Diese Selfie-Reihe öffnet ein Fenster ins Leben junger Menschen im Frutigland. Zehn junge Erwachsene erzählen, was sie beschäftigt, freut, stresst oder hoffen lässt. Sie zeigen, wie es ist, heute jung zu sein. In dieser Folge begleiten wir Michelle Koch.
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Diese Selfie-Reihe öffnet ein Fenster ins Leben junger Menschen im Frutigland. Zehn junge Erwachsene erzählen, was sie beschäftigt, freut, stresst oder hoffen lässt. Sie zeigen, wie es ist, heute jung zu sein. In dieser Folge begleiten wir Michelle Koch.
«Ich bin Michelle Koch, 18 Jahre alt und wohne in Adelboden. Momentan besuche ich das letzte Jahr am Gymnasium Thun. Mein Alltag ist ziemlich streng: Ich stehe um 5.30 Uhr auf, esse kurz etwas und bin um 6.15 Uhr aus dem Haus. Der Schulweg dauert rund anderthalb Stunden. Ich fahre mit dem Bus nach Frutigen, nehme den Zug nach Thun und dann nochmals einen Bus. Es ist anstrengend, hat aber auch schöne Seiten. Manchmal treffe ich unterwegs alte Freunde, die ich sonst kaum sehe.
Im Moment mache ich wieder beim Art-X mit. Das ist ein Jugend- und Kunstprojekt in Adelboden, das jedes Jahr eine Aufführung auf die Beine stellt. Dieses Jahr bin ich zum fünften Mal dabei, wieder beim Theater. Es ist intensiv, weil wir fast jedes Wochenende proben, aber es lohnt sich. Jedes Jahr gibt es ein Thema aus der Bibel. Diesmal geht es um echte Beziehungen. In
Kleingruppen reden wir über Freundschaft, Familie, Liebe und die Beziehung zu Gott. Ein wichtiger Aspekt für mich ist Ehrlichkeit. Eine Beziehung funktioniert nur, wenn man ehrlich ist, das Gegenüber ernst nimmt und versucht, sich zu verstehen. Das gemeinsame Beten ist für mich das Schönste am Art-X. Etwas, das mich beschäftigt, ist die zunehmende Digitalisierung. Sie hat Vorteile, wie etwa die Künstliche Intelligenz, die mir im Alltag schon oft geholfen hat, aber auch Schattenseiten. Ältere Menschen, die nicht damit aufgewachsen sind, werden zunehmend ausgeschlossen. Vieles funktioniert nur noch digital: An manchen Orten kann man nur mit Karte zahlen, und Post oder Bahnschalter haben nur noch begrenzte Öffnungszeiten. Bei uns Jungen sehe ich das andere Extrem: Wir sind ständig am Handy, auf Social Media, immer online.
Ich merke das auch bei mir. Ich schaue gern, was Freunde machen oder verfolge die Storys von Profiskifahrern. Deshalb setze ich mir klare Grenzen: Beim Lernen bleibt Instagram aus. Einmal habe ich sogar drei Wochen komplett darauf verzichtet. Ich habe mich motiviert, indem ich mir sagte: «Nur noch so und so viele Tage.» Mit der Zeit merkte ich, wie gut es tat. Ich lernte mehr und blieb motiviert, bis zum Schluss, auch wenn es am Ende herausfordernd war.
Nach dem Gymnasium möchte ich Jura studieren. Mich fasziniert, wie viele Wege sich danach öffnen. Mein Traum ist, Menschen zu helfen, vielleicht als Beraterin oder Anwältin. Als Emoji beschreibt mich der Berg am besten. Er löst ein Heimatgefühl in mir aus. Wenn ich aus meinem Zimmerfenster schaue, erinnern mich diese wunderschönen Berge an Gott und an meinen Konfirmationsspruch.»
AUFGEZEICHNET VON SARAH WNUK