Drei Adler ziehen alle in den Bann
15.04.2025 AdelbodenDie erste Museumsnacht bot an mehreren Standorten spannende Einblicke in die Entwicklung des einst armen und abgelegenen Bergdorfs. Die sechs beteiligten Institutionen ziehen ein positives Fazit.
THOMAS FEUZ
Für einmal machten Bibliothek, Ciné Rex, ...
Die erste Museumsnacht bot an mehreren Standorten spannende Einblicke in die Entwicklung des einst armen und abgelegenen Bergdorfs. Die sechs beteiligten Institutionen ziehen ein positives Fazit.
THOMAS FEUZ
Für einmal machten Bibliothek, Ciné Rex, Dorfarchiv, Heimatmuseum, Mal-Bar und Bärg-Oase die Freitagnacht an vier Standorten zum Tag. Mit dem 1930 gedrehten und 2004 mit neuen Aufnahmen ergänzten Film «Im Banne des Adlers» wartete ein Leckerbissen der besonderen Art auf das Publikum.
Vom Küher-Ort zur Tourismusdestination
Natureisbahn, Lohnerschanze, «Kuonisbärgli», Schnee-Funi und rauschende Partys: Als zentrales Element sorgte der Film «Im Banne des Adlers» für überraschende Einblicke ins Adelboden von einst.
Mit phantastischen Naturaufnahmen, Sequenzen aus Dorfleben und Tourismus sowie Interviews liess das Werk vergangene Episoden auferstehen.
So entstanden schon vor 100 Jahren Aufnahmen aus dem Alltagsleben oder dem Freizeittourismus, die bis heute nichts an Aussagekraft verloren haben. Dabei spannte sich der Bogen von den ersten Zuwanderern aus dem nördlichen Frutigland über die Generationen von tatkräftigen Handwerkern, «Chüejern» und weitsichtigen Unternehmern. Ein uneinheitliches Dorfbild, Zersiedelung der Landwirtschaft, zunehmende Verkehrserschliessung, eine scheinbar ungebremste Entwicklung: Obwohl das Filmmonument 1930 entstand und im Jahr 2004 «upgedatet» wurde, hat es nichts an Relevanz und Aussagekraft verloren.
Und so vermischten sich Momentaufnahmen der «goldenen Zeiten» vor den beiden Weltkriegen sowie Interviews mit Sportlegenden und vorausschauenden Persönlichkeiten mit Beobachtungen, die auch heute in den Tälern von Engstlige und Kander zu machen sind.
«Jetz hani grad mis Grosi gseh!», sagte eine Besucherin nach der Vorführung zu ihrer Begleitung. Die damals 104-jährige Protagonistin gab Einblick in das ärmliche Leben des früheren Adelboden.
Und immer wieder hob ein Adler majestätisch seine Flügel und schwang sich in grosse Höhen auf, um dem aufmerksamen Publikum vielseitige Ausblicke in einen grossartigen Mikrokosmos zu ermöglichen.
Eindrücklich auch die Filmsequenz mit einer Wassergeburt im Spital Frutigen: In weiser Voraussicht schuf die damalige Spitalleitung eine willkommene und erst noch wirtschaftlich erfolgreiche Ergänzung zum bestehenden Angebot.
«Mach dir selbst ein Bild!»
Die Bibliothek gab Einblick in ihre 7000 Medien. Kleine und grössere Künstlerinnen nutzten das Angebot von Mal-Bar und Bärg-Oase, ein Werk nach Vorlage zu schaffen.
Einige der Gäste dürften zum ersten Mal das Heimatmuseum oder das Dorfarchiv betreten haben. «Viele Einheimische kennen die beiden Institutionen wohl kaum», so die Beobachtung von OK-Mitglied Fred Bircher. «Wir wollen aufzeigen, wie sich Handwerk, Lebensweise und Technologie im letzten Jahrhundert verändert haben.»
«Die Wandlung des abgelegenen Bergdorfs zu einer beliebten Feriendestination ist vielseitig und spannend», erklärte Hanspeter Oester, Präsident des Vereins Heimatmuseum Adelboden. Das sechsköp!ge Organisationsteam wollte mit diesem Anlass auch jene Menschen würdigen, die sich im weitesten Sinn für die Wissensvermittlung engagieren.
Zu ihnen gehören etwa Käthi und Hansruedi Santschi, die seit rund 40 Jahren fürs Heimatmuseum tätig sind. Die faszinierende Feuershow von Gabrielle Josi aus Frutigen beim Heimatmuseum bot eine schauerlich-schöne Schlusssequenz.
Dabei drohte die auf einer Heinze aufgehängte Karbidlampe zeitweise zu verblassen. Doch das Licht der früher in Schiefergruben eingesetzten Lichtquelle leuchtet in eine Zukunft, welche die beiden Orte Adelboden und Frutigen mit Optimismus und Tatkraft angegangen sind.
Mit einem Blick auf die Dorfwappen lässt sich auch der Filmtitel erklären: Beide Orte bilden in einem Mikrokosmos die globalen Entwicklungen ab und faszinieren mit einzigartigen Landschaften, traditionellen Werten und der Offenheit, das Jetzt selbstbewusst zu gestalten. «Fürs erste Mal ist es sicher gut gelaufen», zog Fred Bircher Bilanz. «Die Unterstützung durch Bevölkerung und Gemeinde war äusserst wertvoll. Wir werden demnächst entscheiden, ob und wie der Anlass weitergeführt werden soll.» Könnte die Museumsnacht mit weiteren Elementen aufgewertet werden, etwa musikalischen Einlagen oder einem kulinarischen Angebot? Die Frage bleibt vorerst offen.
Für Bircher steht jedenfalls fest: «Wir wollen uns nicht statisch verhalten und nur abwarten. Vorfälle wie die Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Frutigen dürfen sich nicht wiederholen.»