Ein letztes Mal wird in Frutigen wettkampfmässig Holz gerückt
21.10.2025 FrutigenLetzten Sonntag fand die zehnte und zugleich letzte Veranstaltung des Holzrückens in Frutigen statt – ein Anlass, der über ein Jahrzehnt hinweg Herzblut, Tradition und die besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier zelebrierte. 39 Fuhrleute traten ein letztes Mal an, um ...
Letzten Sonntag fand die zehnte und zugleich letzte Veranstaltung des Holzrückens in Frutigen statt – ein Anlass, der über ein Jahrzehnt hinweg Herzblut, Tradition und die besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier zelebrierte. 39 Fuhrleute traten ein letztes Mal an, um ihre Pferde durch einen anspruchsvollen Geschicklichkeitsparcours zu führen. Die Aufgabe: einen fünf Meter langen Baumstamm fehlerfrei durch 13 Hindernisse zu ziehen – eine Herausforderung, die Präzision, Vertrauen und Geduld verlangte.
MICHAEL SCHINNERLING
«Stehen bleiben. Ganz ruhig, komm, schön langsam laufen», hallte es über das Gelände, während die Gespanne durch Waldstücke fuhren, rückwärts einfädelten, Pylonen umrundeten oder Holzkegel umwarfen. Besonders knifflig war das Umfahren eines Gatterzauns, bei dem der Stamm abgekoppelt werden musste. Das letzte Hindernis, das «Poltern», verlangte höchste Konzentration: Der Stamm musste exakt auf zwei fixierten Stämmen platziert werden. Zehn Minuten blieben dafür – knapp, aber machbar. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer war es ein eindrückliches Erlebnis, das von Speaker Jürg Zumbrunnen lebendig kommentiert wurde.
Rund 40 Helferinnen und Helfer sorgten mit Freundlichkeit und Fachwissen dafür, dass sich alle willkommen fühlten. Am Nachmittag ging Peter Germann aus Kandergrund mit seiner Freiberger-Stute Angi FM 21 als einziger Teilnehmer aus dem Frutigland an den Start – ein Moment, der vielen in Erinnerung bleiben wird.
Zufrieden mit dem Tag
Die Präsidentin der Holzrücker-Fründä Frutigland, Ruth Wäfler, zeigte sich trotz der Abschiedsstimmung zufrieden. «Es war ein würdiger Abschluss», sagte sie. Und doch lag ein Hauch von Wehmut über dem Gelände, denn was hier so spielerisch wirkte, war einst harte Arbeit im steilen Gelände.
Die Rückeprüfung ist ein Zeugnis dieser Vergangenheit, bei der Pferd und Fuhrmann als eingespieltes Team agieren müssen. Wenn der Fuhrmann nervös ist, spürt das Pferd es sofort – und umgekehrt. Das Organisationskomitee, bestehend aus Ruth und Fritz Wäfler, Jakob und Barbara Schranz sowie Fränzi und Peter Germann, hat über die Jahre einen Anlass geschaffen, der weit über das Kandertal hinausstrahlte. Gespanne aus dem Bündnerland, Genf und dem Waadtland reisten an, um Teil dieser besonderen Tradition zu sein.
Ohne die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Prüfungen begannen früh am Morgen, die Hindernisse waren präzise aufgebaut – für Haflinger, Freiberger und Ponys. Millimeter entschieden über Podestplätze, und das Publikum sah, wie viel Vertrauen und Feingefühl zwischen Mensch und Tier nötig ist. Mit einem Pony hatte man 14 Minuten Zeit, den Parcours zu absolvieren – eine Leistung, die Respekt verdient. Frutigen war der letzte Wettbewerb im Jahreskalender.
Engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Die Rangliste zeigt, wie vielfältig und engagiert die Teilnehmenden waren – von La Roche bis Bözen. Doch über allem steht die Erkenntnis: Nach zehn Jahren ist Schluss. Ein Kapitel geht zu Ende, das viele geprägt hat – mit Erinnerungen an spannende Wettkämpfe und viele herzliche Begegnungen. Worte allein reichen nicht aus, um zu beschreiben, was dieser Anlass für so viele Besucherinnen und Besucher, Fuhrleute und Freunde des Pferdesports bedeutet hat. «Noch ein Wort zum Schluss von mir: Ich möchte allen herzlich danken, die uns all die Jahre mit Sponsoring, Mithilfe oder auf andere Weise unterstützt haben», sagte Wäfler. Mit den Helferinnen und Helfern sass man am Abend noch gemütlich zusammen, um die geleistete Arbeit zu würdigen.
Ranglistenauszug
Prüfung 1, Rückeprüfung L:
David Barras, La Roche
Prüfung 2, Rückeprüfung L:
Marius Müller, Ramiswil
Prüfung 3, Rückeprüfung M:
Martin Baumann, Niederurnen
Prüfung 4, Rückeprüfung M:
Manuel Peter, Ruswil
Prüfung Pony 5:
Marianne Heutschi, Spiez
Prüfung Pony 6:
Corina Wild, Bözen