Ein Syphon für den Schwarzbach
10.10.2025 Reichenbach, KientalDer Schwarzbach hat seinem Namen schon Ehre erwiesen: Mehrmals hat er mit dunklem, dreckigem Wasser die Bahnhofstrasse geflutet. Am 21. Oktober wird über bauliche Massnahmen informiert, um solche Ereignisse künftig zu verhindern.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Der Schwarzbach hat seinem Namen schon Ehre erwiesen: Mehrmals hat er mit dunklem, dreckigem Wasser die Bahnhofstrasse geflutet. Am 21. Oktober wird über bauliche Massnahmen informiert, um solche Ereignisse künftig zu verhindern.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Auslöser vieler Hochwasserschutzbauten waren die Unwetter von 2005, punktuell gefolgt von weiteren Naturereignissen 2011 und 2013. Reichenbach war zu allen drei Zeitpunkten betroffen. Seither hat die Schwellenkorporation etappenweise die Seitenbäche der Kander verbaut. Davon zeugen unter anderem die massiven Betonbauwerke in der Kiene und in der Suld sowie die aktuelle Baustelle im Reichenbach.
«Während dort oberhalb des Dorfkerns die Arbeiten im Gang sind, wird eine weitere wichtige Planung vorangetrieben», sagt Schwellen-Präsident Peter Bettschen. Die Bevölkerung ist am 21. Oktober zu einem Informationsanlass und zur Mitwirkung eingeladen. Im Zentrum steht der meist unscheinbare Schwarzbach, der durch den unteren Dorfkern und unter der Nationalstrasse und der internationalen Bahnlinie fliesst und mit dem Reichenbach in die Kander mündet.
Lange Röhre als Ablauf
Vorgesehen ist, dass künftig über zwei Überlaufstellen vor der Bahnhofstrasse und den dortigen Gebäuden überschüssiges Wasser in Richtung Kander abgeleitet werden kann.
Das Wasser, das nicht durch den normalen und massvoll ausgebauten Bachlauf passt, soll im Bereich des Bahnhofs unter Strasse und Bahn hindurchgeführt werden. «Damit wären viele Keller und beispielsweise auch die Coop-Filiale geschützt», erklärt Bettschen. «Es geht in erster Linie darum, grosse Sachschäden zu verhindern. Menschen sind durch den Schwarzbach wenig gefährdet. Zudem haben wir erfahrungsgemäss eine gewisse Vorwarn- und Reaktionszeit, wenn starke Niederschläge einsetzen.»
Im Ernstfall soll das Wasser in einer Röhre mit 2,6 Meter Durchmesser in einer Tiefe von 16 Metern unter den Verkehrsverbindungen hindurchgeführt werden. Zur Diskussion steht ein sogenannter Dücker – ein Bauwerk, das wie ein Syphon in der heimischen Küche oder im Bad funktioniert. Strömt Wasser aus dem Schwarzbach hinter der Milchsammelstelle in den tiefen Schacht, wird dieses auf der Kanderseite wieder hochgedrückt und fliesst dort in die Kander ab.
Gibt es Alternativen?
Der Präsident der Schwellenkorporation betont, dass erste Informationen an die direkt Betroffenen und die Anwohnenden auf grundsätzlich positives Echo gestossen seien. «Dennoch haben wir uns entschlossen, eine öffentliche Mitwirkung durchzuführen, bevor es an die detaillierten Projektarbeiten geht. Allenfalls gibt es noch wichtige Fragen zu klären oder sogar bessere und günstigere Varianten aus der Bevölkerung», sagt er und hofft auf eine rege Beteiligung. «So können wir auf den Tenor der Bevölkerung eingehen.» Die Kosten des Projekts schätzt Peter Bettschen nach heutigem Stand auf einen hohen einstelligen Millionenbetrag. «Eine grosser Summe – wir sind uns dessen bewusst», sagt er. Zugleich gibt er zu bedenken, dass bei günstigeren Lösungen allenfalls grössere Schäden in Kauf genommen werden müssten.
Der geplante Dücker ist nicht das erste Projekt für den Schwarzbach. Bereits um die Jahrtausendwende machte man sich in Reichenbach Gedanken über eine Lösung. Ein erster Vorschlag, das überschüssige Wasser durch die Personenunterführung der BLS in die Kander zu leiten, wurde vom Bahnunternehmen abgelehnt. Später änderten die amtlichen Bemessungsgrundlagen, und plötzlich mussten 15 statt bisher 10 Kubikmeter pro Sekunde abfliessen. «Das hätte einen Kanal von vier Metern Breite und zwei Metern Tiefe erfordert – im Dorfkern von Reichenbach einfach unmöglich», sagt Bettschen.
Deshalb entschied man sich für die Variante mit dem knapp 140 Meter langen Syphon. Diese habe sich bewährt und sei technisch umsetzbar, das fertige Bauwerk jedoch unterhaltsintensiv. Die beiden Überläufe würden ohne bewegliche Elemente ausgeführt, sodass sich deren Unterhalt in Grenzen halten dürfte. Eine andere Variante sei derzeit nicht ausgearbeitet – auch aus Kostengründen. Bettschen zeigt sich aber gespannt und offen für Rückmeldungen und Ideen im Rahmen der Mitwirkung. Dort werden Vertreter von Behörde und Verwaltung, der Schwellenkorporation und des Ingenieurbüros für Auskünfte zur Verfügung stehen.
Infoanlass: Dienstag, 21. Oktober, 20 Uhr im Kirchgemeindehaus Reichenbach.