«Eine Familienangelegenheit»
29.08.2025 KulturWenn sich Denise, Patrick, Alessia und Mia Suter im Sommer als Familie sehen wollen, ist der Treffpunkt das Tellspielareal in Interlaken. Vielen Leuten im Frutigland dürfte Patrick Suter aber auch so ein Begriff sein, er ist Bauverwalter in Frutigen.
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Wenn sich Denise, Patrick, Alessia und Mia Suter im Sommer als Familie sehen wollen, ist der Treffpunkt das Tellspielareal in Interlaken. Vielen Leuten im Frutigland dürfte Patrick Suter aber auch so ein Begriff sein, er ist Bauverwalter in Frutigen.
Man schrieb das Jahr 2019, als Denise Suter im Sekretariat der Tellspiele zu arbeiten begann. Zudem spielte Denise aktiv im Ensemble der Tellspiele mit. «So nahm alles seinen Lauf. Denn die Töchter Alessia, damals 14, und die 10-jährige Mia kamen bei den Proben im gleichen Jahr immer mit», erzählt Denise Suter lächelnd. Ihr Mann Patrick fuhr damals die Kinder am Abend zu den Proben und wartete auf die beiden. «Da machte es Sinn, auch gleich an den Proben teilzunehmen», fand Patrick.
Denise hat den Job im Tellbüro in der Zwischenzeit an den Nagel gehängt. Dafür arbeitet sie aktiv in der Taskforce und im Marketing mit. Patrick, Alessia und Mia haben aktuell sehr unterschiedliche Sprechrollen. «So sind alle eigenständig im Tellspiel engagiert», meint Denise. Und alle erinnern sich noch an den ersten Moment, vor Publikum zu spielen: «Das ging von aufregend über supernervös bis peinlich. Das Herz pochte extrem. Am liebsten wären wir damals im Boden versunken. Aber der Applaus war sehr herzerwärmend», so die vier unisono.
Denise ist von Anfang an dem Volk treugeblieben, ob als Winzerfrau oder Magd, das ist egal. Alessia und Mia starteten ebenfalls im Volk und erhielten ab der zweiten Spielsaison Sprechrollen. Patrick gab 2022 sein Bühnendebüt als «Winzer», ohne Sprechrolle, und als der Fischer Ruodi krankheitsbedingt ersetzt werden musste, sprang er ein. Seither ist er ebenfalls jedes Jahr mit einer Sprechrolle auf der Bühne mit dabei. Dieses Jahr als Henry der Söldner, Mia als Mary und Alessia als Tily.
Eine grosse Rundreise
Patrick fährt am Morgen von Beatenberg nach Frutigen zur Arbeit, dann zur Probe nach Matten und spätabends wieder nach Hause auf den Berg. Ist das nicht Stress pur? «Matten liegt fast auf dem Heimweg und ich mache es ja freiwillig als Hobby in meiner Freizeit – also nichts von Stress», erklärt Patrick zufrieden. Bei seinen Frauen ist es ähnlich.
Denise arbeitet teilzeit im Sekretariat der Feuerwehr Bödeli oder im Homeoffice für die Tellspiele und für den Verein zur Erhaltung des Schlittel- und Rodelparadieses Bussalp. Denise erklärt: «Je nach dem komme ich direkt von Interlaken zu den Tellspielen oder von zu Hause aus. Als Familie sprechen wir uns immer ab, wer wann im Areal eintrifft und wer Zeit hat für ein gemeinsames Abendessen im Spielerdorf.»
Alessia arbeitet bei der Mobiliar Versicherung am Standort Wattenwil. Da sie Führungen hinter den Kulissen anbietet, kommt sie von der Arbeit direkt zu den Tellspielen. Mia ist in Ausbildung bei der Einwohnergemeinde Wilderswil. Sie betreut vor der Aufführung und in der Pause zusammen mit Livia Grossniklaus den Popcorn Stand. Auch sie ist deshalb spätesten um 17.30 Uhr im Areal.
Viel Freizeit – bleibt nicht
Ende Februar/anfangs März geht es mit den Proben los. Bis dahin wurde bereits der Text zu Hause gelernt. Für Denise starten die Proben als letztes, ungefähr im April. «In den Tellspielen steckt unsere ganze freie Zeit. Da bleibt nicht mehr viel übrig, um weitere Hobbys zu pflegen. Aber ab und zu nehmen Patrick und ich eine Auszeit. Dann geht es auf einen kurzen Städtetrip oder eine Reise in ein fremdes Land», erzählt Denise. Die Kinder sind nach den Tellspielen unterschiedlich unterwegs. Alessia startet im späten Sommer mit den Regierarbeiten für ein Theaterprojekt des Turnvereins Beatenberg. Mia wiederum widmet die freie Zeit ihrer Ausbildung zur Kauffrau.
Die Tell-Saison der Familie Suter
Für Denise ist das gesamte Jahr Tell-Saison. Sie arbeitet in der Social-Media Gruppe der Tellspiele mit. Da ist nach der Saison vor der Saison und während der Spielsaison Hochsaison. Für Patrick, Alessia und Mia beginnt die Saison mit den ersten Proben und endet mit der Dernière. Jedoch beginnen im Oktober bereits wieder die Castings für die neuen Sprechrollen der kommenden Saison. Dass zu Hause das Theater am Tisch noch ein Thema ist, ist klar: «Wir stehen nur wenige Sequenzen gemeinsam auf der Bühne. Da passiert so viel auf wie auch neben der Bühne, wo die anderen nicht dabei sind. Zu Hause finden dann jeweils rege Gespräche und Diskussionen statt», so Alessia.
Und was kann man von den Tellspielen mit in den Alltag nehmen? «Die Ruhe und die Geduld, die es zum Proben wie auch auf der Bühne braucht», so die ganze Familie. «Klar, es ist sehr zeitintensiv, aber auch schön, so ein gemeinsames Hobby zu haben. Bei uns allen steckt sehr viel Herzblut in den Spielen und dem Verein. Zudem kommen sehr viele verschiedene Charaktere und Altersgruppen zusammen, genau das schätzen wir alle», meint Alessia.
Und im Winter die grosse Langeweile?
«Nach der Dernière muss man sich vielleicht schon ein bisschen an die Ruhe gewöhnen. Die Zeit ist aber kurz, denn im Oktober beginnen die Castings und die Tellspiele sind nicht lange aus den Gedanken», erklärt Denise. Bis zum nächsten Probebeginn sind Alessia und Mia dann auf der Skipiste anzutreffen.
Patrick geht mit seiner Bassgitarre zu seiner Band «The Unnounced» in den Bandraum. «Ich denke, wir alle sind an den Tellspielen, nicht nur persönlich, sondern auch als Familie gewachsen. Uns allen ist der Verein sehr wichtig. Deshalb packen alle nach Möglichkeit bei Helfereinsätze mit an», schliesst Patrick.
MICHAEL SCHINNERLING