Einblick in den Berg: ein Besuch im Lötschberg-Basistunnel
17.10.2025 Kandergrund, Blausee, MitholzBei einer Führung mit einem Besucherführer der BLS durch den Rohbautunnel vom Lötschberg-Basistunnel wird sichtbar, wie Eisenbahnbetrieb, Berg, Technik und jahrzehntealtes Wissen des Tunnelbaus in den Schweizer Alpen ineinandergreifen.
JACQUELINE ...
Bei einer Führung mit einem Besucherführer der BLS durch den Rohbautunnel vom Lötschberg-Basistunnel wird sichtbar, wie Eisenbahnbetrieb, Berg, Technik und jahrzehntealtes Wissen des Tunnelbaus in den Schweizer Alpen ineinandergreifen.
JACQUELINE RÜESCH
Wer bei der BLS eine der gefragten Führungen durch den noch nicht ausgebauten Teil des Lötschberg-Basistunnels besucht, beginnt die informativen Stunden im alten Bahnhof Frutigen, dem BLS-Besucherzentrum. So auch eine kleinere Gruppe von zwölf Besucherinnen und Besuchern am vergangenen Wochenende.
Die Führung begann mit der Begrüssung durch den «Reiseführer» Gerhard Kapphahn. Nach einer Einführung in die Welt und den Betrieb des Lötschberg-Basistunnels fuhr er mit einem Kleinbus die Gäste, ausgerüstet mit Helm und Schutzweste, nach Mitholz. Mit klopfendem Herzen erreichten die Besucherinnen und Besucher das Eingangsportal des Zugangsstollens Mitholz. Über eine steile Rampe und durch eine Luftdruckschleuse fährt man hier hinab auf das Niveau vom Bahn- und Rohbautunnel. Der Übergang vom Tageslicht in die Stille des Tunnels ist augenblicklich erlebbar, ein eigener Mikrokosmos eröffnet sich.
Orientierung im Berg: Pfeile, Tafeln, Schacht
Kaum drinnen im Rohbautunnel leuchten Verkehrssignale, Wegweiser und Geschwindigkeitsbegrenzungstafeln. Hier spürt man, dass man sich nicht in einem leblosen Hohlraum befindet, sondern in einem Netzwerk voller Bedeutung. Dieser Tunnelabschnitt wird mit Strassenfahrzeugen befahren, dient dem Unterhalt und ist Teil vom Rettungskonzept.
Ein wenig weiter im Tunnelsystem, in einer alten Wendenische, wo der Bus parkiert wird, taucht ein mächtiger Schacht auf – senkrecht, dunkel, die Öffnung hoch über den Köpfen der Gäste. Durch diesen Schacht wurde vormals das Ausbruchmaterial auf Förderbänder geladen und abtransportiert, ein Element, das den Sprengvortrieb mit der Oberfläche verband.
Dann betritt die Gruppe eine Technikzentrale – ein riesiges Areal mit Maschinerie, Aggregaten, Lüftungsrohren, Kabeltrassen und Containern. Viele technische Funktionen laufen hier zusammen und steuern den Tunnel- und Bahnbetrieb.
Die fehlenden sieben Kilometer: Gesteinsschichten und Durchstich
Zu Fuss geht die kleine Gruppe durch den Rohbautunnel zur Tunnelbrust, jene sieben Kilometer Berg Richtung Frutigen, die für den geplanten Ausbau noch ausgebrochen werden müssen. Besucherführer Gerhard Kapphahn erläutert die im Tunnelrohbau vorhandenen Informationstafeln, welche die Geologie des Berges erklären, Querschnittspläne und Ausbauphasen zeigen und den Vorgang des Durchstichs durch das Gestein dokumentieren – eine Mischung aus Architektur, Wissenschaft und Technik. Ebenfalls vorhanden sind nach Zeitalter geordnete Proben bereits getätigter Bohrungen aus Jahrmillionen Gesteinsbildung: jede Probe eröffnet einen Blick in die Erdgeschichte.
Dann folgt ein weiteres kurzes Abenteuer: Hinter einer Panzerglasscheibe beobachtet die Gruppe eine Intercity-Zugdurchfahrt im Bahntunnel – ein Donnern, ein Luftstoss, ein kurzes Beben. Erläuterungen zum Gleis, der Fahrleitung und zum Sicherheitssystem der Züge runden das Erlebte ab.
Feuerwehr, Einsatzzug und Rückkehr ans Licht
Nach der rund dreistündigen Besichtigung der Unterwelt, in der man sich wie ein Zwerg aus dem Film «Der Herr der Ringe» fühlt, der den Weg durch das Gewölbe des verlassenen Moria wagt, fahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour wieder ans Tageslicht. Die kleine Gruppe besucht im Anschluss noch den Lösch- und Rettungszug der BLS in Frutigen – ein rollender Feuerwehrzug mit Löschsystemen, Tankwagen und Rettungsausrüstung.
Zurück dann im sorgfältig restaurierten Jugendstil-Bahnhof Frutigen hallt in den Gedanken der Berg wider. Der Tag hinterliess Bilder von Gesteinsschichten, Technikflächen, Sicherheitssystemen und der tiefen Spannung dessen, was gebaut und bewahrt wird.
Weitere Informationen und Buchungen von Führungen unter: www.bls.ch/visit