Der voll besetzte Saal letzten Mittwoch im Kirchgemeindehaus liess vermuten, dass die Seniorenbühne Lyss-Seeland hier wohlbekannt ist. Die Laientheatergruppe gastiert im ganzen Kanton und unterhält das Publikum mit heiteren Stücken. Seit diesem Jahr ist sie als unabhängiges ...
Der voll besetzte Saal letzten Mittwoch im Kirchgemeindehaus liess vermuten, dass die Seniorenbühne Lyss-Seeland hier wohlbekannt ist. Die Laientheatergruppe gastiert im ganzen Kanton und unterhält das Publikum mit heiteren Stücken. Seit diesem Jahr ist sie als unabhängiges Theater unterwegs. Ihr ursprünglicher Auftraggeber Pro Senectute hatte ihr mehr Professionalität in der Regie verordnen wollen, damit mehr Gewinn erwirtschaftet werden könne. Das wiederum wollten die Laienschauspieler-Innen nicht. Ihnen ist die Freude am Spielen wichtiger als eine grosse Rendite. So sind sie jetzt auf sich selbst gestellt und müssen eigenständig für die Auftritte sorgen, wie der Interimsregisseur Fritz Boss und die Souf!euse und Buchungsverantwortliche Johanna Karo dem «Frutigländer» erklärten.
Die Nachfrage in Adelboden gab ihnen recht. Trotz «dänkbar ungünschtigem» – nämlich sonnigem – Wetter durfte die Präsidentin des Frauenvereins, Monika Hari, mehr als 70 gut gelaunte Gäste zur Aufführung des Stücks «Dänkbar ungünschtig» willkommen heissen.
Der Tote muss lebendig sein
Das Bühnenbild, ein Wohnzimmer mit gedecktem Tisch mit Kuchen und Cakes, liess eher an eine gemütliche Plauderrunde als an etwas «dänkbar Ungünschtigs» denken. Die Witwe Erna Moos und ihre Schwägerin Daniela Moos feiern gerade den 66. Geburtstag des auf einer Himalaja-Reise verunglückten Ehegatten. Da platzt der Versicherungsvertreter Beat Sommer herein – an sich ein freudiger Anlass, denn die Lebensversicherungssumme von Paul Moos ist fällig, allerdings nur für den lebenden Paul Moos. Also versuchen Erna und Daniela, dem Versicherungsvertreter den Tod von Paul Moos zu verheimlichen. Mithilfe des eher ungeliebten Nachbarn, den Erna als ihren Ehemann präsentiert, wollen sie sich die Versicherungssumme erschleichen. Und das gelingt mit viel Überredungskunst!
Aber eben: Ungünstigerweise gibt es weiteren Besuch von Anita und Dorli, der Tochter und der Ex-Frau des Nachbarn. Mit Händen und Füssen versuchen nun Erna und Daniela, das Lügengespinst aufrechtzuerhalten, bis ein Telefonat Erna so erschreckt, dass sie in Ohnmacht fällt. Zu guter Letzt – «dänkbar ungünschtig» – taucht der Totgeglaubte wieder auf. Wie in einer Komödie üblich, löst sich jedoch alles in Minne auf.
MONIKA INGOLD