Ein Leben für die Alp
17.10.2025 AdelbodenAn der OLMA in St. Gallen wurden die besten Alpkäse des Landes prämiert. In der Kategorie «Berner Hobelkäse AOP» gewann Ruth Zimmermann aus Adelboden Gold und Silvia und Jakob Schranz erhielten Silber für ihren «Berner Alpkäse ...
An der OLMA in St. Gallen wurden die besten Alpkäse des Landes prämiert. In der Kategorie «Berner Hobelkäse AOP» gewann Ruth Zimmermann aus Adelboden Gold und Silvia und Jakob Schranz erhielten Silber für ihren «Berner Alpkäse AOP».
MICHAEL SCHINNERLING
Gold gewinnt man nicht alle Tage – umso schöner war der Moment, als es hiess: «Gold in der Kategorie Hobelkäse geht an Ruth Zimmermann von der Alp Silleren oberhalb von Adelboden.» «Es ist eine grosse Freude und Befriedigung, diese anspruchsvolle Arbeit als Käserin zu machen», sagte Zimmermann. Ihre Käse sind das Ergebnis von sauberem Handwerk, bester Milchqualität und einer grossen Portion Herzblut. Seit über zwei Jahrzehnten verbringen Ruth und Daniel Zimmermann jeden Sommer auf der Alp Silleren. Was 2003 als gemeinsames Abenteuer begann, ist heute gelebte Tradition – getragen von Leidenschaft, harter Arbeit und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur.
Kein Wunder also, dass ihre Produkte auch überregional Anerkennung finden: Mehrfach wurde sie an der OLMA ausgezeichnet, zuletzt für ihren Hartkäse. Dieses Jahr reichte sie erneut einen Hartkäse Jahrgang 2024 und einen Hobelkäse Jahrgang 2023 ein.
Auf der Alp mit 13 Kühen
Der Alpaufzug fand am 7. Juni statt, der Abzug am 26. August – zwei Tage, die für Familie und Tiere gleichermassen bedeutsam sind. Die Sommermonate sind geprägt von intensiver Arbeit, aber auch von tiefer Zufriedenheit. Im Sommer weiden 13 Milchkühe und Jungvieh auf den saftigen Wiesen der Alp. Die Milch bildet die Grundlage für feinsten Berner Alpkäse AOP, Berner Hobelkäse AOP und Raclette, hergestellt mit Hingabe von Käserin Zimmermann. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Daniel und gelegentlich von den Grosskindern.
2023 hat der Sohn mit seiner Familie den Hof übernommen, doch die Eltern helfen weiterhin tatkräftig mit – beim Heuen oder wo immer es nötig ist. Wer den Käse der Familie Zimmermann probieren möchte, kann dies direkt auf dem Hof tun oder im Käsekühlschrank unter dem Haus. Am Frutig-Märit betreibt die Familie zudem einen Stand bei der Engstligenbrücke, gleich neben dem Stand vom «Frutigländer». «Es ist uns wichtig, dass kleine Familienbetriebe weiterhin bestehen und ihre Produkte fair vermarkten können», betont Ruth Zimmermann.
Silvia und Jakob Schranz: Silber für jahrzehntelange Hingabe
Was für ein Augenblick, wenn man für seine Arbeit eine Ehrung erhält – und wenn es dann noch Silber ist, umso schöner. Der Moment der Preisverleihung war für Silvia und Jakob Schranz besonders bewegend. «Als auch der vierte Rang vergeben war, wussten wir: Ein Podestplatz ist sicher. Der zweite Platz war schliesslich die Krönung, eine Anerkennung für Jahrzehnte voller Hingabe, in denen wir jeden Sommer aus Milch feinsten Käse entstehen liessen», erzählt Silvia Schranz.
Mit dem zweiten Rang beim Alpkäse-Wettbewerb 2025 wurde ihre langjährige Arbeit eindrucksvoll gewürdigt. Dabei kamen viele Erinnerungen hoch – an den ersten Wettbewerb 2005, als sie für ihren Berner Hobelkäse AOP erstmals eine Auszeichnung erhielten, oder an die weiteren Erfolge: 2013 der dritte Preis, 2015 der erste Preis und 2021 erneut der dritte Rang.
«Erfolg über so viele Jahre ist kein Zufall», meint Jakob Schranz. «Er gründet auf Fleiss, Liebe zum Produkt, einer gepflegten Alp und gesunden Tieren. Vor allem aber braucht es Freude an der Arbeit – und an der Einfachheit des Lebens auf der Alp.» Für Jakob und Silvia Schranz war 2024 der letzte Sommer auf der Alp Lurnig/Fahrni. Heute sind Silvia 64 und Jakob 72 Jahre alt. «Nun bleibt mehr Zeit für unsere Grosskinder, mit denen wir die Tage geniessen können», sagen sie mit einem Lächeln. Denn für sie war die Alpzeit immer die schönste Zeit im Jahr – streng, aber wunderschön.
Eine Ära geht zu Ende – und lebt weiter
Seit seinem neunten Lebensjahr zog es Jakob Schranz jeden Sommer für zwölf Wochen auf die Alp. Gemeinsam mit Silvia, die ab den 1990er-Jahren mitkam, pendelte er jahrzehntelang zwischen Tal- und Bergbetrieb. Die beiden betreuten bis zu zwölf Kühe, zehn Stück Jungvieh und zehn Alpschweine. Jahr für Jahr entstanden so rund 1,2 Tonnen Alpkäse und etwa 400 Kilogramm Mutschli – alles in sorgfältiger Handarbeit.
Im Jahr 2024 endete diese Ära: Jakob und Silvia übergaben die Verantwortung an ihren Sohn Stefan Schranz und dessen Partnerin Sabina Tschudi. Die offizielle Betriebsübergabe fand bereits am 1. Januar 2023 statt. Die Produkte der Familie Schranz – Alpkäse, Hobelkäse und Mutschli – sind weiterhin im kleinen Hofladen im Heimbetrieb in der Raufmatte in Adelboden erhältlich. Ein Teil der Mutschli wird während der Sommersaison auch im Käsegeschäft in Adelboden angeboten.
«Die junge Generation hat übernommen, und das erfüllt uns mit grossem Stolz. So bleibt das gelebte Brauchtum in der Familie», sagen Jakob und Silvia Schranz.
Weitere Erfolge der Frutigländer
Anerkennungsurkunde Mutschli: Alp Ober Achsetberg, Achseten, Walter Büschlen, Achseten. 6. Rang/Mutschli: Elsighütte Elsigenalp, Achseten, Theres Hari, Frutigen. Anerkennungsurkunde/Berner Alpkäse AOP: Alp Silleren, Adelboden, Ruth Zimmermann, Adelboden.