Einmal über den Atlantik und zurück
27.10.2023 KulturSie kannten sich zuvor gar nicht, doch nun geben zwei Frutiger im Hotel Simplon ein besonderes Konzert. Ihr gemeinsamer Auftritt erzählt auch eine Geschichte über die verbindende Kraft der Musik.
MARK POLLMEIER
«Mein erstes richtiges Konzert habe ...
Sie kannten sich zuvor gar nicht, doch nun geben zwei Frutiger im Hotel Simplon ein besonderes Konzert. Ihr gemeinsamer Auftritt erzählt auch eine Geschichte über die verbindende Kraft der Musik.
MARK POLLMEIER
«Mein erstes richtiges Konzert habe ich im Simplonsaal gehört – und das hat mich direkt umgehauen», erzählt Philipp Furrer. Der gebürtige Frutiger ist in der Nähe des Hotels Simplon aufgewachsen. Eines Tages nahmen seine Eltern ihn mit zu einem Boogie-Woogie-Auftritt: zwei Pianisten, die an zwei Klavieren eine rasante Show lieferten. «Ich war damals im Primarschulalter, und dieser Aufritt war für mich ein absolutes Erlebnis», sagt Furrer – eines, das ihm bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Der erste Kontakt mit der «Weissenborn»
Ein weiteres Schlüsselerlebnis hatte er einige Jahre später. Es war die Zeit der Frutiger Singer-Songwriter-Festivals. «Ich besuchte ein Konzert mit David Lindley, und der spielte auf einer Weissenborn-Gitarre», erinnert sich Furrer. «Dieses ungewöhnliche Instrument hat mich fasziniert – vielleicht habe ich an genau diesem Abend Blut geleckt.»
Bis sich Philipp Furrer dann selbst seine erste Weissenborn-Gitarre zulegte, dauerte es allerdings noch eine Weile. Er ging zum Studium nach Bern, spielte in dieser Zeit mit einer «normalen» Gitarre in verschiedenen Bands, von denen eine sogar eine CD herausbrachte. Irgendwann ergab sich eine Gelegenheit, halbwegs günstig eine «Weissenborn» zu kaufen – jenes Instrument, das Furrer zehn Jahre zuvor in Frutigen gehört hatte.
Gesucht und gefunden
Dieser Gitarre (siehe Kasten) blieb er treu, komponierte sogar einige Solostücke. Doch irgendwann wurde es Furrer langweilig, immer nur alleine zu spielen. «Ich fragte mich, ob man meine Stücke auch mit mehreren spielen kann, zusammen mit anderen Instrumenten.» Furrer nahm sich vor, sich einige gute Musiker zu suchen und es einfach auszuprobieren.
Doch woher nimmt man die guten Musiker, die offen sind für ein solches Experiment? Einen entdeckte Philipp Furrer auf Instagram. Auf der Social-Media-Plattform war er über ein interessantes Musikvideo auf ihn aufmerksam geworden. Darin spielte Dominik Flückiger Schwyzerörgeli. Furrer kannte den jungen Mann nicht und begann, ihm via Instagram zaghaft Fragen zu stellen. Ob er aus Frutigen sei, was für Musik er denn so spiele usw.
Ein kleines Orchester entsteht
Wie sich bald zeigte, war Furrer über den Richtigen gestolpert. Dominik Flückiger war in Frutigen aufgewachsen, studierte damals aber Musik in Luzern. Bis heute unterrichtet er in Frutigen Schwyzerörgeli.
Schnell entdeckten die beiden gemeinsame Interessen und stellten fest, dass sie ähnliche Musik mochten. Und als Philipp Furrer irgendwann mit seiner Idee eines gemeinsamen Konzerts herausrückte, sagte Dominik Flückiger sofort zu.
Damit war der Grundstein gelegt. Zunächst trafen sich die Frutiger zu zweit, mal in Bern, mal in Frutigen, mal in Luzern. Sie probierten aus, wie man Furrers Stücke auf mehrere Instrumente aufteilen konnte. Nach dieser Anfangsphase kamen dann weitere MusikerInnen hinzu, eine Violinistin, ein Kontrabassist, ein Schlagzeuger. Bis auf Furrer, der sich noch immer als Hobbymusiker bezeichnet, sind sie alle Profis. Viele haben Musik studiert und bereicherten die gemeinsamen Proben mit ihrer Erfahrung und ihren Ideen.
Ein bisschen Ländler, ein bisschen Amerika
So entstand nach und nach das Transatlantik-Ensemble. Der Name bezieht sich nicht etwa auf die Mitglieder des kleinen Orchesters, sondern auf die Musik, die Schweizer Traditionen mit amerikanischen Weiten verbindet. Doch was heisst das, welchen Stil kann man sich darunter vorstellen? «Wir machen gefällige, einprägsame Musik», findet Dominik Flückiger. «Die Stücke sind durchaus an klassische Ländler angelehnt.» Vor allem die Weissenborn-Gitarre sorge jedoch für einen ganz eigenen Klang.
«Als wir anfingen, befürchtete ich noch, wir hätten zu viele langsame Stücke im Repertoire», erzählt Philipp Furrer. «Ich habe extra noch zwei, drei weitere geschrieben.» Inzwischen weiss er: Seine Sorge war unbegründet. Als das Ensemble komplett war, sorgten die übrigen Instrumente für so viel Rhythmus und Energie, dass von «langsam» keine Rede mehr sein konnte. «Wir haben nun eine gute Mischung, die Konzerte werden sicher nicht langweilig», ist Flückiger überzeugt.
Mitte November tritt das Transatlantik-Ensemble in Bern auf. Die Premiere jedoch wird in der Heimat stattfinden, im Simplonsaal, wo alles seinen Anfang nahm. Und was erwarten die beiden Frutiger von ihrem Auftritt? «Wir freuen uns darauf, am 3. November unsere Familien und viele alte Freunde auf eine musikalische Reise mitzunehmen», sagt Furrer. Eine Reise über den Atlantik und zurück.
Konzert am Freitag, 3. November, um 20 Uhr im Hotel Simplon. Tickets und weitere Infos über philippfurrer.ch
Die Weissenborn-Gitarre
Seinen Namen hat das Instrument von seinem Erfinder, dem Deutsch-Amerikaner Hermann Weissenborn (geboren 1863 in Hannover; gestorben 1937 in Los Angeles). Weissenborn war Instrumentenbauer und lernte in den USA die sogenannte Hawaii-Gitarre kennen. Er war fasziniert von diesem Instrument, baute es nach und entwickelte es weiter. So entstand die durch ihren hohlen Hals gekennzeichnete Weissenborn-Gitarre, die ihren Schöpfer später berühmt machte. Das sechssaitige Instrument wird zum Spielen auf die Knie gelegt. Weil eine Hand beim Spielen über die Saiten rutscht («slided»), entsteht der charakteristische gleitende Klang, den man unter anderem aus der Blues- und der Countrymusik kennt.
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TICKET VERLOSUNG
Für das Konzert am 3. November im Hotel Simplon verlost der «Frutigländer» 2 × 2 Tickets. Wer teilnehmen möchte, sendet eine E-Mail mit dem Betreff «Konzert» an redaktion@frutiglaender.ch. Einsendeschluss ist Montag, 30. Oktober, 23.59 Uhr. Die GewinnerInnen werden per E-Mail benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.