Drohnen können Leben retten
07.11.2025 PolizeimeldungenDrohnenabwehr und Drohneneinsatz: Unter dem Titel «Polizeiarbeit aus der Vogelperspektive» erhielten Medienvertreter Einblick, unter welchen Voraussetzungen die kleinen Fluggeräte zum Einsatz kommen. Weitere sechzig sollen beschafft werden.
PETER ...
Drohnenabwehr und Drohneneinsatz: Unter dem Titel «Polizeiarbeit aus der Vogelperspektive» erhielten Medienvertreter Einblick, unter welchen Voraussetzungen die kleinen Fluggeräte zum Einsatz kommen. Weitere sechzig sollen beschafft werden.
PETER ROTHACHER
Drohnen als Kriegs- oder Spionagegerät sowie als «Störenfried» auf verschiedensten Ebenen – das moderne kleine Fluggerät dominiert zunehmend auf zumeist negative Weise die Medienschlagzeilen. Es bietet aber durchaus auch positive Verwendungsmöglichkeiten. Als gutes Beispiel gilt in unserer Region etwa die Rehkitzrettung: Jungtiere werden aus der Luft aufgespürt, damit sie in der Landwirtschaft nicht einer Mähmaschine zum Opfer fallen. Mittlerweile sind Drohnen aber auch zum unverzichtbaren Hilfsmittel der Polizeikräfte geworden. Der Berner Sicherheitsdirektor, Regierungsrat Philippe Müller (FDP), sowie Polizeikommandant Christian Brenzikofer und Patrik Fahrni als Fachspezialist Drohnen haben in Bern über deren Einsatzmöglichkeiten informiert.
Personensuche und Aufklärung
Die Suche nach Vermissten – beispielsweise nach dementen Seniorinnen und Senioren, die am Abend nicht mehr zurückfinden – könne dank der Hilfe aus der Luft lebensrettend für die Betroffenen sein, erklärte Patrik Fahrni. «Wenn wir sie per Wärmebildkamera orten, kann die Person in der Folge von den Einsatzkräften am Boden geborgen werden, bevor sie im Winter eventuell erfrieren würde.» Fahrni dokumentierte aber auch die erfolgreiche Suche nach kürzlich gemeldeten nächtlichen Einbrechern in einem Berner Industriegebiet. «Da der Alarm frühzeitig erfolgte, war der Drohneneinsatz sinnvoll und führte zum Erfolg. Klare und kalte Nächte kommen uns in solchen Fällen bezüglich der Wärmesignaturen entgegen.»
Bei Veranstaltungen mit grossen Menschenmassen könnten die Personenströme, wenn nötig, dank der Sicht von oben gelenkt werden, bevor möglicherweise irgendwo Panik ausbreche, hielt Fahrni fest. In diesem Zusammenhang wurde auch die unbewilligte Pro-Palästina-Demo vom 11. Oktober in Bern erwähnt. Bei dieser sind bekanntlich Drohnen zum Einsatz gekommen, um einerseits dem Polizeikommando ein Bild der Lage zu vermitteln und andererseits Straftatbestände aufzuzeichnen. Auch bei der Verkehrslenkung in Stosszeiten oder bei der Erkundung verdächtiger Gegenstände seien Drohneneinsätze sinnvoll, hielt Patrick Fahrni fest. «Aber auch im Unfalldienst auf Strassen
– für Dokumentation und Vermessung – sind Drohnen nützlich. Genau gleich bei Naturereignissen oder bei der schichtweisen zeitlichen Erfassung des Geschehens bei Grossbränden», führte der Fachspezialist weiter aus.
Drohnen als zusätzliches Mittel
Es sei die oberste Aufgabe der Polizei, im Verbund mit allen verfügbaren Mitteln Gefahren abzuwehren und die Bevölkerung zu schützen, erklärte Polizeikommandant Christian Brenzikofer. «Leben retten, Spuren sichern, Einsätze sicherer machen, Gefahren besser abschätzen und die Effizienz steigern – so lautet das Ziel bezüglich der eingesetzten Drohnentechnologie.» Über den ganzen Kanton verteilt verfüge man aktuell über gut 100 Drohnenpilotinnen und -piloten – so beispielsweise auch in Thun und Interlaken.
Vom Jahr 2020 bis 2025 habe sich die Zahl der Drohnenflüge auf rund 1000 Einsätze erhöht und damit fast verfünffacht. «Um mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt zu halten, wollen wir in den kommenden Jahren rund sechzig neue Drohnen beschaffen, da die älteren Geräte dem Ende des Produktlebenszyklus entgegengehen.»
Die Kantonspolizei Bern mache derzeit eine Marktanalyse und Auswertung für die Polizeikorps schweizweit. Sie habe damit den Lead für deren Ausrüstung mit einer neuen Generation Drohnen für die unterschiedlichsten Zwecke übernommen.
Die Abwehr ist problematisch
Zum Thema «Drohnenabwehr» erklärte Christian Brenzikofer: «Wir verfügen über Möglichkeiten zur Abwehr schädlicher Drohnen. Auf diese kann ich hier aus taktischen Gründen logischerweise nicht eingehen. Aber: Ein eigentliches Abwehrsystem gibt es bei uns – und auch nicht bei unserer Armee, mit der wir eng zusammenarbeiten. Es sind meistens bloss einzelne Drohnen, die im Verbund agieren.»
Der Sicherheitsdirektor Philippe Müller ergänzte dazu: «Schädliche Drohnen können elektronisch detektiert, erfasst, klassifiziert und verfolgt werden. Und mittels ‹Jamming› können deren Funkverbindungen gestört oder gekappt, die Drohne sogar elektronisch übernommen und der Pilot lokalisiert werden. Man kann Drohnen zudem mit anderen Drohnen gezielt rammen oder sie – als letzte Möglichkeit – abschiessen. Regierungsrat Müller meinte weiter, unser Land sei prädestiniert, in Sachen Drohnen und Drohnenabwehr weltweit Spitzenleistungen zu erbringen. «Wir bringen alle notwendigen Voraussetzungen mit: Wir sind ein sehr wohlhabendes Land und ein Hightech-Land – gerade was die Hoch- und Fachhochschulen sowie die Wirtschaft betrifft.» Da erwarte er von den Hochschulen eine entsprechende Zusammenarbeit bezüglich Forschung, Resultaten und Produkten. «Das ist der zentrale Schlüssel zum Erfolg.» Er selbst wolle sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass der Ausbau der Drohnentechnologie zum Schutz unseres Kantons und damit auch der Schweiz gestärkt werde.




