Die Selfie-Reihe öffnet ein Fenster in das Leben junger Menschen im Frutigland. Zehn junge Erwachsene erzählen, was sie beschäftigt, freut, stresst oder hoffen lässt. Sie zeigen, wie es ist, heute jung zu sein – Teil 2 mit Nils Wäfler aus  ...
Die Selfie-Reihe öffnet ein Fenster in das Leben junger Menschen im Frutigland. Zehn junge Erwachsene erzählen, was sie beschäftigt, freut, stresst oder hoffen lässt. Sie zeigen, wie es ist, heute jung zu sein – Teil 2 mit Nils Wäfler aus Frutigen.
«Ich bin 20 Jahre alt, gelernter Elektroinstallateur und wohne in Frutigen in einer WG. Mein Alltag ist ziemlich vielseitig: Arbeit, Training, Freunde und zwischendurch einfach mal entspannen. Mit meinen Kollegen rede ich über vieles: die Zukunft, Geld, Liebe und oft auch über den Glauben. Das sind Themen, die uns alle beschäftigen.
Mein Freundeskreis besteht aus Leuten von der Jugendgruppe in Rohrbach, von der Arbeit oder vom Jiu-Jitsu. Manchmal ‹dorfet› man mit den Kollegen vom Bau, manchmal trifft man sich mit denen vom Training. Jiu-Jitsu mache ich nun fast seit drei Jahren. Mein Ziel ist es, ein- bis zweimal pro Woche zu trainieren – in Adelboden oder manchmal auch in Spiez. Was mir daran gefällt, ist die Vielseitigkeit des Sports. Man ist unter Leuten, bleibt in Bewegung und hat einen guten Ausgleich zur Arbeit.
Wichtig ist mir bei der Arbeit der Umgang mit den Lehrlingen – oder wie man bei uns sagt, den ‹Stiften›. Ich finde, sie dürften auf dem Bau mehr Wertschätzung bekommen. Viele vergessen, dass sie noch lernen. Ein erfahrener Arbeiter hat zwanzig Jahre Übung, ein Lehrling gerade mal zwei oder drei. Ein bisschen mehr Mitgefühl und Anerkennung würden guttun. Jeder hat schliesslich mal irgendwo angefangen.
Neben der Arbeit bin ich gerne aktiv. Ich gehe Skifahren, wandern oder mache etwas mit Kollegen. Ich sitze nicht gern einfach herum oder hänge am Handy. Das brauche ich sowieso schon genug für meinen Job. Zehn, fünfzehn, manchmal zwanzig Anrufe am Tag sind normal. Alles wird digital rapportiert, bestellt und organisiert. Ohne Handy geht es kaum noch. Privat brauche ich es selten. Nach Feierabend werfe ich es in mein Zimmer und lasse es dort. Ich habe Instagram, benutze es aber nur kurz. Nach zehn Minuten schliesst sich die App automatisch, und das Limit überschreite ich nie. Wenn der Timer abläuft, höre ich auf. Dann gehe ich duschen, esse etwas oder mache, worauf ich Lust habe – zum Beispiel lasern. Den Laser habe ich erst kürzlich gekauft. Man kann damit so ziemlich alles gravieren: Leder, Plastik, Holz oder andere Oberflächen. Manchmal beschäftigen mich auch grosse Dinge, wie zum Beiim Winter ins Militär, und wenn man sieht, was in Europa passiert, beschäftigt das einen schon. Trotzdem lasse ich mich davon nicht runterziehen. Ich bin ein positiver Mensch. Ich denke darüber nach, aber ich schaue nach vorn. Ich glaube an das, was in der Bibel in 1. Mose 8,22 steht: «Solange die Erde steht, und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.» Wenn ich mich mit einem Emoji beschreiben müsste, würde ich das mit dem Cowboyhut wählen. Es ist einfach zufrieden und macht seine Sache. Das passt zu mir.»
AUFGEZEICHNET VON SARAH WNUK