Ein eher schwieriger Sommer
25.10.2024 TourismusNach zwei rekordverdächtigen Jahren erlebten die SAC-Hüttenwarte in der letzten Saison einen kleinen Dämpfer. Der Sommer begann spät und mündete nicht in einen goldenen Herbst, sondern in einen verfrühten Winter. An mehreren Standorten hatte man mit ...
Nach zwei rekordverdächtigen Jahren erlebten die SAC-Hüttenwarte in der letzten Saison einen kleinen Dämpfer. Der Sommer begann spät und mündete nicht in einen goldenen Herbst, sondern in einen verfrühten Winter. An mehreren Standorten hatte man mit Murgängen oder Wasser respektive Schnee zu kämpfen, die Wege waren teils nicht passierbar. Einen Vorteil hatten die Niederschläge indes: An Wasser mangelte es diesmal nirgendwo. Trotz der Herausforderungen ziehen einige Hüttenwarte auch ein positives Saisonfazit.
Blüemlisalphütte
«‹Unser› Sommer war durchzogen. Der Anfang war schleppend, da das Wetter bis circa zum 10. Juli wechselhaft war und noch sehr viel Schnee auf den Zustiegswegen lag. Vom 10. Juli bis zum 13. September herrschte sehr viel Betrieb und auch sehr gutes Wetter. In dieser Zeit hatten wir aber deutlich weniger Tagesgäste, da der Zustieg von der Bundalp her infolge grosser Winterschäden noch gesperrt war. Eine Umleitung war eingerichtet, diese führte allerdings über den Bundstock, dauerte sicher eine Stunde länger und war im obersten Teil halt ein alpiner Bergweg.
Am 14. September verabschiedete sich der Sommer abrupt, und wir hatten gleich Winter. Wir hofften zwar, dass die 70 cm Schnee nochmals wegschmelzen würden und ein schöner Herbst folgen könnte. Das hat sich aber nicht ergeben. So haben wir die Hütte nach drei Wochen mit sehr wenigen Gästen am 7. Oktober eine Woche früher geschlossen. Die Übernachtungszahlen kennen wir noch nicht genau; sie bewegen sich eher bei 5000 als bei 6000 (wie im vergangenen Jahr).
Auf der Blüemlisalphütte leben wir nicht vom Regenwasser, sondern vom Schmelzwasser. Da hatte natürlich der schneereiche Winter 2023 / 24 wiederum einen Vorteil. Zudem hatten wir ja im letzten Jahr wegen der Wasserknappheit einen grösseren Umbau durchgeführt und Trockentoiletten eingebaut. Dies hat sich in diesem Sommer sehr gut bewährt. Wir hoffen, dass wir das Wasserproblem damit für die nächste Zukunft gelöst haben.
Alles in allem war der Sommer 2024 keine Spitzensaison. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass wir in erster Linie vom Wetter abhängig sind und alles seine Vor- und Nachteile hat.
Finanzen sind das eine. In meinen Augen müssen aber auch Personal, Hüttentechnik und die Zusammenarbeit mit der
JÜRG MARTIG, HÜTTENWART Sektion stimmen. Für diese drei kann ich fast 100 Punkte vergeben.»
Doldenhornhütte
«Die Saison war in verschiedener Hinsicht speziell und auch nicht einfach für uns. Im Juni herrschte oft schlechtes Wetter, was viele Gäste davon abhielt, uns zu besuchen. Am 15. Juni musste der Hüttenweg ‹Bärentritt› wegen Murganggefahr gesperrt werden. In den nachfolgenden Wochen gab es weitere Murgänge im Öschibach, sodass der ‹Bärentritt› bis zum Saisonende gesperrt blieb.
Weil auch unsere Transportbahn in Mitleidenschaft gezogen worden war, mussten wir unsere Hütte ab Anfang Juli per Heli versorgen.
Die Monate Juli und August waren dann bezüglich Wetter und Besucher sehr gut. Im September wurde es zunehmend kühl, nass und kalt. Der Wintereinbruch Mitte September hat nochmals starken Einfluss auf die reduzierte Besucherzahl gehabt. Der erwartete goldene Herbst kam auch nicht in die ‹Gänge›. Trotzdem hatten wir die Hütte bis zum 13. Oktober geöffnet, und einige Gäste fanden noch den Weg zu uns.
Dieses Jahr hatten wir viel mehr Wasser, was sich auch auf dem Hüttenweg bemerkbar machte. Einmal mussten wir ihn nach einem kleinen Murgang wieder instandsetzen.
Bis jetzt hatten wir 2369 Übernachtungsgäste, was weniger ist als in den beiden Vorjahren. Diese für uns letzte Saison wird das drittbeste Ergebnis in unseren sechs Jahren auf der Doldenhornhütte hervorbringen.»
HEIDI UND FRITZ WENGER, HÜTTENWARTE BIS ZUM ENDE DIESER SAISON
Fründenhütte
«Wir hatten trotz des sehr schlechten Saisonstarts und Saisonendes einen guten Sommer. Insgesamt haben 1380 Gäste bei uns übernachtet. Das sind 60 weniger als im Vorjahr, der Schaden hielt sich also in Grenzen. Auch hatten wir etwas weniger Tagesgäste, was sich wohl ebenfalls auf das schlechte Wetter zum Anfang und zum Ende der Saison zurückführen lässt.
Bis Mitte Juli hatten wir mehr als genügend Wasser, dank der Schneeschmelze und des Regens. Nachher wurde es dann doch nochmals knapp, da mit dem stabileren Wetter viele Gäste kamen, der Schnee weg war und die wenigen Gewitterregengüsse nicht reichten, um die Wasserfassung zu füllen. Mit einem sparsamen Umgang kamen wir jedoch gut durch die trockene Zeit, und es gab zum richtigen Zeitpunkt wieder genügend Regen.»
STEFANIE BIERI, HÜTTENWARTIN
Lämmerenhütte
«Die Saison war etwas schwierig. Im Juni lag noch viel Schnee, daher waren fast keine Wanderer unterwegs; Juli und August waren dagegen recht gut. An den sonnigen Tagen besuchten uns die Gäste zum Glück zuhauf. Wegen oft schlechter Wettervorhersagen für samstags oder sonntags hatten wir allerdings auch da immer wieder viele Absagen. Was aussergewöhnlich schön war, war die Bergblumenpracht: Fast alles blühte miteinander und in einer wunderschönen Farb- und Formvielfalt, wie wir es nicht jedes Jahr geniessen können! Der September und der Oktober waren wieder sehr durchzogen, jede Woche fiel mindestens einmal Schnee. Kaum war er geschmolzen, folgte schon bald die nächste Ladung.
Das Problem, dass zum Sommerende das Wasser knapp wird, hatten wir dieses Jahr definitiv nicht. Auch für den Winter ist der Boden so gut durchnässt, dass diesbezüglich keine Probleme zu erwarten sind. Wir hatten dieses Jahr (Sommer und Winter) rund 7900 Übernachtungen.»
BARBARA UND CHRISTIAN WÄFLER, HÜTTENWARTE
Gspaltenhornhütte
«Der Sommer 2024 war sehr durchzogen. Der August war dank des schönen Wetters und der warmen Temperaturen sehr gut. Im Frühling waren die Übergänge Sefinenfurgga und Hohtürli (gesperrt, respektive Umleitung via Bundstock bis Mitte August) wegen des vielen Altschnees lange nicht passierbar. Der frühe Wintereinbruch Anfang September und das anhaltend schlechte Wetter haben dazu beigetragen, dass wir im Herbst kaum noch Gäste hatten. Insgesamt hatten wir 2900 Übernachtungen. Wasser hatten wir dieses Jahr – ausser im August – genug. Viel Schnee im Frühling und die anhaltenden Niederschläge haben die Wassersituation entschärft.»
THOMAS JENTSCH UND MONIKA SCHMIDLIN, HÜTTENWARTE
Balmhornhütte
«Bis Mitte August übernachteten fast auf den Punkt genau gleich viele Gäste in der Hütte wie in der letzten Saison. Dementsprechend war auch der Umsatz erfreulich. Da wir die Tagesgäste zahlenmässig nicht erfassen, kann hierzu keine Aussage gemacht werden. Das Wetter war durchzogen, was sich auf die zweite Hälfte der Saison mit wenigen Gästen bemerkbar machte. Bis zum Saisonende am Samstag, 12. Oktober, hatten wir immer genügend Wasser – nicht unbedingt vom Regen, aber von den fast täglichen kleineren und grösseren Gletscherabbrüchen, die zu Schmelzwasser wurden.
Insgesamt konnten 541 Übernachtungen (Vorjahr: 590) verbucht werden. Grund für die leichte Abnahme war der kühle und meist nasse September, der die Schneefallgrenze Mitte des Monats auf unter 1000 Meter fallen liess. Die Übernachtungszahl ist aber immer noch sehr hoch für die kleinste selbstbewartete SAC-Hütte der Schweiz mit 20 Schlafplätzen. Erfreulich ist ausserdem, dass die Gäste den wechselnden HüttenwartInnen eine grosse Wertschätzung entgegenbrachten. Seit 2000 wird die Balmhornhütte von den Mitgliedern der SAC-Sektion Altels bewartet. Diesen Sommer waren es 23 verschiedene Parteien.»
HANSUELI OGI, HÜTTENCHEF
Lohnerhütte
«Wir hatten dieses Jahr eine mittelmässige Saison. Es übernachteten 240 Gäste (Vorjahr: 304) in der Lohnerhütte.
Leider herrschte an den Wochenenden häufig schlechtes Wetter und somit war unser Hüttenweg nicht für alle immer machbar.
Die Besucher, die es aber in die Hütte geschafft hatten, waren mehrheitlich begeistert, da die Lohnerhütte immer noch sehr einfach ist und wir keinen grossen Komfort bieten können. Dies wird geschätzt!
Unsere Wasserversorgung ist immer noch gut. In dieser Hinsicht haben wir keinen Unterschied bemerkt.»
JOACHIM ALLENBACH, HÜTTENCHEF