Drohen uns Zerstörungen?
Wohnt man im Gebirge, braucht es kein besonderes Auslöseereignis, um sich – bei aller Freude über die schöne Natur – Sorgen um die Landschaft zu machen. In den vergangenen Wochen hat aber das Gedanken-Machen ...
Drohen uns Zerstörungen?
Wohnt man im Gebirge, braucht es kein besonderes Auslöseereignis, um sich – bei aller Freude über die schöne Natur – Sorgen um die Landschaft zu machen. In den vergangenen Wochen hat aber das Gedanken-Machen – ausgelöst durch die Berichte aus dem Lötschental und aus Kandersteg – eine neue Schärfe erhalten. Mit einem Mal werden auch unsere Wege und Bäche einer genaueren Prüfung unterzogen.
Im vergangenen Jahr 2024 waren es gleich mehrere Ereignisse (Beispiel Brienz; aber auch im Suldgraben und im Suldtal selbst), welche die Sorge um Häuser und Höfe, aber auch um die Wanderwege und die touristische Infrastruktur aufleben liessen.
Besonders der 12. August 2024 hat nicht nur in Brienz, sondern auch im Suldgraben Schäden an der Trinkwasserleitung der WG Aeschi-Spiez, aber auch an einem der Wanderwege Richtung Pochtenfall verursacht. Was ist passiert? Und vor allem: Wie sieht es heute dort aus? Was sind die Perspektiven und worauf muss man achten?
Beispiel Suldtal
Dass heftige Unwetter einen Bach zum Überlaufen bringen können, ist völlig normal. Wenn aber tonnenschwere Geröllmassen in den Biegungen eines Bergbachs auf eine vorgeschädigte Uferzone treffen, dann reissen sie recht schnell grosse Mengen an Schüttmaterial und damit auch den Untergrund eines bachbegleitenden Wanderwegs mit.
Auch die Strasse auf der gegenüberliegenden Hangseite wurde dabei beschädigt, und das hatte eine teilweise Sperrung und Wieder-Instandsetzung mit Teilverlegung der Strasse zur Folge. Im vergangenen August war aber nicht allein die Strasse zum Pochtenfall-Restaurant und der auf derselben Seite darunter liegenden Wanderweg betroffen, sondern der auf der anderen Bachseite gelegene Pfad («links» aus Sicht des Baches), der bis dahin im Sommer und im Winter wegen seiner idyllischen Ausblicke sehr geschätzt wurde.
Der Weg ist seither zwar nur in Teilen beschädigt, aber wurde von der Gemeinde Aeschi gesperrt und seither auch nicht wieder hergestellt. Eine Abklärung, wie und mit welchen Kosten dieser Wanderweg wiederhergestellt werden kann, läuft allerdings im Moment, wie von der Gemeinde Aeschi zu erfahren war.
Wichtig zu sehen: Es war nicht einfach «der Berg». Es war der Bach, das Wasser, zusammen mit den zum Teil sehr grossen Steinen aus dem über die Pochtenfälle herunterkommenden Geröll.
Doch nicht nur. Es gibt weitere Schäden im Suldtal, denen man Rechnung tragen muss:
An einigen Stellen ist nach wie vor auch die Strasse beschädigt, und das gibt zumindest langfristig zu denken: Denn die Strasse liegt nicht unten am Bach, sondern auf der Gegenseite, deutlich oberhalb des Baches, am Berg. Und auch dort ist das Gelände immer wieder in kleinem Umfang in Bewegung, kann jedoch nach Auskunft des Leiters des Werkshofs in Aeschi, Beat Lengacher, auch immer wieder repariert und wiederhergestellt werden.
Oft bedenkliches Verhalten von Touristen
Tatsächlich sind es meist Auswärtige – Touristen oder Freizeitsportler – die sich auf solchen beschädigten Wegen selbst in Gefahr bringen: Seien es Fussgänger, welche die Absperrungen ignorieren, oder Velofahrer, die manchmal ohne jede Umsicht und Rücksicht in Baustellen oder gefährliche Situationen hineinrasen.
Auch im Suldtal, so berichtet Beat Lengacher, haben sich gerade die Velofahrer vor allem durch Rücksichtslosigkeit oder einfach überhöhte Geschwindigkeit schon erheblich selbst gefährdet.
Dies bleibt also, nach einigen Ortsbegehungen und mehreren Gesprächen mit Gemeindevertretern in Aeschi, der Gesamteindruck: Die Gemeinde tut alles, um auch kleine Gefahren abzusichern und die Wege wiederherzustellen. Aber auch die NutzerInnern der einmaligen Landschaft sind aufgerufen, sich verantwortungsbewusst und umsichtig zu verhalten.
MARTIN NATTERER