Ein Frutiger im Puzzle-Wettkampfstress
09.09.2025 FrutigenDen Schritt vom gemütlichen Puzzle zum sportlichen Wettkampf auf Zeit hat Patrick Inniger längst vollzogen. Nun steht der 35-Jährige kurz vor der dritten Teilnahme an der Speed Puzzle WM in Spanien. Was sind seine Ziele?
Er habe tatsächlich schon ...
Den Schritt vom gemütlichen Puzzle zum sportlichen Wettkampf auf Zeit hat Patrick Inniger längst vollzogen. Nun steht der 35-Jährige kurz vor der dritten Teilnahme an der Speed Puzzle WM in Spanien. Was sind seine Ziele?
Er habe tatsächlich schon einmal ein riesiges Puzzle mit 18 000 Teilen zusammengesetzt, erklärt der gebürtige Frutiger Patrick Inniger. «Das war damals zusammen mit meiner Schwester und ist schon lange her. Beim Hörbuch hören sind wir ganz gemütlich vorgegangen, haben vom riesigen Haufen die einzelnen Teile sortiert und uns dabei viel Zeit gelassen.» Aktuell konzentriert sich der nun in Thun wohnhafte Informatiker auf Puzzles mit 500 oder 1000 Teilen. Und mit der Gemütlichkeit ist es ganz vorbei: Speed Puzzle nennt sich das, was in den letzten drei Jahren zu Innigers Passion geworden ist.
Der 35-Jährige betreibt dieses Hobby mittlerweile wettkampfmässig und bereitet sich in diesen Tagen intensiv auf die in Spanien statt!ndende Weltmeisterschaft vor. Als «World Jigsaw Puzzle Championship 2025» kommt der Anlass vom 15. bis 21. September in Valladolid zur Austragung. Dort geht es in der Quali!kationsrunde darum, ein zur Wahl stehendes 500er-Puzzle in maximal 90 Minuten zusammenzusetzen. Im Finale, es wird von 180 Teilnehmenden bestrittenen, wird ein bisher unveröffentlichtes 500-er Puzzle zugewiesen und die Zeit auf 75 Minuten beschränkt. Patrick Innigers Ziel ist klar: «Ich will in allen drei Kategorien – Einzel, Paar und Viererteam – das Finale erreichen, mich dort möglichst gut klassieren und hoffentlich der schnellste Schweizer sein.» Er hat seine persönliche Taktik stets verbessert und weiss auch, wie wichtig eine entsprechende Strategie und Rollenverteilung in den Teamwettkämpfen ist.
Die Erwartungen sind hoch
Innigers Ziele sind nicht zu hoch gesteckt, denn sowohl 2023 wie 2024 hat es für ihn mit den Finalquali!kationen jeweils geklappt. «Speed-Puzzle hat sich in kurzer Zeit stark entwickelt. Dank vieler Events ist es populärer geworden, die Teilnehmenden trainieren intensiv und werden entsprechend schneller», sagt er. Seine Einzelrangierungen untermauern dies: 2023 resultierte bei einer Stunde, vier Minuten und fünf Sekunden der 85. Rang, 2024 bei einer Stunde, einer Minute und 56 Sekunden der 127. Rang. «Die Allerbesten schaffen die 500 Teile in unter 30 Minuten – davon bin ich noch weit entfernt.» Gute Rangierungen erreichte er aber auch bereits an der heuer erstmals durchgeführten Europameisterschaft in Budapest sowie an der Deutschen Meisterschaft. An der ersten Schweizer Puzzle Meisterschaft (SPM 2024) erreichte er im Einzel Rang 7, im Paarwettkampf Rang 5 und mit dem Team den Sieg. Nebst dem Ehrgeiz zum Erreichen einer vorderen Klassierung stünden aber dank der allgemeinen Faszination auch das Erlebnis an sich, das faire Wettkampfverhalten und die Kameradschaft im Vordergrund. «So haben sich bereits diverse Freundschaften mit Leuten aus den verschiedensten Ländern ergeben.»
Der Trainingsaufwand steigt
Nach dem aktuellen Trainingsaufwand befragt, erklärt Inniger: «Täglich mindestens ein 500er-Puzzle muss sein. Der letzte Sonntag wurde zudem zum Trainingstag mit einem Kollegen des Viererteams: Nach einem Online-Event schafften wir zu zweit zweimal ein 1000er und viermal ein 500er-Puzzle.» Der Wettkampf sei mental anspruchsvoll und erfordere eine gute Augen-Hand-Finger-Koordination. Nebst der psychischen, sei auch eine physische Kondition gefragt. «Die oft angespannte, konzentrierte Haltung im Stehen oder Sitzen beanspruchen Rücken und Schultern recht stark. Wenn du schnell sein willst, braucht es zwölf Teile pro Minute, da liegt keine Pause drin.» Als Beispiel führt er einen von ihm bestrittenen zehnstündigen Puzzle-Marathon an: «Die Besten fügten um die 12 000 Teile zusammen – und Rang 1 und 2 trennten gerade mal fünf Teile.» Bei Wettkämpfen sei das Teilnehmerfeld immer generationenübergreifend, meistens so zwischen acht- und 88-jährig und zu zwei Dritteln weiblichen Geschlechts. «Wenn im Alter die Augen nachlassen und die Hände zu zittern beginnen, wird es natürlich schwierig.»
Sponsoren wären willkommen
Ist Speed-Puzzlen auf diesem Niveau ein teures Hobby? «Es hängt davon ab, wie sehr ich mich zurückhalten kann», meint Patrick Inniger und lacht. «500er-Puzzle kosten so um die zwölf bis 20 Franken, aber man !ndet sie ja auch in der Brocki oder tauscht sie untereinander aus; Online-Events kosten 20 bis 30 Franken. Ins Geld gehen natürlich die Reisen und die Aufenthalte im Ausland, wie jetzt dann der Flug nach Spanien, die dortige Zugfahrt und die einwöchige Unterbringung vor Ort.» Zu gewinnen gebe es an der Weltmeisterschaft im jeweils ersten Rang jeder Kategorie 2000 Euro.
Nebst den Geldbeträgen für die Podestplätze würden bis Rang zehn kleinere Preise – oft lokale Spezialitäten – vergeben. Irgendeine Sponsoren-Unterstützung sei bis jetzt nicht in Sicht. «Ich warte aber auf ein neues Trikot, das einen Teil der Schweizer Delegation als entsprechende Einheit auszeichnen soll.» Immer dabei seien bei den Events die drei Maskottchen: «Broccoli habe ich von meiner Freundin bekommen, das Puzzleteilchen sowie den Dino haben mir meine zwei Göttibuben geschenkt.» Also denn, auf gutes Gelingen!
PETER ROTHACHER
ZUR PERSON
Patrick Inniger ist in Frutigen aufgewachsen und arbeitet heute zu 80 Prozent auch dort, als Systemtechniker bei der Firma Wandfluh AG. Wohnhaft ist der mittlerweile 35-Jährige seit rund acht Jahren in Thun. Zusammen mit seiner Partnerin betreut er in der Wohnung an der Jungfraustrasse mit viel Liebe drei Hauskatzen und zudem in einem feudal ausgestatteten Nagerterrarium mongolische Rennmäuse. Nebst seiner Passion als Speed-Puzzler – mit entsprechend grossem Trainingsaufwand – widmet er sich hobbymässig zusätzlich diversen Brett- und Computerspielen.
PRR