Eine Investition in die Sicherheit
27.09.2022 Reichenbach, KientalZwei Entscheide zum besseren Schutz vor Naturereignissen standen letztes Wochenende an. Die Reichenbacher Bevölkerung stimmte beiden Projekten zu. Es werden nicht die letzten gewesen sein: In der Gemeinde sind noch eine ganze Reihe Schutzprojekte in Arbeit.
HANS ...
Zwei Entscheide zum besseren Schutz vor Naturereignissen standen letztes Wochenende an. Die Reichenbacher Bevölkerung stimmte beiden Projekten zu. Es werden nicht die letzten gewesen sein: In der Gemeinde sind noch eine ganze Reihe Schutzprojekte in Arbeit.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Es wird noch bis Mitte 2024 dauern, bis man in Reudlen und im Rüteli ruhiger schlafen und wieder bauen kann. Aktuell besteht dort ein gewisses Risiko, dass von Felsabbrüchen grosse Steine bis zwischen die Wohnhäuser rollen. Letztmals war das im Februar 2021 der Fall. Die daraufhin aktualisierte Gefahrenkarte zeigte, dass fast alle Wohngebäude im roten Gefahrengebiet liegen.
Die beste der geprüften Schutzmassnahmen besteht aus einer Linie mit Dämmen und Netzen und kostet 1,75 Millionen Franken. Dieser Bruttobetrag wurde am Wochenende von 1138 BürgerInnen (79 Prozent) an der Urne angenommen, die Stimmbeteiligung betrug 57,5 Prozent. Der Gemeinde entstehen nach Subventionierung durch Bund und Kanton Restkosten von rund 280 000 Franken.
Mit der Umsetzung des Projektes kann die Gefährdungssituation massgeblich verbessert werden. Die Bauausführung soll im August 2023 beginnen und die Arbeiten bis Juni 2024 abgeschlossen sein.
Gemeindeanteil bewilligt
Ein ungleich grösserer Bruttokredit ist für die Verhinderung von Überschwemmungen im Dorfkern nötig. Dort drohen bei starken Regenfällen der Richebach und das Äussere Burstgräbli grosse Schäden anzurichten und Menschen zu gefährden. Wegen dieses Risikos wurde ein Hochwasserschutzprojekt ausgearbeitet, das beispielsweise eine neue Murgangsperre und einen aufgewerteten Uferbereich beinhaltet. Die Schwellenkorporation hat den dafür nötigen Bruttokredit von 8,72 Millionen Franken im Juni letzten Jahres bewilligt. Für die vom Projekt betroffenen eigenen Brücken und Werkleitungen muss die Gemeinde die Kosten übernehmen, was 825 000 Franken ausmacht.
1019 BürgerInnen (71 Prozent) stimmten diesem Gemeindebeitrag zu. Sobald die erforderlichen Bewilligungen vorliegen, kann das Projekt ausgeführt werden; die notwendige Bewilligung durch Bund und Kanton wird per Ende 2023 erwartet.
Was wartet noch?
Die ReichenbacherInnen haben nach diesen wichtigen Entscheiden aber noch keine Ruhe. Wie Peter Bettschen, der Präsident der Schwellenkorporation, auf Anfrage sagt, sind noch etliche Schutzprojekte entlang der zahlreichen Gewässer in Arbeit. Er zählt auf:
• Das Projekt Schwarzbach geht nächstens in die Vorprüfung beim Kanton.
• Bereits in die zweite Vorprüfung aufgrund kleiner Anpassungen gehen die Arbeiten für den Bereich Kander-Louwibach. Nach Vorliegen der positiven Fachberichte wird die öffentliche Auflage erfolgen.
• Ebenfalls kurz vor der Auflage sind die Verbauungen im Amsler. Dort ist aktuell aber noch offen, wo die geforderte Ersatzaufforstung erfolgen kann. Wer zur Lösung dieses dringenden Problems beitragen kann, soll sich bei der Schwellenkorporation melden, sagt Bettschen.
• Die Schutzmassnahmen im Chrachegrabe (Reudlen) sind derzeit in der Genehmigung, das heisst, es werden die abschliessenden Fach- und Amtsberichte beim Kanton eingeholt.
• Beim Erlibach im Kiental hat die Projektplanung begonnen, ist jedoch noch nicht allzu weit fortgeschritten.
Langfristiges Kander-Projekt
Eine ganz andere Dimension hat dagegen die geplante Renaturierung durch das Gesamtprojekt Kander 2050. Das sei ein langfristiges Vorhaben entlang des gesamten Kanderlaufes. Die Ausgestaltung des Teilbereiches Schwandi-Ey in Reichenbach ist noch nicht abschliessend klar. «Wir haben nun die Grundwasserdaten erhoben, um weiter planen zu können. Vorgesehen ist dabei eine Aufweitung der Kander», erläutert Bettschen. Die Kosten werden fast vollständig von Bund und Kanton getragen. Als Nächstes wird es zur öffentlichen Mitwirkung mit Infoveranstaltung kommen. Wann es so weit sein wird, lässt der Schwellenpräsident bewusst offen.