Einfach, aber wirkungsvoll: Mit wenig Aufwand fit in den Winter starten
25.11.2022 GesundheitWenn die kalten Tage kommen, haben auch Viren wieder Hochsaison. Schutz bieten ein gut vorbereitetes Immunsystem und möglichst hohe Hürden gegen die Erreger. Einige altbewährte Hausmittel sind sehr effektiv, um gesund durch den Winter zu kommen.
Egal, ob ...
Wenn die kalten Tage kommen, haben auch Viren wieder Hochsaison. Schutz bieten ein gut vorbereitetes Immunsystem und möglichst hohe Hürden gegen die Erreger. Einige altbewährte Hausmittel sind sehr effektiv, um gesund durch den Winter zu kommen.
Egal, ob Grippe-, Corona- oder eines der 200 möglichen Erkältungsviren: Zuerst müssen Erreger Barrieren überwinden, bevor sie sich im Körper einnisten und vermehren können. Weil es einfacher und effizienter ist, sie abzublocken, hält unser Organismus sie nämlich so weit wie möglich fern, bevor er die komplexe Maschinerie seines Immunsystems anwerfen muss.
Bewegung im Freien, ausgewogenes Essen, regelmässig trinken und ausreichend Schlaf sind einfache und sehr wirkungsvolle Massnahmen, um gesund und fit durch den Winter zu kommen. Sie lassen sich meist mühelos in den Tagesablauf integrieren.
Die «Wächter» hinter der «Haustür»
Bereits in der Nase, im Rachen und den Atemwegen wartet für Erreger die erste Herausforderung. Die Schleimhäute binden unerwünschte Eindringlinge und spedieren sie in Richtung Rachen, damit sie abgehustet oder geschluckt und verdaut werden, bevor sie sich im Gewebe einnisten und vermehren. Eine gute Befeuchtung ist die Voraussetzung, damit der Schleim die Eindringlinge bindet und die Abwehrzellen und Antikörper rasch zu Werke gehen können.
Sind die Schleimhäute trocken, fehlt dieser Schutzwall und die Keime können sich rasch und leicht ausbreiten. Einen guten Grundschutz leisten befeuchtende Nasensprays mit Meersalz, Dexpanthenol oder anderen Wirkstoffen, welche die Feuchtigkeit auf den Schleimhäuten aufrecht erhält. Sie ermöglichen ein befreites Atmen und können (und sollten) regelmässig verwendet werden.
Trinken – auch ohne Durstgefühl empfehlenswert
Die vielleicht wichtigste und gleichzeitig häufig vernachlässigte Prophylaxe ist regelmässiges Trinken. Wasser befeuchtet die Atemwege und hält den Schutzschild aufrecht. Auch ohne Durstgefühl dürfen es ruhig bis zu zwei Liter sein, die in kleinen Schlucken, verteilt über den Tag, getrunken werden. Steht die Thermoskanne mit warmem Tee, ein Fruchtsaft oder die Wasserflasche immer in Griffnähe, fällt das Trinken um so leichter.
Sobald dem Körper Wasser fehlt, schüttet er das Gewebshormon Histamin aus und signalisiert dem Organismus, jetzt Flüssigkeit zu sparen. Gleichzeitig bewirkt der erhöhte Histaminspiegel im Blut aber auch, dass gewisse Immunfunktionen gedrosselt werden. Somit unterstützt ausreichendes Trinken eine normale Funktion des Abwehrsystems.
Wärme fordert die Schleimhäute heraus
Wird die Heizung etwas gedrosselt, spart dies nicht nur Energie, sondern hilft mit, sich vor Erkältungen zu schützen. Beheizte Räume sind zwar heimelig, doch warme Luft ist Gift für die Schleimhäute. Sie trocknen aus und damit steht Keimen Tür und Tor offen. Regelmässiges Lüften und ein Luftbefeuchter sorgen für ein angenehmes Raumklima. Aetherische Aromaöle zur Raumbeduftung können mit ihren vielfältigen Wirkungen die Stimmung heben, die Konzentration fördern und Abwechslung in kalte und graue Wintertage bringen. Bei Erkältungen besitzen Eukalyptus-, Thymian-, Salbei-, Wacholder-, Latschenkiefer- oder Fichtennadelöl vielfältige positive Wirkungen.
Den Kreislauf in Schwung bringen
Gerade im Winter sind körperliche Betätigungen im Freien, Spaziergänge, Schneeschuhtouren oder Winterwanderungen besonders wichtig. Sie regen den Kreislauf an und fördern dabei die Durchblutung. Saunabäder dienen der Abhärtung und sind mehr als pure Wellness. Das vegetative Nervensystem wird angekurbelt und senkt die Ausschüttung von Stresshormonen, die das Immunsystem hemmen können. Der Widerstand gegenüber Erkältungen wird erhöht und die Reaktionsfähigkeit des Körpers gestärkt. Regelmässige Saunagänge können die Anfälligkeit gegenüber Erkältungen reduzieren und ihren Verlauf mildern.
Hühnersuppe als Medikament?
Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung hat besonders im Winter einen hohen Stellenwert. Saisonale Gemüse wie Rüebli, Kohl, Randen und Lauch enthalten besonders viele wertvolle Vitamine (Vitamin C, Beta-Carotin) und Mineralien (Zink, Eisen). Warme Mahlzeiten regen die Durchblutung und den Stoffwechsel an und wärmen den Körper von innen.
«Omas gute alte Hühnerbrühe» hat es sogar zu wissenschaftlichen Ehren gebracht, als ein amerikanischer Arzt im Jahr 2000 eine entzündungshemmende Wirkung von Hühnersuppe bei Atemwegsinfektionen in einer Labor-Studie nachgewiesen hat.
Die verzweifelte Suche nach etwas Wirksamem gegen COVID-19 trieb während der ersten Coronawelle 2020 allerhand Blüten. Irgendwann kam sogar die Frage auf, ob eventuell Hühnersuppe gut sein könnte? Die «hochtrabende» Erwartung bewog den Autor, 20 Jahre nach seiner Studie, zu einem pointierten Kommentar: «Die Unterscheidung zwischen unterstützender Wirkung und wirklichem Nutzen geht leicht verloren, insbesondere angesichts einer Krise.»
Über Nacht ein starkes Immunsystem?
«Schlaf ist die beste Medizin», die alte Weisheit gilt ganz besonders für das Immunsystem. Zu wenig Schlaf hemmt die Arbeit bestimmter Abwehrzellen, die erkrankte Körperzellen kapern und zerstören können. Dies zeigt eine Untersuchung einer deutschen Forschungsgruppe. Bereits drei Stunden zu wenig Schlaf schwächen das System und ausreichend Schlaf ist ausserdem wichtig für die Funktion der nachtaktiven Hormone. «Die Studienergebnisse zeigen, dass ein paar Stunden Schlafverlust genügen, um die Anhaftungsfähigkeit von spezialisierten T-Zellen zu reduzieren. Einfach nur Hinlegen ist auch gut, aber Schlafen ist besser», betont Professorin Tanja Lange von der Universität Lübeck.
Eine frühere Untersuchung zum Thema zeigte, dass Menschen die weniger als sieben Stunden schliefen, daraufhin dreimal mehr erkältet waren als Teilnehmer in der Gruppe mit mindestens acht Stunden Schlaf.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Zwei Abwehrlinien, ein Ziel
Zur Bekämpfung von Krankheitserregern besitzt der Organismus ein hoch effizientes Abwehrsystem.
Die unspezifische Abwehr kommt als erstes ins Spiel und erkennt alles Körperfremde. Gewisse weisse Blutkörperchen, Fresszellen genannt, patrouillieren permanent, fressen eingedrungene Erreger und zerlegen sie. Eine andere Gruppe weisser Blutkörperchen (die B-Zellen) erkennen bestimmte Bruchteile der zerlegten Erreger und produzieren grosse Mengen massgeschneiderter Antikörper dagegen. Gleichzeitig werden im Immunsystem die Gedächtniszellen gebildet. Dieses riesige immunologische Gedächtnis kann bei erneutem Befall des nun bekannten Erregers diesen sehr rasch und gezielt ausschalten – der Körper wird immun.
BI