Frutigen stand am Wochenende ganz im Zeichen von Glockenklang, geschmückten Kühen und gelebtem Brauchtum: Der Trychlerklub Frutigen und die Gemschtrychler luden zum Oberländischen Trychlerträffä ein. GALERIE
MARTIN WENGER
Am Sonntag füllten sich die Strassen des Dorfes schon früh mit Schaulustigen. Passend zum Anlass spielte auch das Wetter ein abwechslungsreiches Stück: Auf sonnige Momente folgten dunkle Wolken und ab und zu ein kurzer Regenschauer – echtes Aprilwetter im Herbst.
Der Auftakt gehörte der traditionellen «Züglete». Festlich geschmückt mit Blumen, Tannzweigen und bunten Bändern zogen die Kühe der Familien Toni und Marianne Hager sowie Martin und Vreni Klopfenstein durch das Dorf. Stolz führten die Bauern ihre Tiere an, begleitet von Angehörigen in Tracht. Der Beifall der Zuschauer war ihnen sicher. Für viele Gäste ist die Züglete einfach ein schönes Beispiel dafür, wie eng Mensch, Tier und Natur in den Alpen zusammengehören.
Umzug im Rhythmus der grossen Glocken
Nach einer kurzen Pause folgte der gros se Festumzug. Rund vierzig Formationen nahmen daran teil: Trychlervereine aus dem Kander- und Simmental, aus dem gesamten Berner Oberland und darüber hinaus prägten das Bild. Auch einige Kindergruppen reihten sich ein, und in einigen Formationen machten auch Frauen mit und trugen damit zur Vielfalt bei.
Die meisten Trychlergruppen bauten während des Umzugs spezielle Elemente ein, wie zum Beispiel ein eindrückliches Peitschenknallen, verschiedenste Wechsel der Formationen und ein Schwingen und Hochheben der Glocken – und all dies genau im Takt. Die Mischung aus rhythmischen Klängen, Bewegung und Farben verwandelte die Dorfstrassen in eine lebendige Bühne des Brauchtums.
Hühnerhautmomente beim Austrychlen
Den Höhepunkt bildete anschliessend das Austrychlen auf dem Sportareal Widi. Rund 600 Trychlerinnen und Trychler stellten sich auf, um ihre schweren Glocken im gemeinsamen Rhythmus erklingen zu lassen. Das tiefe, gleichmässige Dröhnen erzeugte Hühnerhautmomente und vermittelte eindrücklich das Gefühl von Zusammenhalt und Tradition.
In seiner Schlussrede zeigte sich der OK-Präsident Geri Schranz erfreut und dankbar, dass das Fest so reibungslos über die Bühne gegangen ist. Annerös Grossen vom Gemeinderat Frutigen fasste es in ihrer Dankesrede in bewegende Worte: «Was wir heute erleben durften, ist einfach schön, richtig schön. Es berührt die Seele, und man kriegt Hühnerhaut, wenn man sieht, wie unsere Traditionen mit Stolz gelebt und unser Brauchtum mit Freude gepflegt wird.»
Rund um das Festareal herrschte bis in die Abendstunden fröhliches Treiben.
Festwirtschaft und Musik boten Gelegenheit, den besonderen Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Für die Bevölkerung und die vielen Gäste aus nah und fern war es ein Fest, das Tradition bewahrt und gleichzeitig ein Gefühl von Zusammenhalt schenkte.