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31.10.2025 NachrufAdelboden hat eine seiner besonderen und bescheidenen Persönlichkeiten verloren. Fritz Inniger-Hari ist am Sonntag, 19. Oktober, in seinem 95. Lebensjahr verstorben.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Wo in Adelboden etwas los war, war auch Fritz Inniger anzutreffen. ...
Adelboden hat eine seiner besonderen und bescheidenen Persönlichkeiten verloren. Fritz Inniger-Hari ist am Sonntag, 19. Oktober, in seinem 95. Lebensjahr verstorben.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Wo in Adelboden etwas los war, war auch Fritz Inniger anzutreffen. Selbst an seinem Todestag war er unterwegs: Der Besuch der Predigt und ein Abstecher ins Altersheim standen auf seinem Programm. Am späteren Nachmittag wurde er von Angehörigen zu Hause leblos aufgefunden.
«Nach einem reich erfüllten und gesegneten Leben wurde er unerwartet schnell von seinem Erlöser Jesus Christus heimgerufen», heisst es im Leidzirkular. Seine offene, hilfsbereite Art und seine Vielseitigkeit werden allen in Erinnerung bleiben, die mit ihm zu tun hatten – und das waren nicht wenige. Als Geschäftsmann in der Oey stellte der am 1. März 1931 geborene Fritz Inniger sein Wissen und Können in vielerlei Hinsicht der Gemeinschaft zur Verfügung – sei es als Elektriker, Handwerker, Automechaniker oder Gastgeber. Als Sanitäter wurde er immer wieder zu Notfällen gerufen und war zuverlässig zur Stelle. Auch an der Entwicklung seines Dorfes zeigte er grosses Interesse, brachte Ideen ein und nahm kein Blatt vor den Mund, wenn er etwas kritisch sah. Die Natur war seine grosse Leidenschaft. Dank seinen jahrezehntelangen Wetterbeobachtungen und detaillierten Statistiken war der Klimawandel für ihn keine Überraschung.
Er liebte es, in den Bergen unterwegs zu sein oder auch als leidenschaftlicher Fotograf die Natur festzuhalten. Mehrere Ausstellungen mit seinen Aufnahmen hat er bestritten – und nicht zu vergessen: Dutzende bebilderte Artikel verfasste er in seiner Freizeit für die Regional- und Lokalpresse, in den letzten Jahren für den «Frutigländer». Es war jedes Mal ein kleines Ereignis, wenn sich «unser Fritz» zu einem Besuch in «seiner» Redaktion ankündigte – meist brachte der älteste Mitarbeiter neben guter Laune und spannenden Diskussionen auch Süssigkeiten aus Adelboden mit.
Menschen waren Fritz Inniger wichtig. Er ging offen auf sie zu, hörte ihnen zu und half, wo er konnte. Seine vielfältigen Begabungen kamen ihm dabei zugute – und seine Erzählungen liessen so manchen staunen. So konnte es vorkommen, dass sein Badezimmer besetzt war, weil er einem Patienten mit Zahnschmerzen half oder jemandem eine neue Frisur verpasste.
Seine Salben und Tinkturen zeugten von seiner genauen Kenntnis der Pflanzenwelt und waren weitherum bekannt. Legendär war die Anekdote, dass er 1992 für ein Foto in Allenbach ins Wasser fiel und «pflotschnass» wurde – notabene bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der befürchtete Kälteschock blieb aus. «Nach diesem Bad fühlte ich mich wie neugeboren», erzählte er oft – und fortan wurde das Bad im eiskalten Bach, ob Sommer oder Winter, zu einem seiner Rituale. Bis zuletzt war Fritz Inniger mobil und gehörte mit seinem Fortuna-Elektrofahrzeug zum vertrauten Dorfbild von Adelboden. Auch technische Neuerungen faszinierten ihn: Computer, E-Mail und Whatapp waren für ihn keine Fremdwörter, und noch mit 90 Jahren überlegte er sich, eine Drohne anzuschaffen – inspiriert von einem seiner Grosskinder. Apropos Familie: Fritz Inniger wuchs mit 13 Geschwistern auf, hatte mit seiner Ehefrau Elsi fünf Kinder und freute sich über 17 Gross- und 21 Urgrosskinder.
Zahlreichen Menschen stand er im Leben begleitend zur Seite. Sein Glaube bot ihm Motivation und Lebenskraft. In der Heilsarmee diente er viele Jahre als Musikchef und engagiertes Mitglied. Mit ihm ist ein Mensch gegangen, der nie laut war, aber in den Herzen vieler Spuren hinterlässt.

