«Ein eindrückliches Erlebnis»
19.09.2025 PolitikAm 1. September wurde René Maeder (Die Mitte, Oberland) als neues Mitglied im Grossen Rat vereidigt. Seine erste Session dauerte bis zum 11. September. Im Gespräch mit dem «Frutigländer» schilderte Maeder seine Eindrücke und Erlebnisse im Rathaus in ...
Am 1. September wurde René Maeder (Die Mitte, Oberland) als neues Mitglied im Grossen Rat vereidigt. Seine erste Session dauerte bis zum 11. September. Im Gespräch mit dem «Frutigländer» schilderte Maeder seine Eindrücke und Erlebnisse im Rathaus in Bern.
Die Vereidigung war für René Maeder (Die Mitte, Oberland) ein bewegender Moment: «Es war ein sehr eindrückliches Erlebnis. Der Grosse Rat ist ein traditionsreiches Parlament, und es ist etwas Besonderes, plötzlich nicht mehr Zuschauer, sondern selber Teil der Debatten und Entscheidungen zu sein. Die Atmosphäre war respektvoll, aber auch sehr lebendig.» Maeder wurde von seinen Kolleginnen und Kollegen im Grossen Rat herzlich aufgenommen. Besonders sein «Götti» Philipe Kohli, ein junger und erfahrener Grossrat, sowie Fraktionschef Peter Gerber standen ihm mit kompetenten Antworten zur Seite. «Ich fühlte mich vom ersten Moment an willkommen und angekommen», so Maeder. Ein «Götti» ist ein erfahrener Grossrat oder eine Grossrätin aus der gleichen Fraktion, der, beziehungsweise die als Mentor oder Ansprechpartner dient. Auch die übrigen Ratsmitglieder begegneten Maeder mit viel Offenheit: «Viele kamen auf mich zu, haben mich begrüsst und willkommen geheissen. Ich wurde sogar bereits angefragt, ob ich Motionen mitunterzeichnen würde.»
Von Anfang an bei politischen Debatten dabei
Vom ersten Tag an brachte sich Maeder aktiv in die politischen Debatten ein. So unterstützte Maeder das Kreditgeschäft für den Beitrag aus dem Sportfonds zur Sanierung der Kunsteisbahn Thun, das erfreulicherweise angenommen wurde. Ebenso sprach er sich gegen die Motion zum Vieraugenprinzip bei Regulationsabschüssen aus, die glücklicherweise abgelehnt wurde. «Es fehlt an Wildhütern, die bereits jetzt am Limit arbeiten und ihren Job professionell, eigenverantwortlich und mit Augenmass erledigen», begründete Maeder seine Haltung. Ein weiteres Geschäft wurde auf die Wintersession verschoben, eine Gelegenheit, erneut die Position seiner Fraktion am Rednerpult zu vertreten.
Es lief nur wenig wie nicht gewünscht
Nur wenige Geschäfte verliefen nicht in seinem Sinne. «Schade war, dass der Vorstoss von Grossrat Fiechter zur Wiedereröffnung der Geburtenabteilung im Spital Frutigen keine Mehrheit fand», erklärte Maeder. «Ich habe ihn unterstützt, obwohl die Erfolgschancen gering waren. Mir war es wichtig, ein Zeichen gegen die fortschreitende Zentralisierung zu setzen, die den ländlichen Raum systematisch schwächt. In meinen 25 Jahren Gemeindepolitik habe ich mehrfach erlebt, wie unter dem Vorwand von Sparmassnahmen und Effizienzsteigerungen gut funktionierende Strukturen wegrationalisiert wurden.»
Am 11.9. war der letzte Sessionstag
Mit dem letzten Sessionstag am 11. September endet die Arbeit im Rat zwar formal, doch Maeder nahm einige «Hausaufgaben» mit nach Kandersteg. «Ich lasse die Session nochmals Revue passieren und beginne bereits mit den Vorbereitungen meiner ersten Vorstösse, die im Frühjahr behandelt werden sollen.» Ein zentrales Thema ist für ihn der Tourismus, insbesondere die zunehmende Problematik des Overtourismus, die rasante Ausbreitung von Airbnb sowie die mögliche Einführung einer Tageskurtaxe. «Dabei stellt sich für mich auch die Frage, welchen Beitrag der Kanton leisten kann, um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Einheimische und Mitarbeitende in den Tourismusorten zu entschärfen.» Was Maeder ebenfalls aus seiner ersten Session mitnimmt: «Viel Motivation, mich weiterhin sorgfältig vorzubereiten und engagiert einzubringen. Die erste Session hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Stimme der Bürgerinnen und Bürger, die mich gewählt haben, klar im Rat zu vertreten.»
Was dem Grossrat noch wichtig ist
Besonders am Herzen liegt dem Grossrat auch die politische Nachwuchsförderung: «Im Frühjahr sind Wahlen, und ich möchte besonders junge, politisch Interessierte ermutigen, sich zu engagieren, zunächst auf Gemeindeebene, in Kommissionen oder Gemeinderäten. Es ist wichtig, sich auf die Listen einzutragen, die dem eigenen Gedankengut entsprechen. So können sie ihre Zukunft aktiv mitgestalten. Und selbst wenn es beim ersten Mal nicht klappt, ist das kein Scheitern, sondern Ausdruck des Willens, sich für die Allgemeinheit einzusetzen.»
MICHAEL SCHINNERLING