Ein Back-up für die Bauverwaltung
21.11.2023 Kandergrund, Blausee, MitholzAn der kommenden Gemeindeversammlung vom 24. November dürfte am ehesten die geplante Regionale Bauverwaltung zu reden geben. Die lokalen Behörden haben die Diskussion aber längst lanciert – und damit gute Erfahrungen gemacht.
JULIAN ZAHND
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An der kommenden Gemeindeversammlung vom 24. November dürfte am ehesten die geplante Regionale Bauverwaltung zu reden geben. Die lokalen Behörden haben die Diskussion aber längst lanciert – und damit gute Erfahrungen gemacht.
JULIAN ZAHND
Qualifizierte BauverwalterInnen sind ein rares Gut. Das mussten bereits viele Gemeinden erfahren, auch im Frutigland. Die Suche nach geeignetem Personal dauert manchmal Monate, Stellen müssen mehrmals ausgeschrieben werden. Und weil auch nach langwierigem Prozedere nicht jeder Posten besetzt werden kann, müssen manche Gemeinden ihre Leistungen extern einkaufen – eine mitunter kostspielige Angelegenheit.
Kandergrund kennt diese Probleme nicht – «noch nicht», wie Gemeindepräsident Roman Lanz präzisiert. «Mit Martin Trachsel haben wir einen Mann, der den Job des Bauverwalters bestens erledigt. Das ist ein Glücksfall.»
Doch dieses Glück ist flüchtig, das weiss auch Lanz. Vieles hängt von einer Person ab – doch was, wenn diese einmal ausfällt oder den Posten verlässt? Die Kandergrunder Behörden möchten daher die Flucht nach vorn ergreifen, sich für die Zukunft absichern. Deshalb soll auch Kandergrund Teil der neu entstehenden Regionalen Bauverwaltung werden.
Eine ergiebige Infoveranstalung
Für diesen Schritt braucht es aber zuerst die Bewilligung der Bevölkerung. Die Anpassung des Organisationsreglements wird an der Gemeindeversammlung vom nächsten Freitag wohl für am meisten Gesprächsstoff sorgen, prognostiziert Roman Lanz. Denn wenn es um interkommunale Zusammenarbeit gehe, befürchteten viele sogleich einen Verlust der Eigenständigkeit. Um dieser Skepsis zu begegnen und auf vorhandene Fragen einzugehen, führte die Gemeinde am 1. November eine Infoveranstaltung durch. Über 20 Leute kamen in die Kandergrunder Turnhalle und tauschten sich mit den Behörden während rund 90 Minuten aus. «Es war ein wichtiger Anlass, an dem einige Unklarheiten beseitigt werden konnten», findet Lanz. Würden solche Veranstaltungen fehlen, mache sich die Bevölkerung trotzdem ein Bild, das aber im schlechtesten Fall auf falschen Annahmen basiere.
Doch wie begegnet der Gemeindepräsident der Kritik? Als Erstes betont er: «Die Regionale Bauverwaltung würde uns primär administrativ entlasten. Die Entscheidungshoheit würde die Gemeinde hingegen nicht einbüssen.» So würden Baugesuche beispielsweise nach wie vor nach gemeindeeigenem Reglement abgewickelt. Bleibt die Frage, ob eine neue Instanz die Abläufe nicht verkompliziert und verlängert. Lanz verneint, weil er davon ausgeht, dass die Regionale Bauverwaltung aufgrund ihrer Grösse mehr Kompetenzen erhielte. Somit könnte sie wohl auch Gesuche behandeln, die bis anhin beim Statthalteramt landen.
Die Gemeinden arbeiten längst zusammen
Die Annahme, eine Gemeinde wie Kandergrund sei vollständig autonom, wäre ohnehin eine Illusion. In Bereichen wie Zivilschutz, Feuerwehr, Schule oder Jugendarbeit bestehen längst Zusammenarbeitsverträge mit anderen Gemeinden. Dennoch zeigt Lanz Verständnis für allfällige Kritik und unterstreicht, dass die Gemeinde den Beitritt unter keinen Umständen erzwingen will. «Der Souverän entscheidet, und wir werden uns danach richten. Auch mit einem Nein würden wir die Tür nicht endgültig zuschlagen, ein späterer Anschluss an die Regionale Bauverwaltung wäre sicher noch möglich.» Lanz ist aber überzeugt: «Auch bei einem Nein würde uns das Thema später wieder beschäftigen. Ich fände es deshalb vorteilhaft, wenn wir uns gar nicht erst in eine unangenehme Lage bringen, sondern bereits jetzt handeln.»
Die weiteren Traktanden
An der Gemeindeversammlung wird der Bevölkerung auch das Budget 2024 vorgelegt. Dieses sieht ein Minus von 84 000 Franken vor, wobei etwas mehr als die Hälfte auf den Allgemeinen Haushalt entfällt und der Rest auf die Abwasserbeseitigung. Im nächsten Jahr kommen zudem gewichtige Investitionsausgaben auf die Gemeinde zu, etwa die Sanierung des Gemeindehauses (400 000 Franken) und die Erschliessung neuer Strassen und der Kanalisation in Mitholz (500 000 Franken). Insgesamt sieht die Gemeinde Investitionen von über einer Millionen Franken vor, davon könnte sie rund die Hälfte selbst übernehmen.
Weiter steht eine Änderung des Organisationsreglements auf der Traktandenliste. Bislang hatten sowohl der Wahlkreis Kandergrund als auch jener in Mitholz je einen Gemeinderatssitz garantiert. Dieser Minderheitenschutz entwickelte sich mit der Zeit jedoch zur Bürde, da nicht immer in beiden Wahlkreisen Personal gefunden werden konnte. Auch künftig sollen Kandidierende aus diesen Wahlkreisen Vorrang haben. Falls solche aber gänzlich fehlen, dürfen die Sitze auch durch Kandidierende anderer Wahlkreise besetzt werden.
Schliesslich muss die Gemeindeversammlung ein Reglement absegnen, das die Nutzung von Gemeindeliegenschaften rechtlich ermöglicht. Schon jetzt werden etwa Schulanlagen oder das Gemeindehaus an externe Nutzer vermietet. Um auch weiterhin Gebühren erheben zu dürfen, braucht Kandergrund eine entsprechende rechtliche Grundlage, die es nun zu genehmigen gilt.
Wie üblich folgt nach den Abstimmungen ein Infoblock zum Sanierungsprojekt des ehemaligen Munitionslagers Mitholz, bevor die Bevölkerung im «Verschiedenen» ihre Anliegen anbringen kann.