Ein starkes Immunsystem schützt vor Erkältungen
24.10.2025 GesundheitKaum zieht der Herbst ins Land und wird es draussen frischer, sind auch die Erkältungen nicht mehr weit. Die Viren machen sich wieder breit und bringen das Immunsystem auf Touren. Doch wie sieht eigentlich die Reise eines Erkältungsvirus durch den Körper aus? Ein ...
Kaum zieht der Herbst ins Land und wird es draussen frischer, sind auch die Erkältungen nicht mehr weit. Die Viren machen sich wieder breit und bringen das Immunsystem auf Touren. Doch wie sieht eigentlich die Reise eines Erkältungsvirus durch den Körper aus? Ein «subjektiver» Reisebericht.
Darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin ein Erkältungsvirus – mit meinen rund 30 Nanometern (30 millionstel Millimetern) Durchmesser sehr klein, und ich brauche zum Überleben unbedingt einen Wirt. Am liebsten niste ich mich in einer Schleimhautzelle ein, setze dort mein Erbgut frei und nutze die Zellmaschinerie, um mich zu vermehren. Fortbewegen kann ich mich nicht selbst; darum reise ich in winzig kleinen Wassertröpfchen durch die Luft – wunderbar, wenn sie beim Niesen oder Husten mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde meterweit geschleudert werden. Trockene Luft schätze ich gar nicht – dort gehe ich ein.
Viele Hürden stehen mir im Weg
Meine «Gastgeber» machen es mir gar nicht leicht! In ihren Masken bleiben Tröpfchen und Aerosole mit mir im Gepäck hängen. Auf den Schleimhäuten warten zahlreiche Hürden, die mein Weiterkommen erschweren.
Vor allem dieser zäh!üssige Schleim, in dem es nur so von Immunpolizisten und Fresszellen wimmelt, ist mir ein Graus. Viel lieber lande ich auf einer trockenen, leicht entzündeten Schleimhaut!
Erreiche ich schliesslich unerkannt eine passende Ober!ächenstelle, verschaffe ich mir Zugang zu einer Zelle. Dort kann ich mich endlich unbehelligt vermehren. Zum Leidwesen meines Wirts muss die arme Zelle zerstört werden, damit meine Nachkommen in Freiheit gelangen. Das muss rasch gehen, denn je mehr Wirtszellen kaputtgehen, desto heftiger reagiert das Abwehrsystem: Es produziert massgeschneiderte Antikörper, um uns zu vernichten, bevor wir weitere Zellen befallen und tiefer in die Atemwege eindringen. Schliesslich erhöht der Organismus auch noch seine Temperatur in unangenehme Bereiche, in denen wir uns nicht mehr effizient vermehren können.
Schleimhäute besitzen ein eigenes Abwehrsystem
Gesunde und gut befeuchtete Schleimhäute sind für Erkältungsviren ein ernstes Hindernis. Schon der Name verrät ihre Aufgabe: Sie bilden eine Barriere zwischen Aussenwelt und Körperinnerem und stellen – vor allem im Nasen-Rachenraum – die erste wirksame Schutzschicht gegen Erreger dar.
Dieser Schutz ist weit mehr als eine physikalische Grenze. Der ober!ächliche Schleim steht in engem Kontakt mit dem darunterliegenden spezialisierten Gewebe, dem MALT («Mucosa Associated Lymphoid Tissue», auf Deutsch: «Schleimhaut-assoziiertes lymphatisches Gewebe»). Dieses beherbergt verschiedene Immunzellen, die Keime rasch erkennen und bekämpfen können – die erste Einsatztruppe der immer präsenten unspezifischen Immunabwehr.
Auf einfache Weise die Abwehr stärken
Im Winter, wenn die Luft oft trocken ist, gilt es, die Schutzfunktion der Schleimhäute zu erhalten. Regelmässiges Trinken und Kräuterbonbons mit schleimhaltigen P!anzenextrakten wie Eibisch, Malve, Spitzwegerich oder Irisch Moos unterstützen die natürliche Funktion. Auch Honig – am besten roh – und Propolis, das Bienenharz, enthalten natürliche Wirkstoffe gegen Keime. Regelmässige Spaziergänge und Winterwanderungen bringen den Kreislauf in Schwung und fördern die Durchblutung der Schleimhäute. Wer ausreichend schläft, stärkt auf einfache und wirksame Weise sein Immunsystem: Schlaf unterstützt die Bildung von Abwehrstoffen sowie die Regeneration und Aktivität der Immunzellen.
Echinacea – der Klassiker zur Abwehrstärkung
Gegen die meisten Erreger gibt es keine Impfung. Ein intaktes Abwehrsystem bleibt daher entscheidend für eine rasche Infektabwehr. Dem Schweizer Naturheilkundler Alfred Vogel ist es zu verdanken, dass die positiven Wirkungen des roten Sonnenhuts (Echinacea) auf das Immunsystem in den 1950er-Jahren bekannt wurden. Extrakte aus frischen P!anzen zeigen nachweislich eine positive Wirkung: Sie versetzen die Abwehrzellen in Bereitschaft und sorgen dafür, dass die Immunantwort bei Infekten moderat und langanhaltend ausfällt. Vorbeugend eingesetzt, senken Echinacea-Präparate die Häufigkeit von Erkältungen und stärken die Abwehr. Therapeutisch angewendet, lindern sie typische Symptome wie Schnupfen, Halsschmerzen, Husten oder Gliederschmerzen – und verkürzen die Erkältungsdauer.
Mikronährstoffe – Schlüsselfaktoren für ein gesundes Immunsystem
Eine wirksame Immunantwort beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Gewebe, Immunzellen und Abwehrfaktoren im Blut. Viele Mikronährstoffe sind dafür essenziell. Bei einem Mangel steigt die Anfälligkeit, und wird der erhöhte Bedarf während eines Infekts nicht gedeckt, kann die Erkrankung schwerer und länger verlaufen.
Zink, Vitamin D und Vitamin C als wichtigste Mikronährstoffe.
Zink gilt als Schlüsselfaktor zahlreicher Abwehrprozesse, vor allem zu Beginn einer Infektion. Vitamin D stärkt die Schleimhautstruktur und stimuliert Abwehrzellen, während der Vitamin-C-Bedarf insbesondere während einer Erkältung steigt.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Immunabwehr und Immunmodulation
Das Immunsystem im menschlichen Körper besteht aus zwei Ästen:
• Unspezifische Immunabwehr: Die «Bereitschaftspolizei» erkennt körperfremde Erreger und führt sie den weissen Blutkörperchen zur Elimination zu.
• Spezifische Immunabwehr: bildet spezifische Antikörper, die sich massgeschneidert gegen bestimmte Erreger richten. Durchgemachte Infekte und Impfungen basieren auf der Aktivierung dieses Systems.
• Immunmodulation: gezielte Beein!ussung des Immunsystems, um die Reaktion auf Krankheitserreger zu verbessern und die Infektanfälligkeit zu senken. Umgangssprachlich wird sie als Stärkung des Immunsystems bezeichnet.
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Wozu sind Viren da?
Vordergründig betrachtet, verbreiten Viren nur Krankheiten. Doch was ist ihr Sinn? Biologisch gesehen sind sie keine Lebewesen, sondern infektiöse Partikel aus genetischem Material, eingepackt in eine Eiweisshülle. Ihr einziges Ziel: sich in einem Wirt vermehren. Krankheiten zu verursachen, ist dabei nur ein Nebeneffekt. Tatsächlich tragen Viren dazu bei, genetisches Material zwischen Organismen zu übertragen. Dadurch entstehen neue Fähigkeiten, Organismen müssen sich anpassen – und ihr Immunsystem trainieren. So betrachtet, sind Viren ein Motor der Evolution, der das Leben auf der Erde mitgestaltet und erhält.
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Schlaf stärkt das Immunsystem
Genügend Schlaf ist wichtig für ein starkes Immunsystem – das leuchtet ein.
Deutsche Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Lübeck konnten kürzlich zeigen, warum: Eine Gruppe von Probanden durfte acht Stunden schlafen, die andere blieb 24 Stunden wach. In regelmässigen Abständen wurde Blut abgenommen und die Bindungsstärke bestimmter Abwehrzellen (T-Zellen) an Zielmoleküle überprüft. Bereits nach drei Stunden Schlafentzug war diese Bindung deutlich reduziert – ein klares Zeichen für eine geschwächte Immunabwehr.
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