gründen ist diese Tradition eingeschlafen, und so haben wir uns vor rund drei Jahren dazu entschieden, ein privates Jägerstübli als Vereinslokal einzurichten.» Es gehe in erster Linie darum, die Anlässe des Jagd- und Wildschutzvereins wie etwa den Jägerabend und die Hubertusjagd musikalisch zu umrahmen, erklärt Albin Pieren. «Aber so ein Treffen kantonaler Jagdhorngruppen, wie jetzt hier in Reutigen zum konzertanten Vergleich und zur Pflege der Kameradschaft ist für uns Jäger sehr wertvoll. Wir hoffen, dass das in der Art Zukunft hat.» Wie vor Ort bereits zu vernehmen war, wird tatsächlich auf 2024 ein ähnlicher Anlass im Emmental geplant.