Noch das späte 19. Jahrhundert war von strengen Moralvorstellungen geprägt, und die zeigten sich nicht zuletzt in der Bademode. Zwar war es inzwischen auch Frauen erlaubt, in Seen oder im Meer zu baden. Doch Arme und Beine mussten dabei vollständig bedeckt bleiben. Die ...
Noch das späte 19. Jahrhundert war von strengen Moralvorstellungen geprägt, und die zeigten sich nicht zuletzt in der Bademode. Zwar war es inzwischen auch Frauen erlaubt, in Seen oder im Meer zu baden. Doch Arme und Beine mussten dabei vollständig bedeckt bleiben. Die Strandbekleidung bestand meist aus wollenen Hosen und einem zusätzlichen Rock. Zu einem sittsamen Dress gehörten ausserdem ein Hut, lange Strümpfe und Badeschuhe aus Segeltuch.
Mit der Belle Epoque wurde die Bademode allmählich rationaler und praktischer. Ab etwa 1900 hielten leichtere Stoffe Einzug; die bisher vorherrschenden dunklen Farben wurden bunter, die Schnitte verspielter. Sportliche, emanzipierte Frauen, die etwas wagen wollten, trugen – angelehnt an die Strandmode der Männer – etwas mit Streifen oder Punkten. Die Badehüte wurden nun abgelöst von um den Kopf gebundenen Tüchern oder bewegungsfreundlichen Badekappen aus Stoff.
Unser Bild gibt die damalige Lockerung der gesellschaftlichen und modischen Sitten perfekt wieder. Aufgenommen wurde es allerdings nicht in den 1910er-Jahren, sondern letzte Woche während der Belle-Epoque-Sommertage in Kandersteg. Was dort sonst noch los war.