«Ein Winter fast ohne Winter»
16.04.2024 TourismusDie letzten zehn Monate brachen allesamt die bisherigen Temperaturrekorde seit Messbeginn. Der fehlende Schnee in tieferen Lagen und der teils stürmische März bescherten den Wintersportorten höchstens durchschnittliche Besucherfrequenzen. Das zeigt eine Umfrage bei den Ski- ...
Die letzten zehn Monate brachen allesamt die bisherigen Temperaturrekorde seit Messbeginn. Der fehlende Schnee in tieferen Lagen und der teils stürmische März bescherten den Wintersportorten höchstens durchschnittliche Besucherfrequenzen. Das zeigt eine Umfrage bei den Ski- und Langlaufgebieten im Frutigland.
KATHARINA WITTWER
Der frühe Wintereinbruch weckte Hoffnungen auf eine gute Wintersaison. Der Skilift Faltschen nahm deswegen den Betrieb bereits am 3. Dezember auf – jedoch nur bis zum drauffolgenden Freitag. Da sämtliche Reichenbacher Schulen bei idealen Verhältnissen umgehend einen Skitag einlegten, zählte man gute Besucherzahlen. Ungefähr so lang wie der Skilift Faltschen konnte der Kinderlift Windegg in Aeschiried betrieben werden. Die beiden Lifte auf der Aeschiallmend dagegen blieben still. Die Loipe war an 39 Tagen befahrbar, bis hinunter nach Aeschi jedoch nur zu Beginn des Winters. Dank der Beschneiungsanlage konnte ein Schneedepot angelegt und damit den Langläufern der Loipenzugang ermöglicht werden.
Die Sesselbahn Kiental-Ramslauenen verzeichnete im Januar zwei Rekordwochenenden auf der Skipiste sowie vier Freitag- und Samstagabende auf der Schlittelbahn. «Hierzu hat sicher auch der Magic-Pass beigetragen», meint Betriebsleiter Daniel Wandfluh. «Während des ganzen Winters verzeichneten wir aber leider wenige Betriebstage.»
Gute Verhältnisse in der Höhe
In allen höhergelegenen Skigebieten erfreute man sich im Dezember und Januar hoher Frequenzen. Dazu beigetragen hat wohl das fehlende Weiss im Unterland. «Trotz des Wärmeeinbruches im Februar herrschten an Tschenten bis zum Saisonende Mitte März Topverhältnisse – auch auf der Schlittelbahn», informiert Stefan Oester. «Leider glaubten uns das die Schneesportler schlecht.» Die Gondelbahn und das Bergrestaurant seien dagegen sehr gut frequentiert gewesen. «Einheimische und Stammgäste scheinen den Hausberg wiederentdeckt zu haben», so das Mitglied der Geschäftsführung weiter.
Christian Zenger, Marketingverantwortlicher des Skigebietes Elsigen-Metsch, spricht von einer «zufriedenstellenden Saison». Bereits ab Februar herrschten frühlingshafte Bedingungen. Das heisst: am Morgen griffige Pisten, ab Mittag sulzig. Sämtliche Anlagen konnten bis zum Saisonende am Ostermontag betrieben werden. Die Talabfahrt dagegen war nicht durchgehend befahrbar.
Der März: «Vom Winde verweht»
Wegen starker Winde im März musste der Betrieb einiger Zubringergondeln und Sesselbahnen mehrmals eingestellt werden. «Obwohl wir an den Wochenenden und sogar über Ostern nicht fahren konnten, bewegen sich die März-Zahlen erfreulicherweise nur leicht unter dem Fünfjahresschnitt», weiss Jacques Isler. Der Geschäftsführer der Sunnbüelbahn blickt auf einen guten Winter zurück, unter anderem wegen der auf 10 Kilometer erweiterten Langlaufloipen und des populären Winterwanderweges auf die Gemmi. Noch herrschen winterliche Verhältnisse rund um die Spittelmatte. Die Bahn verkehrt bis Ende April noch dreimal täglich, vornehmlich für Tourengänger.
Im Dezember und Januar verzeichnete das Skigebiet Adelboden-Lenk (inkl. Chuenis- und Betelberg) ein grosses Gästeaufkommen. Im Februar, dem sonst stärksten Monat, brachen die Besucherzahlen ein. Bis auf einige unbeschneite Pisten konnte der Betrieb trotzdem überall bis zum vorgesehenen Saisonende aufrechterhalten werden. Einzig in der letzten Saisonwoche nach Ostern mussten einzelne Abfahrten aufgrund der warmen Temperaturen geschlossen werden. «Wir hatten einen Winter ohne Winter, einen viel zu warmen Februar und einen stürmischen März, in dem viele Events und Betriebstage dem Wind zum Opfer gefallen sind», teilt die Bergbahnen Adelboden-Lenk (BAL) AG mit. Dies bestätigten auch erste Zahlen: «Wir verzeichnen ca. 1 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr, im Vergleich zum Fünfjahresschnitt rund 4 Prozent weniger.»
Auf der Engstligenalp hofft man noch auf ein starkes Frühlingsgeschäft, denn abgerechnet wird erst nach dem 5. Mai.
Für Oeschinen bilanziert Verwaltungsratspräsident Christoph Wandfluh einen durchschnittlichen Winter im Rahmen des Vorjahres. «Unser familienfreundliches Gebiet mit kostenlosem Kinderland inklusive Schlitteln wurde von Familien neu entdeckt. Auch die kurzfristig gespurte, flache Loipe erfreute sich bei Anfängern oder Eltern, die ihren Nachwuchs im Kinderland betreuen liessen, grosser Beliebtheit.» Der Bahnbetrieb wurde Mitte März eingestellt. Erstmals bleibt das Selbstbedienungsrestaurant am See für Fussgänger im Frühling durchgehend geöffnet.